Chaos und Ärger an B307-Sperrung in Neuhaus: Polizei kontrolliert Schleichweg

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Sackgasse: Die B307 am Bahnübergang Fischhausen. Nach links zweigt die Behelfszufahrt zum Wasmeier-Museum ab. © Thomas Plettenberg

Genervte Anwohner, aufgebrachte Autofahrer: Die Sperrung der B307 am Bahnübergang Neuhaus erhitzt die Gemüter. Um Schleichwege zu unterbinden, kontrolliert jetzt auch die Polizei.

Fischhausen/Neuhaus – Dass die Sperrung der B307 am Bahnübergang Neuhaus nicht geräuschlos über die Bühne geht, war nicht nur wegen des Lärms der Baumaschinen zu erwarten. Doch das, was sich in den vergangenen Tagen auf den Straßen rund um die Baustelle zugetragen hat, sorgt selbst bei ebenfalls betroffenen Anwohnern für Entsetzen. „Die Leute hupen, schreien und schimpfen aus den Autos“, berichtet Schnapperwirt Christoph Stöger. Eigentlich habe die Baufirma einen Mitarbeiter damit beauftragt, die trotz der Umleitungsbeschilderung in der Sackgasse gelandeten Verkehrsteilnehmer freundlich zurückzuschicken. „Doch der hat nach einem Tag wieder hingeschmissen.“

Gleich zwei Mann musste Markus Wasmeier abstellen, um die Zufahrt auf seinen über eine Behelfsstraße erreichbaren Museumsparkplatz zu überwachen. So sei dieser bereits bei der Vollsperrung vor drei Jahren schon um 9 Uhr von Wanderern besetzt gewesen. Eine Ausnahme macht Wasmeier für Berufspendler, die von dort aus zu Fuß in die Arbeit nach Neuhaus gehen. Und auch sonst übe er sich in Kulanz, da er durch die Baustelle sowieso einen Besucherrückgang von gut 70 Prozent zu verzeichnen habe. „Wenn einer fragt, schauen wir, ob wir helfen können.“ Doch das würden leider bei Weitem nicht alle tun. „Die Ignoranz mancher Leute ist schon erschreckend.“

„Fehlende Akzeptanz“ für Umleitung über das Leitzachtal

Auch die Polizeiinspektion Miesbach beobachtet eine „aufgrund der teils fehlenden Akzeptanz“ der Umleitung über das Leitzachtal „hohe Verkehrsbelastung durch Ortskundige und überörtliche Ausflügler sowie teils erhebliche Behinderungen bei Begegnungsverkehr mangels geeigneter Ausweichstellen“ in Fischhausen. „Um die Situation zu entschärfen und die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren, führt die Polizei auf den betroffenen Ortsstraßen aktuell temporäre Kontrollen durch“, teilt der Stellvertretende Dienstellenleiter Christian Walter auf Nachfrage mit.

Wer sein Anliegen für eine Ausnahme vom Durchfahrtsverbot nicht glaubhaft nachweisen könne, werde – je nach Sachverhalt – mündlich oder kostenpflichtig verwarnt. Laut Bußgeldkatalog betrage der Regelsatz für Pkw und Motorräder 50 Euro, für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen 100 Euro. Bei zusätzlicher Behinderung oder vorsätzlichem Handeln könnten sich diese sogar noch erhöhen. Wie viele Verwarnungen schon ausgesprochen wurden, darüber kann die Polizei keine Auskunft geben. Besonders die schmale und auch niedrige Bahnunterführung in Fischhausen habe die Polizei als Nadelöhr im Blick, hat Stöger beobachtet. Bevorzugt zu den Stoßzeiten morgens und abends.

Navigationssysteme anfangs nicht richtig kalibriert

Den grundsätzlichen Unmut über die Sperrung teilen Stöger und Wasmeier voll und ganz. „Gewerbetreibende in Neuhaus und Schliersee leiden auf jeden Fall darunter“, sagt der Schnapperwirt. Er selbst habe sein normalerweise vor allem von Handwerkern nachgefragtes Mittagsgeschäft unter der Woche vorerst eingestellt. Besonders ärgerlich sei, dass die Umleitungsstrecke anfangs nicht richtig in den Navigationsprogrammen der großen Anbieter wie Google und Apple hinterlegt gewesen sei, betont Stöger.

Wasmeier frustriert, dass die Leute vor Ort die bei der Sanierung vor drei Jahren verursachten Mängel, die nun unter erneuter Vollsperrung beseitigt werden, büßen müssen. Nicht nachvollziehen kann der Museumsbetreiber ferner, warum nicht auch am Wochenende und in der Nacht gearbeitet werde, um die Sperrdauer zu reduzieren.

Beide Unternehmer eint aber auch die Vorfreude auf den Tag, wenn die B307 wieder frei befahrbar ist. Aktuell schaut es nach kommendem Mittwoch aus, hat Wasmeier in Erfahrung gebracht. „Dann schmeißen wir eine Party im Biergarten“, kündigt der Museumsbetreiber an und schiebt eine – wohlgemerkt nicht ernst gemeinte – Warnung an die Baufirma nach: „Wenn diesmal wieder gepfuscht wird, schieß‘ ich sie zum Mond.“

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