Merz macht MediaMarkt-Manager zum Digitalminister: Wildberger fiel zuvor mit ungewöhnlichen Ideen auf

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Überraschung im Kabinett Merz: Karsten Wildberger wird Digitalminister. Den Namen hatte kaum wer auf der Liste. Er bringt aber Erfahrung mit.

Berlin – Paukenschlag bei der Union: Friedrich Merz macht Karsten Wildberger zum Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Dass der zukünftige Bundeskanzler eine Person von „außen“, also nicht aus der ersten politischen Reihe für das Ressort vorsieht, war bekannt. Dass es nun Wildberger wird, ist allerdings eine dicke Überraschung im politischen Berlin. Den Namen hatte vorab wohl kaum jemand auf dem Zettel.

Seit Wochen kursierten Listen über die mögliche Minister-Auswahl von Merz. Die Position für das Digitalministerium war dabei eine Position, die zu den Unklareren im Vorfeld gehörte. Etwa wurde auch Kristina Sinemus, hessische Digitalministerin, zuvor für den Posten genannt. Nun ist die komplette Liste derer, die ins Merz-Kabinett gehen, klar. Und darauf auch der überraschende Name: Karsten Wildberger übernimmt das Digital-Ressort.

Karsten Wildberger wird Digitalminister unter Merz – und verlässt Posten bei MediaMarkt-Saturn

Der 56-Jährige Wildberger ist seit August 2021 Vorstandsvorsitzender der Ceconomy AG mit Sitz in Düsseldorf. Außerdem ist er als Geschäftsführer der MediaMarkt-Saturn-Holding GmbH etwa für rund 1000 Filialen der Elektronikeinzelhandelsketten MediaMarkt und Saturn in ganz Europa zuständig. Etwa 400 Filialen davon befinden sich in Deutschland. Diese Aufgabe wird er allerdings zeitnah abgeben, wie nun bekannt wurde.

Überraschung im Merz-Kabinett: Karsten Wildberger wird Digitalminister. © IMAGO / Funke Foto Services + dpa | Sebastian Christoph Gollnow

Am Montagmorgen kam nämlich auch die Meldung auf, dass Wildberger den Aufsichtsrat der Ceconomy gebeten hat, ihn zum 5. Mai von seinen Aufgaben zu entbinden. Ein passendes Datum, soll Friedrich Merz doch am 6. Mai zum Bundeskanzler gewählt werden. Wildberger wäre dann frei, um den Posten als Digitalminister voll auszufüllen. „Ich fühle mich geehrt über das Vertrauen, das Friedrich Merz in mich setzt, und die Möglichkeit, der neue Minister für Digitales zu werden“, erklärte er.

Promovierter Physiker mit reichlich Digital-Erfahrung: Das ist Merz‘ neuer Minister Karsten Wildberger

Wildberger stammt aus Gießen, ist promovierter Physiker, hatte sein Studium in Physik an der TU München und der RWTH Aachen absolviert. Er hat durch seinen Job als Vorstandsvorsitzender reichlich praktische Erfahrung in der Wirtschaft. Für das Digitalministerium scheint er geeignet, da er sich auch in der Ceconomy AG zuvor federführend mit der digitalen Transformation im Wirtschafts- und Unternehmenskontext beschäftigt haben soll. Zuvor war er bereits in internationalen Konzernen wie etwa T-Mobile, Vodafone oder Telstar tätig. Von 2016 bis zu seinem Wechsel zu Ceconomy 2021 war Wildberger bei E.ON als Vorstandsmitglied beschäftigt. Seine Zuständigkeit: Der digitale Wandel im Unternehmen.

Ein ganz unbeschriebenes Blatt ist Wildberger in der politischen Landschaft indes nicht. Der 56-Jährige ist Vizepräsident im Wirtschaftsrat der CDU, einer Vereinigung, die die Interessen seiner Mitglieder in der Wirtschaft vertritt. Der Verein hat auch einen Eintrag im Lobbyregister des Deutschen Bundestages.

Elektro-Abwarckprämie, E-Autos im Elektronik-Handel: Merz-Minister Wildberger fiel mit ungewöhnlichen Ideen auf

Einfluss versuchte Wildberger zuletzt häufiger in politische Diskussionen zu nehmen – und fiel damit auch durchaus mal mit ungewöhnlichen Vorschlägen auf. In der Diskussion um den schleppenden Verkauf von E-Autos in Deutschland schlug Wildberger etwa im Herbst 2024 vor, MediaMarkt und Saturn könnten – nach Vorbild aus anderen Märkten in Ländern wie Italien oder Spanien – auch Elektroautos in deutschen Filialen verkaufen. „Wir hätten auch hier noch Platz für E-Autos“, sagte er damals gegenüber t-online.

Anfang 2024 machte Wildberger mit einer anderen Idee Schlagzeilen. Wegen des anhaltenden Aufschwungs im Online-Handel und der Krise im stationären Verkauf schlug der Top-Manager vor, die Sonntagsruhe im Einzelhandel zu kippen. „Wir sollten das einfach mal ausprobieren und den Vorschlag nicht direkt wieder zerreden“, gab er gegenüber der Funke Mediengruppe an. Im gleichen Zuge sprach er sich auch für eine Art Abwrackprämie auf alte Elektrogeräte aus. Diese sollte Verbraucher dazu motivieren, alte Elektrogeräte mit einer schlechten Klimabilanz auszutauschen.

Merz-Minister Wildberger: Kürzlich gegebenes Interview lässt Rückschlüsse auf Minister-Arbeit zu

Erst vor wenigen Wochen gab Wildberger in der FAZ ein Interview zu seiner Rolle als Geschäftsführer für die MediaMarkt-Saturn-Holding GmbH. Damals war noch nicht abzusehen, dass er kurz darauf in die Spitzenpolitik wechseln würde. Ein paar Hinweise auf seinen möglicherweise angestrebten Führungsstil lassen sich dennoch erkennen.

Die „Fähigkeit, eine Mannschaft hinter einer Strategie und einem Ziel zu versammeln, sie darauf einzuschwören und dann gemeinsam alles daranzusetzen, das umzusetzen“, bescheinigte der Manager sich etwa im Gespräch. Als politischer Vorprescher dürfte er seinen Job im Digitalministerium indes eher wohl kaum angehen: „Man kann extrem viel Veränderung kraftvoll erreichen, ohne besonders laut zu sein“. Seine Stationen im Ausland hätten ihm gezeigt, dass er in Deutschland die Offenheit für Veränderung vermisse, eher die Skepsis für Neues erkenne. Das wird er in seiner neuen Rolle wohl angehen müssen.

Nicht nur die CDU hat ihre Ministerposten-Besetzung bekannt gegeben. Jetzt ist auch klar, welche Personen die drei CSU-Ministerien besetzen werden. (han)

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