Stadtbus-Preise steigen durch MVV-Beitritt: „Diese Verteuerung kann nicht sein“
Günter Sebök schätzt den Weilheimer Stadtbus. Der Unterhausener und seine Frau steigen regelmäßig ein. Doch der neue Tarif bereitet ihm Sorgen. Da ist er nicht der einzige.
Weilheim – Sprit, Lebensmittel, Eintrittspreise: Die Kosten steigen überall. Doch eine Teuerung, die schockiert Günter Sebök besonders – jene des Stadtbusses. Der gehört nach Beschluss des Stadtrats ab 1. Januar 2025 zum MVV-Gebiet, die Tarife werden entsprechend angepasst. Zum Teil bedeuten sie eine Vervielfachung der bisherigen Kosten. „Da muss man doch was machen“, sagt der Unterhausener. Dachte sich die ÖDP auch und fordert eine Subventionierung von Tickets für Grundschüler und Bedürftige. Im Hauptausschuss wurde der Antrag mit Blick auf die Haushaltssituation mehrheitlich abgelehnt, am heutigen Donnerstag steht er im Stadtrat auf der Tagesordnung.
Sebök hofft, dass es noch eine Lösung gibt. Die neuen Preise seien mit kleinen Einkommen kaum bezahlbar. Bisher haben er und seine Frau für die Fahrt zum Wochenmarkt das Tagesticket genutzt. Kostete pro Person einen Euro. Künftig würden 2 Euro pro Einzelfahrt (sofern nicht mehr als vier Haltestellen) fällig. Macht im Fall des Paares dann gleich 8 Euro für Hin- und Rückfahrt. „Diese Verteuerung kann doch nicht sein.“
Grüne unterstützen ÖDP-Antrag
Das sieht neben der ÖDP auch die Fraktion der Grünen so. Auch sie hat im Ausschuss für die Subventionierung gestimmt. „Die Preiserhöhung wäre nicht unumgänglich gewesen, wenn die Stadt Weilheim für einen Beitritt zum MVV zwingend vorausgesetzt hätte, dass (rein) für den Stadtbusverkehr Weilheim ein paralleles – günstigeres – Tarifsystem erhalten bleibt“, antwortet Manuel Neulinger, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Stadtrat, auf eine Anfrage der Heimatzeitung. Da es das nicht geben wird, „sind Entlastungen durchaus sinnvoll“ – auch, wenn diese bürokratischen Mehraufwand bedeuten.
Laut Neulinger werden für eine Tageskarte künftig 9,70 Euro (MVV, zwei Zonen) statt einem Euro fällig. Die Jahreskarte schlägt statt mit 150 Euro dann mit bis zu 684 Euro (MVV, zwei Zonen) zu Buche. „Hinzu kommt, dass zum Fahrplanwechsel im Dezember auch noch der Stadtbusverkehr an Sonntagen ersatzlos gestrichen wurde. Aus unserer Sicht eine falsche Entscheidung zu einem erst recht falschen Zeitpunkt.“ Er rechnet mit sinkenden Fahrgastzahlen.
Ganz anders sieht die Situation Bürgermeister Markus Loth, dessen „Bürger für Weilheim“ gegen den ÖDP-Antrag gestimmt haben. „Die Preiserhöhung wäre auch in Zukunft unumgänglich gewesen“, teilt er mit. „Im ÖPNV geht das Erheben von Fahrentgelten vor alleiniger Steuerfinanzierung.“ Das besage der „haushaltsrechtliche Grundsatz der Einnahmebeschaffung“. Das Defizit für 2023 liege bei rund einer Million Euro – „davon sind die Umsatzerlöse von 67 428,80 Euro bereits abgezogen“.
Was steigert wirklich die Attraktivität?
Von den im ÖDP-Antrag vorgeschlagenen Entlastungen rein für Stadtbus-Nutzer hält Loth nicht viel. Beispielsweise der Landkreis München und die Gemeinde Ismaning hätten mit Einführung des Deutschlandtickets ihre eigenen Bezuschussungen eingestellt. „Entlastungen sind dort sinnvoll, wo sie langfristige Auswirkungen haben“, sagt Loth. Über den Landkreispass sei Unterstützung für Bedürftige bereits gegeben, und durch ein 365-Euro-Ticket seien auch andere Berechtigte wie Schüler günstiger im MVV-Bereich unterwegs. „Es ist auch wichtig, das Thema überörtlich anzugehen, denn viele Entscheidungen, ob eine Person bedürftig ist, liegen in der Zuständigkeit des Landratsamtes.“
Neulingers und Seböks Sorge, dass der Stadtbus an Attraktivität verliert, teilt Loth nicht. „Nicht nur der Preis ist eine der Stellschrauben“, sagt Loth. „Die Vergangenheit zeigt, dass selbst die kostenlose Zurverfügungstellung des Stadtbusses 2020 und 2021 nicht zu einer entsprechenden Mehrnutzung geführt hat.“ Das Angebot werde „durch die Nutzung des MVV-Gebiets sowie die Vereinfachung und Vereinheitlichung von Tarifen verbessert“.
Sebök dürfte das kaum überzeugen. „Natürlich war der Stadtbus bisher sehr günstig. Ich sehe ein, dass man teurer werden muss“, sagt er. Aber in diesem Ausmaß? „Das ist doch auch eine soziale Sache.“ Einen Vorteil im MVV-Beitritt kann er für sich persönlich nicht erkennen. „Dann komme ich vielleicht günstiger nach München“, sagt er. „Aber wie oft fahre ich da hin?“