Höhere Netzentgelte: Stromversorger heben Preise ab April an

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Strompreise sind in Deutschland seit Jahren hoch. 2024 steigen sie bei vielen Anbietern nochmals an. Im April sollen die Preiserhöhungen in Kraft treten.

Frankfurt – Schon lange Zeit sind die Strompreise in Deutschland konstant auf einem hohen Preisniveau. Genauer gesagt haben sie sich in den vergangenen 15 Jahren etwa verdoppelt, wie das Vergleichsportal Verivox berichtet. Auch in diesem Jahr werden Verbraucherinnen und Verbraucher für Strom mehr zur Kasse gebeten als bislang. Genauer gesagt ab dem 01. April, denn dann erhöhen unter anderem mit EnBW aus Karlsruhe und EWE aus Oldenburg zwei der größten deutschen Energiekonzerne ihre Strompreise.

EnBW-Kundinnen und Kunden werden durch eine Strompreiserhöhung von 15,9 Prozent ab April dieses Jahres deutlich mehr für ihre Stromrechnung bezahlen als bislang. „Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.900 Kilowattstunden (kWh) bedeutet dies Mehrkosten von monatlich rund 16 Euro“, hieß es in einer Pressemitteilung des Konzerns, über die der SWR am gestrigen Dienstag berichtete.

Und auch der Oldenburger Anbieter EWE wird seine Strompreise zum 01. April deutlich anheben, wie der NDR heute meldete. Als Gründe hierfür benennt der Konzern etwa gestiegene Netzentgelte und die Umlage für stromintensive Betriebe. Seitens des Konzerns hieß es, die Preiserhöhung wird in etwa 210.000 Strombezieher treffen. Auf das Jahr gerechnet bedeutet das für Haushalte mit einem Musterverbrauch von 2.800 Kilowattstunden 62 Euro mehr.

82 weitere Energieversorger erhöhen ihre Strompreise – andere bleiben stabil

Neben den beiden großen Energiekonzernen EnBW und EWE gibt es auch weitere regionale Energieversorger, die 2024 ihre Strompreise anziehen. Für den März wurden so bereits 82 Strompreiserhöhungen bundesweit von regionalen Versorgern angekündigt, wie die Bild-Zeitung heute unter Berufung auf das Vergleichsportal Verivox berichtete. Im Durchschnitt betragen die Erhöhungen der Strompreise dabei etwa 6 Prozent. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von beispielhaft 4000 kWh entspricht das einer Mehrbelastung von rund 94 Euro im Jahr. 

Allerdings gibt es auch genügend Energieversorger, die ihre Preise trotz der undankbaren Marktsituation auf einem konstanten Niveau halten. Dazu gehört der Energiekonzern Enercity aus Hannover. Dem NDR zufolge hatte das Energie-Unternehmen zuletzt angekündigt, erhöhte Netzentgelte nicht seine Kundinnen und Kunden weitergeben zu wollen. Ebenso will auch der bundesweite Anbieter E.ON Energie Deutschland den Strompreis nicht anheben. Zumindest vorerst – eine Preiserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt schließt der Energieversorger laut NDR-Angaben allerdings nicht aus.

Neben den flächendeckenden Strompreiserhöhungen haben 13 Energie-Unternehmen Strompreissenkungen von rund 10 Prozent angekündigt. Das entspricht etwa 221 Euro. Dazu gehört unter anderem der Dortmunder Energieversorger DEW21, der zum 1. März seine Preise in der Grundversorgung senken will, oder die in Frankfurt am Main ansässige Eon-Tochter Süwag. Sie plant eine Preissenkung zum 01. Mai dieses Jahres.

Ampel-Koalition musste Pläne zu Zuschüssen revidieren – das ließ Netzentgelte steigen

Ursprünglich hatte die Ampel-Koalition geplant, Netzentgelte mit insgesamt 5,5 Milliarden Euro zu bezuschussen. Doch wegen des Defizits im Bundeshaushalt beschloss die Bundesregierung im Dezember, die geplanten Zuschüsse ersatzlos zu streichen. In der Folge hatten die großen Netzbetreiber ihre Netzentgelte mehr als verdoppelt – von 3,1 auf 6,4 Cent pro Kilowattstunde.

In einigen Bundesländern stiegen die Strompreise zuletzt sogar um etwa ein Drittel an, wie das Vergleichsportal Check24 im Januar berichtete. Demzufolge stiegen die Preise für Strom in Thüringen um 33 Prozent an. In Bayern muss mit 32 Prozent höheren Kosten gerechnet werden. Und auch in Nordrhein-Westfalen fallen 31 Prozent Mehrkosten an. Besser weg kommt beispielsweise das Bundesland Brandenburg, wo die Netznutzungsentgelte nur um zwei Prozent teurer werden. Ähnlich sieht es auch in Mecklenburg-Vorpommern aus – dort steigen die Netzentgelte um 4 Prozent.

Experte rät Verbraucherinnen und Verbrauchern, in der Wahl ihres Stromanbieters aktiv zu werden

„Verbraucherinnen und Verbraucher müssen in diesem Jahr deutlich mehr für Strom bezahlen als im vergangenen Jahr. Die politischen Entscheidungen wirken sich direkt auf den Geldbeutel von Energiekundinnen und -kunden aus“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Wer die Preissteigerungen minimieren möchte, rät der Experte, nun selbst aktiv zu werden und gegebenenfalls den Anbieter wechseln. „Nur so können Verbraucherinnen und Vebrraucher die enormen Mehrkosten abfedern.“

Gegenwärtig machen Steuern, Abgaben und Umlagen insgesamt etwa 29,5 Prozent des finalen Strompreises aus. Darin enthalten sind neben der Stromsteuer sowie Konzessionsabgaben an die Kommunen auch Abgaben, die sich aus dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG), der §19-NEV-Umlage, der Offshore-Netzumlage sowie der Mehrwertsteuer zusammensetzen. (Fabian Hartmann)

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