„Es geht um unser Land“ – Selenskyjs Minister will in Deutschland für den Ukraine-Krieg rekrutieren

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Die Ukraine will geflüchtete Bürger mobilisieren. Wer nicht antritt, soll bestraft werden - ein bedenkliches Signal mitten im Krieg gegen Russland.

Kiew – 450.000 bis 500.000 Soldaten – so viele will Wolodymyr Selenskyj für den Krieg gegen Russland mobilisieren. Das sagte der ukrainische Präsident vergangenen Dienstag. Doch die Frage ist: Woher sollen die Kämpfer kommen? Ein neuer Plan sieht vor, Ukrainer aus dem Ausland für den Dienst an der Waffe einzuberufen – auch aus Deutschland.

Dabei setze die Regierung in Kiew auch auf Zwang. Wer sich nicht freiwillig zur Verteidigung gegen die Truppen des russischen Machthabers Wladimir Putin meldet, den soll eine Strafe erwarten. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow wisse aber noch nicht, welche Konsequenzen den Unfreiwilligen drohen würden. „Wir besprechen noch, was passieren soll, wenn sie nicht freiwillig kommen“, sagte Umerow mehreren Medien, darunter Bild, Politico und Welt TV.

Ukrainisches Militär sieht Krieg gegen Russland als „Ehre“

„Wir schicken ihnen eine Einladung und es ist dann ihr Recht, zu uns zu kommen und zu dienen“, sagte der Verteidigungsminister im Interview. Eine Bürde sehe er in der Rekrutierung für den Ukraine-Krieg nicht. Der Kampf für das eigene Land sei nach Umerow „eine Ehre.“ Und das trotz vermeintlich hoher Verluste auf beiden Seiten.

Ukrainische Soldaten im Training im Nebel in England
Ukrainische Soldaten nehmen an einer Trainingsübung im STANTA-Trainingslager in Ostengland teil. Im Ausland lebende Ukrainer sollen wohl zum Kriegsdienst berufen werden. © ALASTAIR GRANT / POOL / AFP

Die Kriegsmüdigkeit unter den Ukrainern scheint wenig verwunderlich, will man russischen Angaben zu Verlusten der ukrainischen Armee Glauben schenken. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu soll nach dpa-Informationen von 383.000 verwundeten oder getöteten Ukrainern gesprochen haben. Die Ukraine gibt die Verluste auf russischer Seite mit 348.000 Soldaten an. Da beide Kriegsparteien keine offiziellen Zahlen über Verluste im Ukraine-Krieg bekannt geben, können die Angaben nicht unabhängig überprüft werden.

Russland unterstellt der Ukraine mehrere Niederlagen im Krieg

Die Ankündigung der ukrainischen Armeeführung kommt, nachdem Putin die „wachsende Kraft“ der russischen Rüstungsproduktion betonte. Dem Westen warf er vor, beim Versuch gescheitert zu sein, Russland eine Niederlage gegen die Ukraine zu bescheren. Auch die Gegenoffensive der Ukraine erklärte der russische Machthaber erneut als gescheitert. „Der Gegner erfährt schwere Verluste und hat in bedeutendem Umfang seine Reserven aufgebraucht“, so der russische Präsident.

Russlands Verteidigungsminister sprach bei einer Sitzung auch davon, dass die Zahl der freiwilligen Kämpfer von 250.000 auf 745.000 im nächsten Jahr steigen soll. „Vorrangiges Ziel für das kommende Jahr ist es, die militärische Spezialoperation fortzusetzen bis zur Erfüllung aller gesetzten Aufgaben“, so der Minister. Vielleicht gerät die Ukraine auch wegen solcher Aussagen zunehmend unter Druck.

US-Senat will keine neuen Lieferungen an die Ukraine im Krieg gegen Russland

Selenskyj war in den vergangenen Tagen vermehrt in westlichen Ländern, um für mehr militärische Unterstützung für die Ukraine zu bitten. Und die Ukraine könnte auf die Hilfen angewiesen sein. Wie der US-Senat am Dienstag ankündigte, wolle er in diesem Jahr keine neuen Hilfen für die Ukraine bewilligen. US-Präsident Joe Biden steht zwar hinter der Ukraine und bat im Oktober um weitere Unterstützungen im Kongress. Doch oppositionelle Republikaner blockieren Lieferungen weiterer Hilfsgüter.

Umerow zeigt sich von den Diskussionen in den USA aber wenig besorgt. Er sei sich sicher, dass auch weiterhin Hilfslieferungen aus den Vereinigten Staaten in die Ukraine gelangen. „Beide Seiten im Kongress unterstützen ja die Sache. Und sie verstehen auch, dass die Kräfte des Bösen die Weltordnung verändern wollen.“ (nhi)

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