Brisante Patente aus China erhärten Verdacht um Ostsee-Vorfälle
In der Ostsee häufen sich Fälle mutmaßlicher Sabotage an Unterseekabeln. Im Verdacht steht auch ein chinesischer Frachter. Patentanträge aus China liefern nun weitere Hinweise.
Lishui – Zwei wichtige Telekommunikations-Kabel in der Ostsee wurden im November vergangenen Jahres beschädigt: die „Cinia C-Lion1“-Verbindung zwischen Deutschland und Finnland sowie ein Unterwasser-Kabel zwischen Schweden und Litauen. Patentanträge in China zeigen, dass Ingenieure in der Volksrepublik offenbar Geräte erfunden haben, mit denen sich solche Kabel schnell und günstig durchtrennen lassen.
Chinesische Frachter im Visier: „Niemand glaub an Versehen“
„Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“, kommentierte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) den Schaden an den Ostsee-Kabeln im vergangenen Jahr. Die Route eines chinesischen Frachters deutete laut schwedischen Ermittler auf Bewegungen hin, „die zeitlich und räumlich den aufgetretenen Unterbrechungen entsprachen“, sagte der schwedische Zivilschutzministers Carl-Oskar Bohlin dem Sender TV4. Das Schiff „Yi Peng 3“ unter chinesischer Flagge war also genau an jenen Stellen vorbeigekommen, an denen die Kabel gekappt worden waren.
Im vergangenen Jahr wurde auch die Erdgas-Pipeline Balticconnector beschädigt. Laut finnischen Ermittlern hatte der Anker eines chinesischen Containerschiffs namens „Newnew Polar Bear“ die Verbindung durchtrennt. China sprach von einem Unfall. Am Donnerstag (9. Januar) ereignete sich nun ein ähnlicher Vorfall vor der Küste Taiwans. Ohne konkrete Beweise vorzulegen, äußerte die Regierung in Taipeh den Verdacht, ein von China gechartertes Schiff könnte etwas mit einem beschädigten Unterseekabel zu tun haben. Es könne „die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden“, dass das Schiff in „Grauzonen“-Aktivitäten verwickelt gewesen sei, hieß es von der taiwanischen Küstenwache dazu laut der Nachrichtenagentur Reuters.
Patente geben Einblicke: Nutzt Peking neue Technik für gezielte Unterwasser-Angriffe?
Ingenieure der Lishui-Universität in der Küstenprovinz Zhejiang entwickelten im Jahr 2020 offenbar ein „Schleppgerät zum Schneiden von Unterseekabeln“. Das geht aus einer Analyse chinesischer Patentanträge des US-Magazins Newsweek hervor. Die Vorrichtung ähnelt einem Anker mit Schneidemessern. „Bei der herkömmlichen Schneidemethode muss zunächst die Position der Kabel ermittelt werden, dann werden sie ausgegraben und zum Schneiden geborgen. Das Verfahren ist komplex, es wird viel teure Ausrüstung benötigt, und die Kosten sind zu hoch. Es besteht ein Bedarf an einem schnellen, kostengünstigen Schneidegerät für Unterseekabel, um diese Aufgabe zu bewältigen“, schreiben die Autoren.
Dass Ingenieure einen entsprechenden Patentantrag stellten, beweist zwar nicht Chinas Verwicklung in mutmaßliche Sabotageakte an Unterwasserkabeln. Doch macht es zumindest deutlich, dass ein Forschungsinteresse in dem Bereich besteht. Angebliche illegale Kabel vor der Küste Chinas nannten die Autoren des Patentantrags als Grund für die Entwicklung des Schneidegeräts. Diese Begründung sei absurd, kommentierte ein Experte gegenüber Newsweek. Denn die Methode sei willkürlich und könne auch nützliche Kabel beschädigen. Zuletzt verstärkte die Nato ihre Präsenz in der Ostsee, um die Gefahr hybrider Angriffen auf wichtige Infrastruktur einzudämmen.