Wegen Taktik gegen AfD: Grünen-Politikerin Lang kritisiert SPD-Aufholjäger Woidke

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Dietmar Woidke ist bei der Landtagswahl in Brandenburg ein großes Risiko gegangen und hat gewonnen. Die Grünen kritisieren die Taktik des SPD-Wahlsiegers.

Potsdam – Er ist der große Gewinner der Landtagswahl 2024 in Brandenburg: Dietmar Woidke von der SPD. Im Vorfeld der Abstimmung hatte der 62-jährige Ministerpräsident hoch gepokert. Woidkes Ankündigung: Er wolle zurücktreten, sollte die AfD vor seiner SPD die nach Stimmen stärkste Partei werden. Dieses Vorgehen brachte ihm bei all der Gratulationen nach der Wahl am Sonntag auch Kritik ein.

Landtagswahl in Brandenburg: Dietmar Woidke setzt sich gegen die AfD durch

Auf Dauer könne so ein Verhalten zu einem „taktischen Problem für die demokratischen Parteien“ werden, meinte etwa Grünen-Chefin Ricarda Lang. Ihre Partei sei bei der Wahl „unter die Räder gekommen“, sagte sie in der ARD. Nur noch 4,2 Prozent der Stimmen holten die Grünen, nachdem es bei der Landtagswahl 2019 noch 10,8 Prozent gewesen waren. Diverse Grünen-Wähler dürften aus wahltaktischen Gründen für die SPD gestimmt haben.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann lobte im „heute journal“ des ZDF dagegen: „Wir brauchen solche mutigen Politiker in Deutschland.“ Woidke selbst hatte sich nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses emotional gezeigt. „Es war wie so oft in der Geschichte, dass es Sozialdemokraten waren, die Extremisten auf dem Weg zur Macht gestoppt haben“, erklärte er in seiner feierlichen Rede vor Parteifreunden.

Bleibt sehr wahrscheinlich Ministerpräsident in Brandenburg: Dietmar Woidke von der SPD.
Bleibt sehr wahrscheinlich Ministerpräsident in Brandenburg: Dietmar Woidke von der SPD. © IMAGO/Bernd Elmenthaler

Landtagswahl in Brandenburg: Taktik von Ministerpräsident Woidke geht auf

„Ich wollte mit allen demokratischen Mitteln verhindern, dass eine Partei gewinnt, die gegen alles steht, wofür ich Politik mache“, sagte er später im „heute journal“ zu seiner Taktik unter dem Motto „entweder die AfD oder ich“. „Demokratien geraten durch Rechtspopulisten unter Druck“, meinte er weiter. „Eine gute Basis muss gute Politik sein“, sagte er und, dass „die Menschen Kontinuität und Stabilität gewählt“ hätten.

Zwischenzeitlich hatte die AfD in Umfragen vorn gelegen. Laut einer Erhebung von Infratest dimap für die ARD gaben jedoch zum Beispiel 42.000 Grünen-Wähler ihre Stimme diesmal für Woidkes SPD ab. Von der Linken waren es demnach 27.000 Wählerstimmen. Die Partei verpasste zum ersten Mal überhaupt bei einer Landtagswahl im Osten den Einzug in einen Landtag.

Ergebnis der Landtagswahl 2024 in Brandenburg:
SPD 30,7 %
AfD 29,5 %
BSW 13,3 %
CDU 12,1 %
Die Grünen 4,2 %

Quelle: Hochrechnung in der ARD, 22. September, 21.09 Uhr

Landtagswahl in Brandenburg: SPD landet vor der AfD – CDU abgeschlagen

Die letztlich geschlagene AfD kritisierte Woidke für dessen Strategie scharf. „Die SPD konnte einen taktischen Wahlsieg feiern und hat dafür die kleinen Parteien versenkt“, sagte Parteichefin Alice Weidel im Interview mit dem ZDF: „Michael Kretschmer ist angereist, um Werbung für Woidke zu machen und nicht für den CDU-Spitzenkandidaten.“

Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) hatte die knapp 2,1 Millionen Wählerinnen und Wähler in Brandenburg aufgefordert, für SPD-Mann Woidke zu stimmen, um so einen Wahlsieg der rechtspopulistischen AfD zu verhindern. Woidkes Taktik ging auf, war hinterher aber nicht unumstritten. Auch nicht in der demokratischen Mitte. (pm)

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