Bauernproteste fallen auf Özdemir zurück – Brauerei lädt Landwirtschaftsminister wieder aus
Die Sparpläne zulasten der deutschen Landwirte sorgen nicht nur bei direkt Betroffenen für Protest. Auch eine kleine Brauerei kritisiert die Vorhaben.
Aalen – Die aus den Haushaltsplanungen 2024 resultierenden Sparmaßnahmen der Ampel-Koalition stoßen bei etlichen Landwirten auf heftige Kritik. Viele Bauern sehen – etwa durch den Wegfall der Steuervergünstigung für Agrardiesel oder den Streichungen beim Klima- und Transformationsfond – ihre Existenz gefährdet. Die Proteste aus dem Agrarsektor bekommt unter anderen Landwirtschaftsminister Cem Özdemier in diesen Tagen merklich zu spüren. Nun lud sogar ein Aalener Brauerei-Chef den Grünen-Politiker von einer angedachten Brauereibesichtigung wieder aus, wie die Schwäbische Post berichtete.

Bauernproteste treffen Özdemir: Brauerei lädt Landwirtschaftsminister wieder aus
Am 10. Januar soll Cem Özdemir vormittags bei einer Bauernkundgebung in Ellwangen zu Wort kommen, ehe für den Anschluss eine Besichtigung durch den Familienbetrieb des Aalener Löwenbräu organisiert war. Eigentlich - denn Albrecht Barth, Leiter im Hause Löwenbräu, hat die bereits im September 2023 gestellte Özdemir-Anfrage wieder storniert. Als Grund für diese Entscheidung nennt Barth in einer Presseerklärung, so die Schwäbische Post, vor allem die Solidarität mit den regionalen Landwirten.
Zwar habe man die Anfrage des Ministeriums zunächst „grundsätzlich begrüßt“, die im Dezember erfolgten Entwicklungen in der Haushaltspolitik sorgten jedoch für ein Umdenken, wie Albrecht Barth betont: „Die jüngst in Berlin vereinbarten Sparpläne der Ampelregierung zur Abschaffung der Agrardiesel-Subvention und der KFZ-Steuerbefreiung von Traktoren treffen nun die Landwirtschaft unangemessen hart.“ Insbesondere Bio-Landwirte, die ihre Böden häufiger mechanisch statt mit Pestiziden bearbeiten, seien von den Plänen betroffen, kritisiert Barth: „Deswegen brauchen Bio-Landwirte proportional mehr Diesel als konventionelle Landwirte.“
Brauerei-Chef sieht sein Unternehmen fest mit heimischer Landwirtschaft verwoben
Doch nicht nur die Sorge um das Wohlergehen heimischen Landwirte führte nun zu einer Absage Albrecht Barths für den Landwirtschaftsminister, auch er selbst ha offenbar sein eigenes Produkt, das größtenteils aus regionalen Erzeugnissen besteht, im Blick: „Insbesondere hier auf der Ostalb leben wir von und mit der bäuerlichen Landwirtschaft: Von ihr beziehen wir einen Großteil unserer Brauerei-Rohstoffe wie regional angebaute Braugerste oder Brauweizen“, wird der Brauerei-Chef zitiert.
Ferner würde das Aalener Löwenbräu sehr darauf bedacht sein, Hefe ohne Spuren von Gentechnik zu verwenden. Doch nicht nur in Sachen Zutaten ist die Brauerei stark mit der umliegenden Landwirtschaft verwoben, heißt es in der Pressemeldung: „Darüber hinaus ist unser Innenhof Veranstaltungsort des traditionellen Aalener Tag der Regionen, der sich aktiv für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft einsetzt.“
Laut Bild habe Cem Özdemir die Absage Barths zur Kenntnis genommen, wenn auch mit Bedauern. Dies habe er dem Aalener Brauer auch schriftlich mitgeteilt. Özdemir versicherte derweil zuletzt, er wolle sich dafür einsetzen, die in seinen Augen unverhältnismäßigen Einsparungen in der Landwirtschaft zum Teil wieder rückgängig zu machen. Ähnliche Forderungen formulierte auch FDP-Politiker Wolfgang Kubicki kurz nach dem Jahreswechsel im Deutschlandfunk. Pikant: Auch sein Parteigenosse Christian Lindner hatte die aktuellen Haushaltspläne abgenickt. (chnnn)