Kleine Engel, die auf Frieden hoffen: Schüler weihen Projekt ein - und wollen damit Zeichen setzen
Mit ihren „Engeln der Kulturen“ wollen Geretsrieder Schüler ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander in der Welt. In der Auja der Karl-Leder-Grundschule wurde das Projekt eingeweiht.
Geretsried - „Ich bin anders, als du bist anders als er ist anders als sie. Na und – das macht das Leben bunt“, tönte es an einem Novembervormittag durch die Aula der Karl-Lederer-Grundschule. Mehrere 100 Mädchen und Buben sangen und tanzten dort gemeinsam. Anlass war die Einweihung ihres Religion- und Ethikprojekts „Engel der Kulturen“ (siehe Kasten). Damit wollten die Kinder ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander in der Welt – unabhängig von Land, Kultur und Religion.
Geretsried: Grundschüler wollen Zeichen gegen Krieg setzen
Elke Goymann trat im Anschluss vor die Schüler. „Wir feiern heute eine ganz besondere Schulveranstaltung“, verkündete die Rektorin. „Menschen glauben auf unterschiedliche Arten an Gott. Doch Engel kommen in allen drei Weltreligionen – Christentum, Judentum und Islam – vor“, so Goymann zu ihren Schützlingen. Ebenso eine alle Menschen der Wunsch nach Frieden. „Das bedeutet auch, einander zu helfen, andere zu respektieren und anzunehmen, wie sie sind.“

Aufgeteilt in Gruppen, stellten die Kinder der 21 beteiligten Klassen ihre gebastelten Papp-Engel vor. Pro Klasse entstand ein Exemplar. Auf einem etwa prangt ein großes Peace-Zeichen. „In den Nachrichten hören wir so oft von Krieg. Das finden wir sehr schlimm“, erklärt ein Mädchen ihre Gedanken bei der Gestaltung. „Wir wünschen uns, dass alle Länder und Religionen friedlich miteinander leben.“ Auf dem nächsten Engel ist die Erdkugel zu sehen. In diesem Fall wollen die Schüler auf den Umweltschutz aufmerksam machen. „Unsere Erde erholt sich nämlich nicht von allein, deshalb müssen wir gut auf sie achtgeben“, informiert ein Bub seine Mitschüler.
Auch drei Ehrengäste wurden zur Feier in die Aula eingeladen: Julia Majores, Pastoralreferentin der katholischen Kirchengemeinde, Geretsrieds evangelischer Pfarrer Georg Bücheler und der Penzberger Imam Benjamin Idriz. „In vielen Städten finden wir bereits die Engel der Kulturen, nun auch in euren Klassenzimmern“, so Bücheler in seiner kurzen Ansprache. Jeden Tag sollen sie dort künftig die Kinder an das Miteinander erinnern.
Engel der Kulturen in Geretsried: Drei Ehrengäste in Aula eingeladen
„Heute ist ein Festtag, ihr seid die Botschafter, die dieses Miteinander verbreiten“, lobte der Pfarrer die Grundschüler. Majores ging auf die Rolle der Engel als Boten Gottes – „vergleichbar mit Postboten“ – ein. Genauso könnten aber auch Menschen Engel sein. „Heute, hier in dieser Schule, seid ihr für mich wie Engel: Ihr bringt eine besondere Botschaft. Durch euch wird die Welt ein bisschen heller.“ Nicht nur an die Kinder, sondern genauso an die Erwachsenen richtete Imam Idriz seinen Appell: „Ihr Kinder habt ein so reines Herz – genau das müssen wir uns als Erwachsene bewahren. Dass wir lernen, so zu achten und zu lieben, wie ihr das tut.“
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Das Judentum kam bei der Veranstaltung in einer schriftlichen Botschaft von Stanislav Skibinski, Vorsitzender der jüdischen Einrichtung „Europäische Janusz Korczak Akademie“ in München, zu Wort: „Im Glaubensbekenntniss steht Gott als Schöpfer von uns allen. Wir sind alle seine Kinder. Schaut euch rechts und links eure Nachbarn an, das sind alles eure Geschwister.“
Projekt an der Karl-Lederer-Schule: „Durften richtig demokratisch abstimmen“
In der Karl-Lederer-Schule beschäftigte sich Religionspädagogin Claudia Sauer mit den Mädchen und Buben ein Schuljahr lang im Rahmen eines Religions- und Ethikprojekts intensiv mit dem Thema Engel der Kulturen. Nun betrachtet sie mit einer handvoll Kinder die aufgestellten Engel. Unter ihnen war auch Drittklässler Kilian.
„Zuerst durfte jedes Kind auf Papier seinen Engel malen. Danach haben wir abgestimmt, welchen Engel wir als Klasse gestalten“, erklärte der Bub stolz das Vorgehen. „Das war cool. Wir durften richtig demokratisch abstimmen“, ergänzte Freund Julian, bevor sich die kleinen Friedensbotschafter wieder auf den Weg in ihre Klassenzimmer machen. Sie müssen schließlich einen passenden Platz für ihre Engel finden. kof
Das Projekt „Engel der Kulturen“
Bei „Engel der Kulturen“ handelt es sich um ein internationales Kunstprojekt. Ins Leben gerufen wurde es von den Künstlern Carmen Dietrich und Gregor Merten im Jahr 2008. Sie sehen darin ein Symbol für Toleranz, interkulturellen Dialog und interreligiöses Miteinander der drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam. Das spiegelt sich auch in der Darstellung des Engels der Kulturen wider: Umgeben von einem Ring sind dort die Symbole Kreuz (Christentum), Davidstern (Judentum) und Halbmond (Islam) eingearbeitet. In dieser Anordnung wird die Silhouette eines Engels sichtbar. Durch Kunstaktionen wie in Geretsried soll das Thema in der Öffentlichkeit Beachtung finden.