Vom Corona-Boom in die Insolvenz: Traditionsreiches Unternehmen vor dem Aus

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Nach über 40 Jahren ist ein Unternehmen aus dem Südwesten mit Tochtergesellschaften in China und den USA insolvent – wie geht es jetzt weiter?

Weingarten - Zahlreiche Traditionsunternehmen in Deutschland haben mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu kämpfen. Auch Baden-Württemberg, eigentlich bekannt als wirtschaftsstarkes Bundesland, bleibt davon nicht verschont: auf die Insolvenzen eines Elektro-Fahrzeugbauers aus Leingarten und eines Familienbetriebs aus Talheim folgt nun das finanzielle Aus für ein Unternehmen aus Oberschwaben.

Die traditionsreiche Venta-Luftwäscher GmbH aus Weingarten im Landkreis Ravensburg, auch überregional bekannt für den „Venta-Luftwäscher“ ist insolvent. Die Insolvenzbekanntmachung veröffentlichte das Amtsgericht Ravensburg bereits am 16. Mai. Für das Verfahren wurde der Insolvenzverwalter Martin Hörmann aus Ulm eingesetzt.

Ein alter Luftbefeuchter der Firma Venta
Mit Produkten wie diesem alten Modell eines Luftbefeuchters hat sich Venta in den letzten 40 Jahren einen Namen gemacht. ©  IMAGO / Schöning

Vom Corona-Boom in die Insolvenz

Gegründet wurde Venta bereits 1981 von Fred Hitzler, damals noch unter dem Namen Ventax. Das Prinzip, Innenräume durch Wasser zu befeuchten und Schadstoffe in der Luft zu reduzieren, indem diese im Wasser gebunden werden, führte in Kombination mit dem Qualitätssiegel „Mady in Germany“ bald zum Erfolg. Noch in den 90er-Jahren wurde die Firma mit neuen Tochtergesellschaften in den Benelux-Ländern und den USA international, 2004 wurde ein großer neuer Firmensitz in Weingarten errichtet.

Das Jahr 2021 markiert den vermeintlichen Höhepunkt der Unternehmensgeschichte: im Jahr des 40-jährigen Jubiläums gründete Venta nicht nur zwei neue Niederlassungen in China und Japan – dank der Corona-Pandemie konnte sich der Hersteller von Luftwäschern und -reinigern vor Aufträgen kaum retten. Doch die große Nachfrage während der Pandemie bremste die ursprünglich geplante, strategische Neuausrichtung, wie der damalige CEO Andreas Wahlich 2022 der Wirtschaftswoche erzählte.

Arbeit wird vorerst fortgesetzt, Investor gesucht

Der Umsatz-Boom hielt nur kurz an, wie viele mittelständische Unternehmen trafen auch Venta die gestiegenen Materialkosten und Lieferschwierigkeiten hart. Über die genauen Gründe für das aktuelle Insolvenzverfahren macht Venta jedoch keine Angaben. „Derzeit verschaffen wir uns einen umfassenden Überblick über die wirtschaftliche Gesamtsituation des Unternehmens“, wird Insolvenzverwalter Martin Hörmann von der Schwäbischen Zeitung zitiert.

Demnach werde die Arbeit des Betriebs vorerst uneingeschränkt fortgeführt, Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb zu sanieren und einen Investoren zu finden, der das Unternehmen finanziell unterstützt oder aufkauft. Ein ähnliches Schicksal hatte zuletzt zwei weitere Firmen aus Baden-Württemberg ereilt, die von einem chinesischen und von einem indischen Investor übernommen wurden.

Weingarten (Württ.) in Oberschwaben Blick auf die Stadt Weingarten (Württ.) im Schussental in Oberschwaben
Die Zukunft der Venta-Luftwäscher GmbH ist ungewiss: auch für die Stadt Weingarten keine erfreuliche Nachricht. © IMAGO / Zoonar

Mitarbeiter-Gehälter noch bis Juli gesichert

Die internationalen Tochtergesellschaften von Venta sind von den aktuellen Entwicklungen angeblich nicht unmittelbar betroffen. Und auch die Beschäftigten in Deutschland können wohl zumindest fürs Erste aufatmen: Entlassungen seien vorerst nicht geplant, die Gehälter der aktuell noch 51 Mitarbeiter in Weingarten seien noch bis einschließlich Juli 2025 durch das Insolvenzgeld gesichert, wie die Schwäbische Zeitung weiter berichtet.

Ob und wie es danach für Venta weitergeht, wird das Verfahren zeigen. Geldsorgen haben derweil nicht nur viele Traditionsunternehmen in Baden-Württemberg – auch den Kommunen, wie dieser Stadt im Ländle, gehen vermehrt die finanziellen Mittel aus.

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