Mit neuen Thesen zum Ausbruch des Krieges versucht die deutsche Ex-Kanzlerin von ihrer katastrophalen Russlandpolitik abzulenken. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Angel Merkel hat es schon wieder getan. Polen und die baltischen Länder trügen eine Mitschuld an Putins Angriff auf die Ukraine, weil sie 2021 ein von ihr geplantes neues Dialogformat mit Russland blockiert hätten, behauptet die Ex-Kanzlerin in einem Interview.
Dieselbe Kanzlerin, die erst die Bundeswehr schrottete und dann den Aggressor im Kreml nach der Besetzung der Krim mit dem Bau der Putin-Pipeline zum Krieg ermutigte, macht damit Osteuropa für sein Unglück selbst verantwortlich. So redet sonst nur Moskaus ungarischer Handlanger Viktor Orbán. Lettlands früherem Außenminister Artis Pabriks ist kaum zu widersprechen, wenn er sagt, dass Merkel wie eine „russische Einflussagentin“ klinge.
Angela Merkel klingt wie Russlands Einflussagentin.
Merkels dreiste Täter-Opfer-Umkehr im Ukraine-Krieg
Noch empörter fielen die Reaktionen in Polen aus: Merkel habe „Blut an den Händen“ und solle endlich schweigen. Doch statt zu schweigen, gibt die rechthaberische 16-Jahre-Regentin ein Interview nach dem nächsten. Und macht im unablässigen Bemühen, ihre historischen Fehler zuzukleistern, alles nur noch schlimmer.
Ihre Täter-Opfer-Umkehr im Ukraine-Krieg ist so dreist wie die Behauptung, ihr „Wir schaffen das“ habe Deutschland nicht überfordert. Tatsächlich wurde sie, während linksliberale Kreise sie für ihre Tür-auf-Politik mit Preisen überhäuften, zur Geburtshelferin der „Alternative für Deutschland“ und zur Totengräberin der einst so mächtigen Christdemokratie in Deutschland.
Der aus den Jahren nach den großen Migrationsbewegungen ab 2015 resultierende massive Vertrauensverlust für CDU und CSU wirkt bis heute fort. Dass die beiden C-Parteien nicht mehr über die Kraft und vor allem nicht mehr über die Mehrheiten verfügen, um Deutschland auf Reformkurs zu bringen, dass Friedrich Merz an der Seite einer aus Angst vor den Wählern gelähmten SPD zu scheitern droht, auch das gehört zum schweren Erbe der Frau aus dem Osten. Mit ihrer Politik ist auch die bürgerliche Mitte des Landes zerbrochen. (Georg Anastasiadis)