Positive Straftat-Bilanz trotz Makeln – „Sicherster Landkreis im ganzen Polizeipräsidium“

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Beim Sicherheitsgespräch im Landratsamt: Landrätin Andrea Jochner-Weiß mit Polizeipräsident Frank Hellwig (r.) und dessen Stellvertreter Michael Siefener. Im Hintergrund führende Vertreter des Landratsamts und der Polizeidienststellen. © Boris Forstner

Als „sicherster Landkreis im ganzen Polizeipräsidium“ konnten Landrätin Andrea Jochner-Weiß und Frank Hellwig, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd, positive Zahlen vermelden. Doch es gibt auch einige Problemfelder wie den weiterhin steigenden Anteil ausländischer Straftäter.

Landkreis – Die Landrätin hatte etwas Bammel vor dem gestrigen Termin, wie sie zugab. „Überall hört man nur Negatives zum Thema Straftaten“, sagte sie zur Befürchtung, die Zahlen könnten vergangenes Jahr auch im Landkreis Weilheim-Schongau nach oben gegangen sein. Doch Polizeipräsident Frank Hellwig konnte sie beruhigen: „Mit einer sogenannten Häufigkeitszahl von 3110 sind wir der sicherste Landkreis im ganzen Präsidium Oberbayern-Süd“, freute sich Jochner-Weiß.

Dass da die ausländerrechtlichen Verstöße, die (wie etwa ein illegaler Grenzübertritt) nur von Ausländern begangen werden können und so etwas in Grenzlandkreisen wie Traunstein öfter vorkommt, mit eingerechnet sind und Weilheim-Schongau eigentlich nur auf Platz drei gelandet ist, war da egal – die Botschaft lautete: „Man kann sich sicher fühlen im Landkreis.“ Als wichtigen Beitrag dazu wollte Hellwig gleich zu Beginn die Sicherheitswachten erwähnen, die den Beamten viel Arbeit bei kleineren Verfehlungen abnehmen und so zum Sicherheitsgefühl der Bürger beitragen.

Straftat-Bilanz in Weilheim-Schongau: „Sicherster Landkreis im ganzen Polizeipräsidium“

Allerdings haben die vier Sicherheitswachten im Landkreis arge Personalsorgen, wie Hellwig zugab: In Weilheim und Peißenberg sind es immerhin noch fünf Mitglieder, in Schongau nur drei und in Peiting sogar nur zwei. „Das wächst langsam, es muss auch passen. Wir wollen da keine Rambos haben“, sagt Hellwig zur Sicherheitswacht in Peiting, die es allerdings auch schon vier Jahre gibt.

Mit einer Fülle von Daten konnten die Verantwortlichen aufwarten, zum Beispiel zur Zahl der Versammlungen und Veranstaltungen (600), von denen viele, aber nicht alle polizeilich begleitet wurden. Dass es keinen Bergtoten aus dem Landkreis gab, obwohl die Einsätze in den Bergen massiv um 75 Prozent zugenommen haben. Und dass die Straftaten mit ausländerrechtlichen Verstößen um 1,7 Prozent auf 4336, ohne ausländerrechtliche Verstöße sogar um 3,3 Prozent 4174 zurückgegangen sind. Leider ist auch die Aufklärungsquote etwas gesunken, von 72,8 auf 70,5 Prozent. „Damit liegen wir aber immer noch deutlich über der bayernweiten Quote von 67,9 Prozent“, so Hellwig.

Zahl der ausländischen Tatverdächtigen liegt bei 35,8 Prozent

Was den Verantwortlichen Sorgen macht, ist der weiterhin hohe Anteil von Kindern (bis 14 Jahren), Jugendlichen (14-18) und Heranwachsenden (18-21) unter den insgesamt 2254 Straftätern: Die Zahl ist zwar mit 23,9 Prozent fast auf dem Niveau des Vorjahres (23,8), doch innerhalb der Kategorie gab es erhebliche Verschiebungen: So waren die strafunmündigen Kinder unter 14 an 157 Straftaten beteiligt, ein deutlicher Sprung nach oben (Vorjahr: 129). Damit kann sich auch der Landkreis dem Trend, dass Straftäter immer jünger werden, nicht verschließen.

Ebenso deutlich ist der Anstieg beim Anteil ausländischer Straftäter, ein politisch stets heißes Thema: Selbst ohne die ausländerrechtlichen Verstöße beträgt die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen 35,8 Prozent, also mehr als jeder dritte. Das ist nicht nur deutlich mehr als im Jahr 2023 (31,6 Prozent), sondern auch weit über dem Ausländeranteil, der im Landkreis 11,3 Prozent beträgt.

