Hamas will angeblich in der Türkei Militärstützpunkt errichten

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Israelische Soldaten sind im Gazastreifen auf brisante Dokumente der Hamas gestoßen. Demnach wollte die Miliz in der Türkei einen geheimen Militärstützpunkt eröffnen.

Ankara/Gaza – Die Türkei gilt als sicherer Hafen für die Türkei. Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Treffen zwischen der Hamas und auch mit Präsident Recep Tayyip Erdogan gegeben. Beim Besuch des griechischen Ministerpräsidenten am Montag (13. Mai 2024) hatte er sich erneut zur Hamas bekannt.

Er betrachte die Hamas nicht als terroristische Organisation, so der Staatschef, im Gegenteil: „Die Hamas ist eine Widerstandsorganisation, deren Land seit 1947 besetzt ist und die ihr Land nach der Besatzung geschützt hat“, sagte Erdogan auf der gemeinsamen Pressekonferenz. Zudem gab er bekannt, dass mehr als 1000 Hamas-Mitglieder in der Türkei medizinisch versorgt würden.

Hamas plante wohl die Gründung einer Basis in der Türkei

Offenbar plante die Hamas für die Zukunft auch eine tiefgreifendere Zusammenarbeit mit der Türkei. Das schreibt die britische Zeitung The Times. Das Blatt bezieht sich dabei auf ein Dokument mit dem Titel „Gründung einer Basis in der Türkei“, die die israelische Armee im Gazastreifen sichergestellt hat und auch sie selbst eingesehen haben soll. Das Dokument sei in der Wohnung von Hamza Abu Shanab entdeckt worden, dem Stabschef von Jihia al-Sinwar, dem Hamas-Militärchef in Gaza.

Konkret wollte die Hamas einen geheimen Militärstützpunkt in der Türkei errichten. Demnach sollten militärische Knotenpunkte geschaffen werden, die die Basis für spezielle Operationen sein werden, „die die Kräfte des Widerstands militärisch, diplomatisch und moralisch stärken können. Deshalb schlagen wir vor, eine Sicherheitsabteilung im Ausland einzurichten, die in der Lage sein wird, in Zukunft nachrichtendienstliche und militärische Operationen durchzuführen“, zitiert das Blatt aus dem Papier.

Die Hamas wollte offenbar einen Militärstützpunkt in der Türkei errichten.
Recep Tayyip Erdogan (M), Präsident der Türkei, trifft sich hier am 26.07.2023 mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (l) und Ismail Haniyeh, Vorsitzender des Politbüros der Hamas, in Ankara. © dpa/Kayhan Ozer

Hamas plante Tötung von Mossad-Agenten und einflussreiche Israelis

Das Dokument enthalte einen Dreijahresplan mit dem Ziel, viele militärische Zellen und sichere Häuser in vielen Ländern einzurichten, gefolgt von „der Ausbildung der militärischen Zellen und der praktischen Planung von Sabotage und Attentaten. Auch nenne das Papier Ziele: Offiziere und Kommandeure des israelischen Geheimdienstes Mossad, „einflussreiche Israelis“, Sabotageakte gegen israelische Marineschiffe und Entführung.

Der im deutsche Exil lebende türkische Journalist Can Dündar geht jedoch davon aus, dass Erdogan einem Militärstützpunkt der Hamas auf türkischem Boden nicht zustimmen würde. Dafür gibt es auch gute Gründe. „Erdogan bezeichnet bei jeder Gelegenheit zwar die Hamas als eine Befreiungsorganisation, die ihr Volk und Land verteidige, aber ein Hamas-Militärstützpunkt auf türkischem Boden wäre eine Katastrophe für die Türkei. Erdogan würde damit die komplette westliche Welt gegen sich aufbringen“, sagte Dündar auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA. Schon die wirtschaftlichen Folgen wären nicht abzusehen: „Die Türkei ist vom westlichen Kapital abhängig“.

Den Worten des türkischen Präsidenten dürfe man zudem nicht immer Glauben schenken. „Die letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass die Worte und das Handeln von Erdogan stark auseinanderklaffen können“, so Dündar. Wenn Erdogan es mit der Zustimmung von Washington schaffen könnte, die Hamas zu einer Einigung mit Israel zu bringen, könnte Erdogan sogar als Sieger aus der Krise hervorgehen.

Militärstützpunkt von Hamas in der Türkei hätte katastrophale Folgen

Auch der Türkei-Experte Dr. Süleyman Özeren von der American University in Washington hält es im Gespräch mit FR.de von IPPEN.MEDIA für unwahrscheinlich, dass eine solche Militärbasis der Hamas in der Türkei möglich ist. „Es ist eine Sache, wenn Ankara die Hamas nicht als terroristische Organisation anerkennt, und eine ganz andere, wenn es der Hamas erlaubt, einen Stützpunkt zu errichten, sollten die Behauptungen der Medien wahr sein. Dies wäre ein Schritt, der die Türkei nicht nur mit Israel, sondern auch mit den USA und der EU in Konflikt bringen könnte. Zudem wäre dies eine sehr riskante Situation für die AKP-Regierung, die derzeit die Unterstützung von internationalen Anlegern sucht, um die Wirtschaftskrise zu überwinden. Auch Erdogan ist möglicherweise nicht bereit, dieses Risiko einzugehen.“

Dagegen hält es der ehemalige türkische Diplomat Oguzhan Albayrak auf Nachfrage nicht für ausgeschlossen, dass Erdogan einem Hamas-Militärstützpunkt zustimmt. „Ob Erdogan Hamas-Terroristen erlaubt, ihre Militärbildung auf türkischem Territorium zu bekommen, ist zwar fraglich, aber nicht ganz wegzudenken. Es sollte nicht vergessen werden, dass die Türkei in der Vergangenheit radikale Islamisten, egal welche Nationalität sie auch haben, in der Türkei ausgebildet und diese für Sich in Syrien kämpfen gelassen hat“, so Albayrak im Gespräch mit FR.de.

SADAT könnte militärische Ausbildung der Hamas übernehmen

Die militärische Ausbildung der Hamas müsste auch nicht direkt die türkische Armee übernehmen. „Das Nato-Problemkind würde eine solche Basis nicht öffentlich machen, sondern vielmehr dass der türkischen Sicherheitsfirma SADAT in enger Kooperation dem Geheimdienst MIT überlassen. Sollten die USA und die EU das dann rausbekommen, dann könnte Erdogan die Schuld der SADAT zuschieben. Erdogan, Opportunist wie er ist, hat mehrere ‚useful idiots‘´ welche er ohne schlechtes Gewissen den Wölfen zum Fraß werfen kann“.  SADAT gilt als Schattenarmee des türkischen Präsidenten. Sie bildet Söldner aus, die für Präsident Erdoğan im Ausland kämpfen und die Drecksarbeit für die Türkei erledigen. (erpe)

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