Konkurrenz für Google und OpenAI: Schnellstwachsende Suchmaschine soll KI-Boom befeuern

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Neue Finanzspritze für Google-Konkurrent Perplexity AI: Die gehypte Suchanwendung hat Umsatz und Nutzung seit Jahresbeginn versiebenfacht. Auch die Deutsche Telekom spielt eine wichtige Rolle.

San Francisco – Perplexity AI will keine „klassische“ Suchanwendung sein, sondern stattdessen konkrete Antworten liefern. Das Startup hat prominente Geldgeber: So sind Amazon-Gründer Jeff Bezos oder der KI-Chip-Spezialist Nvidia mit an Board. Seit Jahresbeginn konnte das Unternehmen seinen monatlichen Umsatz und seine Nutzung versiebenfachen. Eine Finanzspritze in der Höhe von einer Viertelmilliarde US-Dollar bei einer drei Milliarden Bewertung soll Perplexity AI im Kampf gegen Google und ChatGPT einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Denn das Start-up hat einen ausgeklügelten Plan, direkt aufs Smartphone künftiger Nutzer zu kommen. Die Deutsche Telekom mischt hierbei ebenfalls mit – und bald auch deutsche Medienportale.

Perplexity AI auf der Überholspur: 250 Millionen Antworten im Juli

Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz sind längst im Alltag angekommen, ob in der Arbeit oder beim Verfassen von Texten. ChatGPT von OpenAI, Gemini von Google und Perplexity AI sind wohl die bekanntesten KI-Tools– vor allem letzteres befindet sich aktuell auf der Überholspur. Im Juli hat die KI-gestützte Suchmaschine in etwa 250 Millionen Fragen beantwortet – verglichen mit 500 Millionen Anfragen für das gesamte Jahr 2023, so Dmitry Shevelenko, Chief Business Officer von Perplexity, zur Financial Times.

Damit ist das Unternehmen die wohl am schnellsten wachsende generative KI-Anwendung seit dem Start von Open AIs ChatGPT im November 2022. Perplexity wurde im selben Jahr – sogar drei Monate zuvor – von einem ehemaligen Google-Praktikanten, Aravind Srinivas, gegründet. Der große Unterschied von Beginn an: Die Antwortmaschine beantwortet Suchanfragen mit „Echtzeit“-Informationen aus dem Internet inklusive Quellenangaben. Der Anspruch: Jede Antwort soll überprüfbar sein – und damit Zeit sparen.

Perplexity hat namhafte Investoren: Amazons Jeff Bezos und ChatGPT-Gründer an Board

Einige große Namen der Internetbranche unterstützen das Unternehmen mit Geld und Know-How: Nvidia, Amazon-Gründer Jeff Bezos, OpenAI Co-Founder Andrej Karpathy und Meta AI Chef Yann LeCun. Mit der letzten Finanzierungsrunde kam auch die japanische SoftBank als Investor dazu.

Um direkt aufs Smartphone künftiger Nutzer zu kommen, setzt Perplexity AI in seiner Strategie auf Telekommunikationsunternehmen, mit deren Hilfe Perplexity künftig schneller bekannter werden soll. „Telecom-Partnerschaften sind ein Kernstück unserer globalen Wachstumsstrategie“, meinte Perplexity-CEO Aravind Srinivas noch Anfang des Jahres in einer Presseaussendung des Unternehmens. In Deutschland wurde zuletzt eine Partnerschaft mit der Deutschen Telekom angekündigt, die Perplexity Privat- und Geschäftskunden näher bringen und die Reichweite steigern soll.

„Wir befinden uns mitten in einer Technologierevolution, die jeden Aspekt unseres Lebens umgestalten wird“, meinte Jon Abrahamson, Chief Product & Digital Officer bei der Deutschen Telekom, im April zur Ankündigung – umso mehr freue man sich auf die Zusammenarbeit. Erst im Juni hatte Abrahamson im Gespräch mit Heise lobende Worte für Perplexity.

Es sei schwer, sich an eine Welt vor der Google-Suche zu erinnern, vor allem, wenn man an die Auswirkungen denke, die die Google-Suche auf die Gesellschaft und die Demokratisierung von Informationen hatte. „Aber Suche ist ein Produkt, das nicht so gut gealtert ist. Es wird sehr stark von einem Werbegeschäftsmodell angetrieben. Und man muss sagen, dass dieses Produkt und Geschäftsmodell eher auf die Optimierung für den Werbetreibenden und nicht für den Kunden fokussiert“. Dies sei bei Perplexity anders, das sich rein darauf konzentriert, die Suche für seine Nutzer zu vereinfachen. Telekom-Kunden mit Apple-iPhone sollen Perplexity dank der Partnerschaft ein Jahr kostenlos nutzen können.

Perplexity übt Kritik an ChatGPT: Keine „hochwertigen Quellen“

Das Unternehmen will nun sein Geschäftsmodell von Abonnements auf Werbung umstellen und tritt damit in einen engeren Wettbewerb mit Google, das die 300 Milliarden Dollar schwere Suchanzeigenbranche dominiert. „Letzten Endes hat der kleinere Anbieter in diesem Bereich zwei Vorteile: Schnelligkeit und Fokus“, so Shevelenko. „Unsere Nutzer und unser Team denken nur an eine Sache, wenn es um Perplexity geht: einen Ort, an dem sie Fragen beantwortet bekommen. Der Wettbewerb schärft unseren Fokus noch mehr.“

Im Interview spart Shevelenko auch nicht mit Kritik am ChatGPT-Konkurrenten: „Sie konzentrieren sich nicht darauf, die Fragen der Menschen mit hochwertigen Quellen zu beantworten. Das ist der Grund, warum SearchGPT im direkten Vergleich mit Perplexity nicht mithalten kann.“

Ein großer Prozentsatz der Einnahmen soll künftig aus gesponserten Artikel von zitierten Nachrichtenverlagen generiert werden. Die Suchmaschine hat bereits Verträge mit Time, Spiegel oder Fortune. Mehr sollen folgen. Laut Shevelenko will man so auch für den Journalismus „langfristig Anreize schaffen“. Anstatt dem User wie bei Google Informationen von möglichst vielen Nachrichtenportalen zu zeigen, sollen es bei Perplexity AI wenige, aber relevante sein – wer dazu zählt, wählt das Unternehmen selbst aus.

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