Taucher jagen eingeschleppten Monsterfisch am Gardasee – „Er ist sehr gefräßig“

  1. Startseite
  2. Welt

Taucher jagen eingeschleppten Monsterfisch am Gardasee – „Er ist sehr gefräßig“

KommentareDrucken

Apnoetaucher machen im Gardasee Jagd auf eingeschleppte Welse. © Mattia Clep Marcolongo/Facebook

Ein eingeschleppter Raubfisch frisst im Gardasee die heimischen Fischgründe leer. Jetzt machen Taucher ohne Sauerstoffgeräte Jagd auf die Tiere, die bis zu drei Meter lang werden können.

Salò – Der Gardasee ist die Lieblingsbadewanne der Österreicher und Deutschen im Norden Italiens. Seine Felsküsten, die Palmen und kristallklares Wasser locken die Touristen in Scharen an. Doch unter seiner Oberfläche spielen sich täglich Dramen an: Riesige Raubfische machen Jagd auf so ziemlich alles, was sich unter der Oberfläche bewegt.

Monsterfisch im Gardasee: Am Kaspischem Meer ebenso zu Hause wie am Rhein – doch in Italien wird er riesig

Es sind Welse, auch Waller genannt, die man im Flusssystems des Rheins und aller weiter östlich gelegenen Flüsse Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Asien (Afghanistan) kennt. Nur südlich der Alpen ist die Spezies, die bis zu 100 Jahre alt werden und ein Gewicht von über 300 Kilo erreichen kann, nicht heimisch, weshalb die natürlichen Ökosysteme dort nicht auf ihn eingestellt sind. Doch der Wels wurde auch in Norditalien vermutlich von Anglern, die ihn fischen wollen, eingeschleppt und macht sich nun in den oberitalienischen Seen sowie im Po und seinen Nebenflüssen breit.

Am Iseosee bei Brescia gibt es bereits massive Probleme, da der Wels als Raubfisch fast alles frisst, was ihm vor sein mit langen Barten versehenes Maul kommt: Neben lebenden und toten Fischen werden Amphibien, Krustentiere, Insekten, Würmer und andere Wirbellose, sogar junge Wasservögel und auch Tauben sowie kleine Säugetiere wie Mäuse und Ratten zählen zu seiner Beute. Jetzt hat sich der Wels auch im Gardasee festgesetzt.

Eingeschleppte Fischart frisst Flüsse und Seen leer

„Dieser Fisch darf nicht der Sündenbock für alle Probleme des Gardasees sein, der durch andere kritische Probleme wie Abwassereinleitungen und Schwarzfischernetzwerke bedroht ist, aber die Kombination von Ursachen, einschließlich des Welses, führt zu einer Verarmung bemerkenswerter einheimischer Fische“, berichtet der Apnoetaucher Marco P. gegenüber larena.it. Er macht mit seinem Tauchfreund Stefano G. ​​​​ohne Sauerstoff, aber mit Harpunen bewaffnet Jagd auf die Welse. Die beiden haben im Laufe der Jahre die Technik verfeinert.

„Er ist sehr gefräßig“, so Stefano G., Präsident des Apnoeclubs Club Brescia und Vizepräsident der Garda Sports Fishermen‘s Union. Er erinnert sich noch gut an den ersten Kontakt mit einem „Torpedo“, wie die Italiener den Wels auch nennen: „Vor etwa zwanzig Jahren wurden wir während einer Rekultivierung in eines Kanals bei Mantua von den dortigen Fischern um Hilfe gerufen, sie waren verzweifelt, weil der Fisch, den sie einsetzten, von Welsen gefressen wurde.“

Im Fluss Po und anderen Flüssen wurden bereits Riesenexemplare gefangen

Damals habe er einen sehr starken 60-Kilo-Wels Kilo gefangen. „Nachdem ich ihn getroffen hatte, versuchte er, sich zu befreien und zu fliehen: Er zog mich durch die Hälfte des Kanals, bevor es mir gelang, ihn ans Ufer zu bringen.“ Stefano G., der in Salò am Westufer lebt, gehörte zu den 45 Fischern, die vor kurzem die erste Aktion zur Reduzierung der Welspopulation am Gardasee durchführten.

Der Hobbyangler zog diesen 2,80 Meter langen Wels in Italien aus dem Po.
Alessandro Biancardi jagte diesen Wels 23 Jahre lang im Po. © Alessandro Biancardi/Facebook

Normalerweise werden Welse mit Angeln gefangen, in den Flüssen machen sie längst Jagd auf das Unterwassermonster, das dort beträchtliche Größen erreicht. Marcos und Stefanos Apnoefangtechnik ist exotisch: „Die Dauer unserer Tauchgänge beträgt durchschnittlich eineinhalb bis zweieinhalb Minuten“, erklärt Stefano G.

„Der Wels hat das typische Verhalten der Fische an der Spitze der Nahrungskette, er weiß instinktiv, dass er keine natürlichen Feinde hat.“ Gegenüber anderen Fischen verhalte er sich aggressiv, während er in Gegenwart von Menschen eher apathisch sei. „Wenn er nicht in einem lebenswichtigen Bereich getroffen wird, reagiert er heftig, und man muss wissen, wie man damit umgeht, selbst von der Oberfläche aus, mithilfe der Rolle, mit der die Harpune ausgestattet ist.“

Sein Freund Marco P. bestätigt: „Es ist kein besonders technisches Angeln, denn da es sich um einen Fisch handelt, der es nicht gewohnt ist, gejagt zu werden, schwimmt er auch nicht weg.“ Das Problem bestehe darin, ihn zu überwältigen, sobald er harpuniert ist. P.: „Er hat eine unglaubliche Kraft, und wenn man kein Experte ist, dauert es nur einen Moment, bis er um die Flossen oder den Arm herumgeht und einen nach unten zieht.“

Die Zahl der Fänge nimmt extrem zu, berichtet Marco P.: „Vor sechs Jahren habe ich vielleicht sechs pro Jahr gefangen, dieses Jahr sind es schon über 50, das Durchschnittsgewicht liegt bei 25 Kilo, der Größte wog 80 Kilo.“ Und was passiert mit den gefangenen Welsen? „Ich gebe sie einigen Leuten aus dem Osten, die ich kenne, für die ist es eine Delikatesse. Wenn es eine Sache gibt, die ich nicht mache, dann ist es, ein wildes Tier zu töten und wegzuwerfen.“

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!