Am 26. Oktober verließ die USS Gerald R. Ford, der größte Flugzeugträger der Welt, den kroatischen Hafen Split. Mit diesem Aufbruch schickten die Vereinigten Staaten unter US-Präsident Donald Trump ihr modernstes und mit geschätzten 13 Milliarden US-Dollar teuerstes Druckmittel direkt auf Konfrontationskurs in die Karibik – nur einen Katzensprung von Venezuela entfernt.
Dieser militärische Aufmarsch wird als offene Eskalation gewertet, die das politische Pulverfass der Region zu entzünden droht.
Die entscheidende Frage bleibt: Ist diese schwimmende, atomare Festung tatsächlich in der Lage, Präsident Maduro in die Knie zu zwingen, oder handelt es sich lediglich um einen gigantischen Bluff in einem Nervenkrieg?
USS Gerald R. Ford fährt nach Venezuela: „Ein Schritt näher am Krieg“
Die Verlegung des „Supercarriers“ USS Gerald R. Ford samt seiner Begleitflotte – bestehend aus Zerstörern und einem U-Boot – in die Karibik ist in jedem Fall ein beispielloser Schritt. Obwohl das US-Verteidigungsministerium den Einsatz mit der Bekämpfung des Drogenhandels und des „Narco-Terrorismus“ begründet, sehen Analysten darin eine direkte Drohung gegen das Regime von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro.
Die Konzentration von rund 20 Prozent der aktuellen US-Flotte auf See gegen Venezuela übertrifft an Feuerkraft alles Bisherige in der Karibik seit der Kubakrise. Die Strategie-Denkfabrik CSIS konstatiert, US-Flugzeugträger in dieser Region seien „sonst ein seltener Anblick“ und die aktuelle Situation sei „ein Schritt näher am Krieg“.
Expertenanalyse: Die militärische Reichweite des Superträgers
Die Kampfgruppe um die USS Gerald R. Ford ist mit Hunderten Marschflugkörpern und rund 60 Kampfflugzeugen, darunter F/A-18-Kampfjets, EA-18G-Jets zur elektronischen Kriegsführung und E-2D-Aufklärungsflieger, ausgestattet. Diese massive Feuerkraft ermöglicht es, schwere Luftschläge gegen Ziele im venezolanischen Inland zu starten.
Der Militärexperte Brian Fonseca von der Florida International University ordnet die militärische Bedeutung der Entsendung im „Spiegel“ ein: Mit der Präsenz des Flugzeugträgers sei es „leichter, Ziele an Land zu treffen“, da die USA damit eine mobile Basis deutlich näher an der venezolanischen Küste als jede ihrer festen Militärbasen positionieren könnten.
Hinsichtlich der Strategie hinter dem Manöver führt Fonseca im „Spiegel“ weiter aus: „Die Trump-Regierung will, dass das venezolanische Regime unter dem Druck einbricht.“ Er erwartet, dass die USA die Intensität ihrer Schläge gegen Drogenkartelle schrittweise erhöhen könnten, wobei kurzfristige Angriffe auf Regierungsmitglieder aufgrund der komplizierten Rechtslage als unwahrscheinlich gelten.
Im direkten Vergleich wären Venezuelas Streitkräfte der US-Übermacht hoffnungslos unterlegen. Die Verlegung des Trägers dient demnach primär dazu, diese Dominanz zu demonstrieren und den psychologischen Druck auf das Regime ins Unermessliche zu steigern.
Senator Scott: „Maduros Tage sind gezählt“
Die politische Stoßrichtung wird durch deutliche Appelle aus den USA untermauert. Der republikanische Senator Rick Scott aus Florida, ein enger Verbündeter von Präsident Trump, forderte Maduro im US-Magazin „60 Minutes“ offen zur Flucht auf. „Wenn ich Maduro wäre, würde ich sofort nach Russland oder China abhauen“, sagte er.
Der Senator sieht das Ende der Amtszeit Maduros als unmittelbar bevorstehend an: „Seine Tage sind gezählt“. Eine direkte US-Invasion hält Scott zwar für unwahrscheinlich, die massive Drohkulisse gelte aber als das entscheidende Druckmittel. Irgendetwas werde jetzt „in Venezuela passieren“, ob „intern oder extern“.
Regimewechsel aus der Luft unwahrscheinlich
Obwohl die luftgestützte Überlegenheit durch die USS Gerald R. Ford gesichert ist, bleibt die Notwendigkeit von Landstreitkräften für einen tatsächlichen Regimewechsel bestehen. Historische Erfahrungen, etwa aus dem Golfkrieg von 1990, zeigen, dass Diktatoren selten allein durch Luftschläge gestürzt werden. Die Entscheidung für eine Bodenoffensive, die mit hohen Verlusten verbunden sein kann, gilt als die höchste Eskalationsschwelle, die ein US-Präsident überschreiten müsste.