Nations League und Klub-WM: Eine brutale Terminflut für die DFB-Stars
Julian Nagelsmann will die Nations League gewinnen, der BVB und FC Bayern bei der Klub-WM weit kommen. Die Leidtragenden werden die Spieler sein.
Frankfurt/Dortmund/München – Die UEFA Nations League hat in Deutschland einen ganz neuen Stellenwert!
Hatten Joachim Löw und Hansi Flick den Wettbewerb noch allenfalls als nötiges Übel betrachtet, hat Julian Nagelsmann den Titel zum Ziel auserkoren. Vorbild für den Bundestrainer ist Spanien, das sich nach einigen schwächeren Jahren auch über den Gewinn der Nations League zum Europameister entwickelte.
Deutschland hat nun im Final Four Heimrecht, trifft im Juni zunächst auf Portugal um Altmeister Cristiano Ronaldo und könnte sich im Endspiel bei den Spaniern für das unglückliche EM-Aus im vergangenen Jahr revanchieren, wenn die Roja ihr Semifinale gegen Frankreich gewinnt.
Nagelsmann macht für einen Titel mit dem DFB-Team keine Gefangenen
Nagelsmann hat nach dem Erfolg im Viertelfinale gegen Italien erneut keinen Zweifel aufkommen lassen: Er will die Nations League gewinnen! Und nimmt deshalb auch keine Rücksicht auf die Belange der Klubs, die Nationalspieler abstellen und im Sommer bei der FIFA Klub-WM in den USA antreten werden.
„Bei einem Turnier kann man keine Rücksicht nehmen. Das werden die Spieler auch gerne spielen wollen, weil sie es sich erarbeitet haben“, sagte Nagelsmann.

Betroffen von der Klub-WM sind aus dem jüngsten DFB-Kader neben Antonio Rüdiger von Real Madrid sowie Ersatztorhüter Stefan Ortega von Manchester City die Nationalspieler in Diensten von Borussia Dortmund und des FC Bayern: Beide Bundesliga-Vertreter haben sich über die UEFA-Rangliste für das lukrative Turnier in den USA qualifiziert.
Meine News
Bayern und BVB freuen sich über hohe Einnahmen bei der Klub-WM
Nach Informationen von Absolut Fußball, dem Fußball-Portal von Home of Sports, soll der FC Bayern als Startgeld circa 35 Millionen Euro erhalten, beim BVB fällt die Summe etwas niedriger aus. Insgesamt winken sogar rund 100 Millionen Euro Preisgeld, wenn ein Bundesliga-Klub die Klub-WM gewinnen sollte.
Für die Münchner ist der Wettbewerb nach teuren Vertragsverlängerungen ein willkommener Segen, den Zusammenhang hat Karl-Heinz Rummenigge bereits hergestellt. Beim BVB sollen die Einnahmen aus der Klub-WM die Löcher stopfen, die durch das höchstwahrscheinliche Verpassen der Champions League entstehen werden.
Das Problem: Nations League und Klub-WM werden auf dem Rücken der Spieler ausgetragen, die in eine fast schon unmenschliche Terminhatz geschickt werden.
In München und den USA: Am Saisonende geht es Schlag auf Schlag
Man stelle sich vor, der FC Bayern schafft den Einzug ins ‚Finale dahoam‘ – oder der BVB schafft erneut die Sensation und zieht ins Endspiel um den Henkelpott ein.
Das Champions-League-Finale steigt in München am 31. Mai. Nur vier Tage später, am 04. Juni, geht es an gleicher Stelle in der Nations League gegen Portugal. Spiel um Platz drei und Finale der Nations League steigen am 08. Juni. Keine Woche darauf beginnt die Klub-WM in den USA. Das heißt auch: Eine anstrengende Reise und, je nach Spielort, eine Zeitverschiebung von sechs bis neun Stunden.
Der FC Bayern steigt am 15. Juni in das Turnier ein, der BVB folgt am 17. Juni. Beide Teams sind in ihren Gruppen Favoriten auf das Weiterkommen in die K.o.-Phase, die am 28. Juni beginnt. Das Endspiel ist für den 13. Juli terminiert. Keine fünf Wochen später geht die Saison in Deutschland mit dem DFB-Pokal schon wieder los.
Nach der Klub-WM kann es also nur einen kurzen Urlaub geben, ehe die Vorbereitung auf die neue Saison starten muss. Bayern und der BVB betreten dabei Neuland, können nur ein sehr komprimiertes Programm durchziehen. Viel Freizeit kann den Nationalspielern nicht gewährt werden. Dabei wären freie Tage gerade im Jahr zwischen der Heim-EM 2024 und der WM 2026 in Nordamerika so wichtig.
Kimmich und Co. spielen drei große Sommerturniere in zwei Jahren ohne eine Pause
Für Allesspieler wie Joshua Kimmich beim FC Bayern oder Nico Schlotterbeck beim BVB entsteht eine Situation, in der sie binnen zwei Jahren drei große Sommerturniere plus das Final Four der Nations League bestreiten müssen, im Gegenzug aber nur wenige Wochen Urlaub erhalten.
Dass Nagelsmann keine Rücksicht nehmen mag, ist nachvollziehbar. Die Klubs werden es aber erst recht nicht tun. Bevor sich die Fußballprofis zusammentun und echte Lobbyarbeit für die eigenen Belange betreiben, wird die Entwicklung weiter auf ihrem Rücken ausgetragen.
Von einer solchen Emanzipierung der Profis ist allerdings nicht auszugehen. Als Weltfußballer Rodri von ManCity im September letzten Jahres das Wort Streik in den Mund nahm, sorgte das für nicht mehr als einen Sturm im Wasserglas. Die deutlichste Antwort lieferte Rummenigge einige Monate später: „Unsere Spieler sollen aufhören zu jammern!“