Pavian-Tötung im Nürnberg Zoo: Was passiert mit den Kadavern?
Es ist beschlossene Sache: Trotz massiver Proteste hat der Nürnberger Zoo aus Platzmangel gesunde Affen getötet. Was passiert mit den Kadavern?
Nürnberg – Proteste vor dem Eingang, sich festklebende Aktivisten und drohende Anzeigen: Der Aufschrei wegen der Pavian-Tötung im Nürnberger Zoo ist groß. Unlängst hatten die Verantwortlichen des Tierparks bekannt gegeben, die umstrittenen Pläne zur Tötung mehrerer Guinea-Paviane konkret voranzutreiben. „Jetzt ist klar, dass wir in die genauen Vorbereitungen der Tötung gehen müssen“, erklärte Tiergartendirektor Dag Encke. Am Dienstag (29. Juli) blieb der Zoo geschlossen – wegen betrieblicher Gründe. Am Nachmittag wurde es dann offiziell: Der Tiergarten hat zwölf Paviane getötet – begleitet von Protesten. Auch stürmten Aktivisten den Zoo. Doch was passiert mit den Kadavern?

Nürnberger Zoo strebt „respektvolle Verwertung des Tierkörpers“ an
Bislang hüllt sich die Zooleitung damit in Schweigen. Der Tiergarten äußert sich nicht zur Art der Tötung, und was mit den Kadavern der Paviane passieren soll. Die Reaktionen hätten „jedes tolerierbare Maß“ überschritten, hieß es zur Begründung. Grundsätzlich würden alle Tiere tierschutzkonform und mit der schonendsten Methode getötet. Im Juni hatte Zoodirektor Dag Encke unserer Redaktion gesagt, dass keine konkreten Angaben über die Methoden gemacht würden, damit keine Rückschlüsse auf eventuell beteiligte Personenkreise gezogen werden könnten. „Mögliche Methoden ergeben sich aus dem Tierschutzgesetz“, erklärte er.
Auch auf der Internetseite des Zoos werden darüber hinaus keine Angaben gemacht. „Ob die Paviane an Raubtiere im Tiergarten verfüttert werden, wird immer im Einzelfall entschieden“, heißt es. Der Tiergarten strebe jedoch wie bei allen Tieren „soweit möglich eine respektvolle Verwertung des Tierkörpers an“.
Warum der Nürnberger Zoo seine Paviane töten will – Fragen und Antworten.
Pavianen-Tötung im Nürnberger Zoo: Wie ist die rechtliche Lage?
Das deutsche Tierschutzgesetz besagt, dass kein Tier ohne vernünftigen Grund getötet werden darf, ohne diesen genauer zu definieren. Als vernünftige Gründe gelten etwa das Schlachten von Nutztieren, Jagd, Fischerei, die Tierseuchenbekämpfung und das Erlösen eines leidenden Tiers. Zur Tötung von Zootieren sagt das Tierschutzgesetz nichts. Auch deshalb hat der Tiergarten Anfang 2024 öffentlich angekündigt, einige Paviane töten zu wollen. Die Debatte, ob es dafür einen vernünftigen Grund gebe, müsse in der Gesellschaft geklärt werden, sagte Encke.
Guinea-Pavian (Papio papio)
Der kleine Vertreter der Paviane, auch Sphinx- oder Roter Pavian genannt, lebt in Westafrika von Senegal bis Guinea und erreicht eine Körperlänge von 60 bis 115 cm bei einem Gewicht von bis 13 bis 26 Kilogramm. Charakteristisch sind das rotbraune Fell, das unbehaarte dunkelviolette oder schwarze Gesicht und bei Männchen eine markante Mähne. Die tagaktiven Allesfresser leben in Gruppen von 30 bis 200 Tieren in trockenen Savannen und Galeriewäldern. Wegen ihres kleinen Verbreitungsgebiets und weil die Tiere Lebensraum verlieren, gilt die am wenigsten erforschte Pavianart als „gering gefährdet“.
Quellen: animal.bio, safari-afrika, IUCN Red List Of Threatened Species
Paragraf 4 des Tierschutzgesetzes schreibt vor, dass ein Wirbeltier nur durch geschultes Personal in schmerzfreier Weise getötet werden darf (zum Beispiel durch Euthanasie) – die Tötung muss tierschutzgerecht durchgeführt werden. „Ein Wirbeltier töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat“, heißt es weiter. Damit ist gesichert, dass der Tod der Tiere den tierschutzrechtlichen Mindeststandards entspricht – nicht aber, wie der Kadaver danach behandelt wird.
Werden die Paviane an andere Zootiere verfüttert?
In vielen Fällen werden Kadaver (oder Teile davon) an andere Zootiere verfüttert. Einer der bekanntesten Fälle der vergangenen Jahre war wohl die Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo 2014, die getötet und öffentlich zerlegt wurde. Aber auch in Deutschland ist das Thema: So wehrte sich der Leipziger Zoo 2023 gegen Kritik, als ein geschlachteter Zebra-Hengst vor Publikum an Löwen verfüttert wurde. Der Karlsruher Zoo wiederum hat seinen Eisbären schon Wisentfleisch aus eigener Zucht gegeben.
Wenn eine Verwertung nicht möglich oder rechtlich ausgeschlossen ist, etwa bei infektiösen Krankheiten, werden Kadaver über spezialisierte Unternehmen entsorgt. Dies erfolgt ähnlich wie bei Nutztieren: in Tierkörperbeseitigungsanlagen, wo sie beispielsweise verbrannt oder weiterverarbeitet werden. Die Verwertung toter Tiere als Futter ist durch das Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz (TierNebG) geregelt.
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Tier-Tötungen in anderen Zoos in Deutschland
Die Tötung der Paviane in Nürnberg ist in Deutschland kein Einzelfall. Dass Tiere in Zoos getötet werden, ist laut dem Deutschen Tierschutzbund „gängige Praxis“. In vielen Zoos werden extra Futtertiere gezüchtet, die als Mahlzeit für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser vorgesehen sind. Aber auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert.
Auch der Nürnberger Tiergarten verfüttert regelmäßig extra gezüchtete Futtertiere, aus Platzgründen aber auch vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche – und informiert die Öffentlichkeit darüber auf Schautafeln. Dass es nun so einen Aufschrei bei den Paviane gibt, erklärt Direktor Dag Encke damit, dass es sich um Affen handelt, nahe Verwandten des Menschen. 2025 hatte es bereits mehrere Fälle gegeben, in denen Zootiere aus unterschiedlichen Gründen getötet wurden – stets begleitet von Protesten durch Tierrechts- und Schutzorganisationen.
Im Schweriner Zoo wurden Mitte Juli zwei ausgewachsene Milu-Hirsche tierschutzgerecht erlegt und anschließend vor Publikum an Löwen verfüttert, wie die Ostseezeitung berichtete. Während Zoodirektor Schikora dies ausdrücklich als artgerechte Praxis im Rahmen des Populationsmanagements verteidigte, fiel die Aktion bei Besuchern und in der Öffentlichkeit sehr unterschiedlich aus – von großem Interesse bis hin zu scharfer Kritik.
Im Kölner Zoo wurden zwei Löwenbabys eingeschläfert, nachdem ihre Mutter sie nach mehreren Tagen trotz intensiver Bemühungen nicht annahm und sie dadurch kaum Überlebenschancen hatten. Der Zoo betonte, dass alle tiermedizinischen und zuchtbuchorientierten Empfehlungen abgeklärt wurden und das Einschläfern als tierschutzgerechte Maßnahme galt, um den Jungtieren weiteres Leid zu ersparen.