Angst vor Verlusten: Ukraine will F-16-Kampfjet-Einsatz an der Front testen – doch es gibt Probleme

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Im Juli sollen die ersten F-16-Kampfjets an die Ukraine geliefert werden. Doch im Land mehren sich die Stimmen, die sich zurückhaltend zu möglichen Einsätzen äußern.

Kiew - Ukrainische Offizielle äußern sich verhalten zum bevorstehenden Einsatz der in den kommenden Wochen gelieferten F-16-Kampfjets. Laut einem Bericht der ukrainischen Zeitung Kyiv Post sprechen mehrere Regierungsvertreter und Militärs von Risikominimierung und unvorbereiteter Infrastruktur im Zusammenhang mit den von den Niederlanden gelieferten F-16-Kampfjets.

Vadym Ivchenko, Mitglied des Ausschusses für nationale Sicherheit, gab gegenüber einem ukrainischen TV-Sender neue Informationen preis. „Die ersten F-16 werden noch in diesem Monat zu uns kommen“, sagte Ivchenko. Das Einsatzgebiet sehe er zunächst in der „Verteidigung gegen feindliche Raketen und nicht gegen Ziele in Russland“.

F-16-Kampfjets bald in der Ukraine im Einsatz – Ivchenko über bestehende Probleme: „Viele Fragen offen“

Vor etwas mehr als einem Jahr, im Mai 2023, genehmigten die USA die Lieferung von Dutzenden F-16-Kampfjets aus europäischem Besitz an die ukrainische Luftwaffe. Zur Vereinbarung gehören auch die Ausbildung von Piloten und Bodenpersonal. Wegen der deutlichen Unterlegenheit der ukrainischen gegenüber der russischen Luftwaffe, konnte das russische Militär den ukrainischen Luftraum bislang nahezu ohne Gegenwehr kontrollieren. Vor allem niedrig fliegende Bomber setzte Moskau dabei ein.

Ein Kampfflugzeug vom Typ Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon der polnischen Luftwaffe bei einer Übung mit F-35A
Ein F-16-Kampfflugzeug der polnischen Luftwaffe – hier bei einer Übung im Jahr 2023. © Björn Trotzki/Imago

Die F-16-Kampfjets sollen nun helfen, die russische Luft-Vorherrschaft zu brechen. Laut Ivchenko sind jedoch erst einmal nur Kurzstreckeneinsätze geplant, Angriffe auf russische Bomberstützpunkte kämen noch nicht in Betracht. Viele Fragen seien noch offen, sagte Ivchenko im ukrainischen Fernsehen, darunter, „mit welchen Radargeräten die Flugzeuge ausgestattet sein werden“.

F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg: Ausbildung des Personals so gut wie abgeschlossen

Die Ausbildung des Personals ist derweil so gut wie abgeschlossen. Piloten wurden in Rumänien und den USA trainiert, das Bodenpersonal absolvierte Schulungen in Dänemark. Die ukrainische Luftwaffe müsste also zumindest theoretisch in der Lage sein, bis Anfang Juli bis zu zwölf F-16 gleichzeitig im Einsatz zu haben. Militäranalysten sprechen aber eher davon, dass mögliche Einsätze zunächst kleiner ausfallen müssten. Die optimale F-16-Formationsgröße liegt bei zwei bis vier Flugzeugen, zudem braucht es erfahrene Piloten, die die Formationen anführen.

Ein weiteres Problem sind die schlechten Start- und Landebahnen, viele sind noch aus der Sowjetzeit. Pisten, die auch wegen russischer Angriffe teilweise aus Gras und Schotter bestehen, sind kaum geeignet für die sichere Nutzung der F-16. Die ukrainische Abgeordnete Marjana Besuhla kritisierte öffentlich den Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj. Er habe die Bodeninfrastruktur nicht auf das Eintreffen der F-16-Flugzeuge vorbereitet, hieß es in einer Erklärung.

Ukraine-Krieg: Schwierigkeiten bei der Infrastruktur für die neuen F-16-Kampfjets

Ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe sagte am Dienstag, das ukrainische Militär werde „alles tun“, um die Flugplätze künftig vor Angriffen des Feindes zu schützen. Die Aufgabe, die neuen Flugzeuge einzusetzen, werde durch die russische Bedrohung der Flugplätze und Basen noch weiter erschwert.

Ziel sei nun, Angriffe auf die neuen Flugzeuge zu verhindern. „Wir wissen, dass der Feind sie jagen wird. Deswegen ist eine ganze Reihe von Maßnahmen in Planung“, sagte der Sprecher. Die tatsächliche Bereitschaft der F-16-Bodenanlagen sei ein militärisches Geheimnis. Die ukrainische Luftwaffe sei sich der Bedrohung bewusst und werde nun „bestimmte Schritte“ unternehmen.

Krieg in der Ukraine: Selenskyj erwartet Stärkung der Flugabwehr durch die F-16-Kampfjets

Brigadegeneral Sergej Holubstov sagte Anfang Juni, die F-16 würden zum Teil dadurch „geschützt“, dass sie im Nato-Gebiet verblieben, wenn es in der Ukraine keinen sicheren Platz für sie gäbe. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Einsätze von Nato-Stützpunkten geflogen werden, wie die Nato daraufhin erklärte.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich optimistischer, was den Einsatz der F-16 angeht. Er erwarte eine Stärkung der Flugabwehr in seinem Land, sagte er in einer Videobotschaft am Montag. Die versprochenen Kampfjets vom Typ F-16 in ausreichender Menge und Qualität, Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot und Raketen mit größerer Reichweite hätten auf den Verlauf des Krieges einen entscheidenden Einfluss, sagte Selenskyj. Die Ukraine könne in diesem Monat noch mehr Schutz ihres Luftraums vor dem Aggressor Russland erhalten. (fmü)

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