Siebenjährige drehen Porno nach

Vize-Präsident Michael SIefener legte das Augenmerk noch auf einige andere Punkte, die ihm Sorgen bereiten. Zum Beispiel das Thema Kinderpornographie. „Da gibt es Jugendliche, die mit solchen Bildern ein Geschäft aufziehen wollen, und Siebenjährige, die einen Porno nachspielen, weil sie es auf dem Smartphone gesehen haben“, sagt er. Auch Jugendliche, die in Chatgruppen Nachtfotos an Pädophile verschicken, die sich als Jugendliche ausgeben, kommen immer wieder vor. „Es vergeht kein Tga, an dem wir nicht mitb dem Thema Kinderporno zu tun haben“, so Siefener.

Das trifft auch auf den Callcenter-Betrug mit Enkeltrick & Co. zu. Siebenmal hatten die Täter damit im vergangenen Jahr im Landkreis Erfolg und erbeuteten so 140 000 Euro, im Jahr zuvor war es nur ein Fall mit 30 000 Euro. Hoch ging die Zahl auch bei der Gewaltkriminalität (von 152 auf 171), darunter 150 Körperverletzungen (Vorjahr: 117). Dort sei die Aufklärungsquote mit 82 Prozent aber nochmal deutlich höher. Tötungsdelikt gab es 2024 nur eines, und das mit einem Unfall auf einer Baustelle in Peiting eine fahrlässige Tötung und keine bewusste Gewalttat. „Messerangriff hatten wir zum Glück keinen“, sagt Siefener.

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Den deutlichsten Rückgang gab es bei den Rauschgiftdelikten mit einer Halbierung von 330 auf 165 Delikte, was natürlich mit der Cannabis-Legalisierung zusammenhängt. „Es ist viel illegaler Stoff im Umlauf, und die Dealer haben oft auf den halben Gramm genau die erlaubte Menge dabei“, ärgert sich Siefener, der sich wie Hellwig eine Rücknahme der Cannabis-Freigabe erhofft.

Zehn Unfalltote im vergangenen Jahr

„Am Gefährlichsten im Landkreis ist der Straßenverkehr“, sagt Polizei-Vizepräsident Michael Siefener mit Blick auf die Verkehrsstatistik. „Wenn wir bei der Kriminalität zehn Tote und fast 800 Verletzte hätten, will ich nicht wissen, was los wäre. Aber im Verkehr scheint es keinen zu interessieren. Damit können wir nicht zufrieden sein.“ Im Vorjahr waren es noch acht Tote auf den Straßen des Landkreises gewesen. Drei Tote habe es durch zu schnelles Fahren gegeben, ein E-Biker starb, weil er betrunken verunglückt ist.

Hauptunfallursache bei den insgesamt 3636 Verkehrsunfällen (plus 1,6 Prozent) war mangelnder Sicherheitsabstand mit 869 Fällen vor Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren (766). Die Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit (257, minus 17,4 Prozent) und Überholen und Vorbeifahren (82, minus 24,1 Prozent) gingen deutlich zurück.

Eine Zahl bei den Verkehrsstraftaten sticht ins Auge, nämlich beim verbotenen Kraftfahrzeugrennen: die stiegen um 600 Prozent, was in Zahlen sieben statt wie im Vorjahr eines ausmacht. „Das sind aber nicht die klassischen Rennen, sondern meistens Verfolgungsjagden, wenn sich Fahrer einer Kontrolle entziehen wollen“, so Siefener.

Delikte in Zahlen

Diebstahl (einfach):⇥ 705 (721)

Diebstahl (schwer): ⇥253 (274)

Gewaltkriminalität: ⇥171 (152)

Rauschgilftdelikte: ⇥165 (330)

Rohheitsdelikte: ⇥1032 (984)

Sexualdelikte: ⇥144 (147)

Sonstige Straftaten gem. StGB: ⇥1247 (1229)

Strafrechtliche Nebengesetze: ⇥435 (535)

Straßenkriminalität: ⇥660 (567)

Tötungsdelikte: ⇥1 (3)

Vermögens- und Fälschungsdelikte: ⇥519 (509)

Wohnungseinbruchdiebstahl: ⇥27 (15)

(Die erste Zahl zeigt die Fälle aus dem Jahr 2024, die Zahl in Klammern die Vergleichszahl aus dem Vorjahr)

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