Wer Harry Kane zujubelt, darf sich über sieben Abos nicht beschweren

„Völlig gaga“ nannte Uli Hoeneß das, was im Sommer 2025 geschah. Auf dem Spielermarkt, der mitunter einem wilden Basar gleicht, durchbrach die englische Premier League erstmals die Drei-Milliarden-Pfund-Schallmauer an Transferausgaben. 

Der Fußball ist schon lange aus finanziellen Fugen geraten, Spiele und Spieler werden immer teurer und die goldenen Übertragungsrechte auch. Bald brauchen Fans bis zu sieben verschiedene Streaming-Abos, um alles sehen zu können. Auch dies: völlig gaga. Oder?

Fußball im TV – ein Abo-Dschungel der tausend Login-Schranken

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge läuft die Champions League ab der Saison 2027/28 beim US-Anbieter Paramount+. Und weiterhin bei Amazon Prime Video. Und bei Netflix, dort aber nur das Finale (und auch nur ohne deutsche Beteiligung, sonst überträgt das Free-TV). 

Derweil ist die Champions League der Frauen bei Disney+ zu sehen, die Bundesliga bei Sky und DAZN, die Europa League und Conference League bei DAZN und die Weltmeisterschaft 2026 bei Magenta. 

Es ist ein Abo-Dschungel der tausend Login-Schranken. Schauen wir mal, was der ganze Fußballspaß nach heutigem Stand verschlingen würde.

Amazon Prime überträgt die Champions League
Amazon Prime überträgt die Champions League Getty
  • Das günstigste Abo bei Paramount+ ist derzeit für monatlich 5,99 Euro zu haben, das teuerste für 12,99 Euro. Wie sich die Preise entwickeln – dann mit Spitzenfußball im Angebot –, lässt sich seriös nicht prognostizieren.
  • Prime Video ist in der Prime-Mitgliedschaft bei Amazon enthalten, aktuell liegen die Kosten bei monatlich 8,99 Euro. Zudem gibt es ermäßigte Angebote, etwa für Studierende und Auszubildende.
  • Bei Sky macht das Einjahres-Abo für die Bundesliga derzeit 29,99 Euro pro Monat aus und beinhaltet die 2. Liga, nicht aber den DFB-Pokal. Dafür braucht es das Sport-Abo für monatlich 34,99 Euro.
  • Bei DAZN benötigen Kunden das Unlimited-Abo, um Bundesliga gucken zu können. Das schlägt monatlich mit 44,99 Euro zu Buche (bei einem Jahresvertrag mit monatlich 34,99 Euro) und enthält weitere internationale Ligen, ab 2027 aber nicht mehr die Champions League.
  • Sky und DAZN lassen sich auch zusammen abonnieren. Bei einem Einjahres-Vertrag kostet das Paket aktuell 64,98 Euro im Monat, wenn es über Sky gebucht wird.
  • Disney+ ist momentan für monatlich 6,99 Euro zu haben, ohne Werbung für 10,99 Euro.
  • Bleibt noch Netflix, wo ein Standard-Abo mit Werbung derzeit 4,99 Euro pro Monat veranschlagt; ohne Werbung sind es 13,99 Euro.

Überhitztes System Fußball funktioniert nur, weil die Menschen zuschauen

Geld, das in die Branche gepumpt wird. Der Europäische Fußballverband Uefa erlöst aus der Vermarktung seiner drei Europapokalwettbewerbe (Champions League, Europa League, Conference League) aktuell 4,4 Milliarden Euro pro Saison. Lassen Sie diese Zahl mal auf sich wirken: 4,4 Milliarden! 

Bis 2024 waren es noch 3,5 Milliarden, aber dann wurden die Gruppen- zu Ligaphasen mit 513 statt 407 Spielen aufgebläht. Und die Menschen konsumieren das. Sie kaufen Tickets, Trikots, TV-Abos. Allein deshalb funktioniert das absurd überhitzte System Profi(t)fußball in der Art, wie es eben funktioniert. Wir sind selbst schuld. 

Champions-League-Mikrofone in der Münchner Allianz Arena
Champions-League-Mikrofone in der Münchner Allianz Arena Getty

Im Grunde säße jeder Fan immer am längeren Hebel. Niemand wird ja gezwungen, sich das fünfte, sechste, siebte Abo ans Bein zu ketten, um in der Hyperinflation an Spielen auch wirklich sieben Tage die Woche versorgt zu sein. 

Aber wer die Tore der großen Fußballstars wie Harry Kane bejubeln will, darf sich eigentlich nicht über das fünfte, sechste oder siebte Abo beschweren.

Das eine gibt es nicht (mehr) ohne das andere, es ist wie ein sich selbst verstärkender Kreislauf: Allein in der Champions League schüttet die Uefa pro Saison insgesamt 2,5 Milliarden Euro an die Klubs aus. In dieser Nahrungskette subventioniert der gemeine Fan letztlich das kolportierte 25-Millionen-Gehalt von Kane, vereinfacht gesprochen.

Streaming-Giganten preschen im Sportrechtemarkt vor – wer auch sonst?

Dass die sündhaft teuren Sportrechte zusehends bei den Streaming-Giganten landen, kann ohnehin keine Überraschung sein. Wer sollte sie auch sonst bezahlen? 

Amazon Prime Video zeigt Champions-League-Spiele in Deutschland, Italien und Großbritannien sowie hierzulande Tennis aus Wimbledon. AppleTV sicherte sich kürzlich die Formel-1-Rechte in den USA, Disney+ wie erwähnt die Champions League der Frauen. Netflix bewegt sich nach einigen sehr erfolgreichen eigenproduzierten Dokumentationen wie zur Formel 1 („Drive to Survive“) jetzt ebenfalls in Richtung Live-Sport.

Insofern sind die Entwicklungen auf dem globalen Sportmedienmarkt nicht einmal „völlig gaga“. Sondern schlicht die kühle Konsequenz dessen, dass sich offensichtlich genügend Menschen finden, die nicht ohne Sport auskommen können oder wollen. Oder beides.