Nach Beschwerden über wartende Schulkinder: Haltestelle stillgelegt — Jetzt wird für sie gekämpft
Mit einer Unterschriften-Aktion protestieren Bürger gegen den Wegfall einer Bushaltestelle in Unterhausen. Der Haltepunkt war aus dem Fahrplan gestrichen worden, nachdem es zu Anwohnerbeschwerden über wartende Schulkinder gekommen war.
Weilheim – Andreas Eisenschmid, vierfacher Vater aus Unterhausen, ist über die Streichung empört. „Es ist wichtig, dass der Bushalt erhalten bleibt“, sagt er. Es gehe dabei nicht nur um das Wohl von Grundschülern, die nach Wielenbach pendeln.
Erst vor ein paar Wochen hatte sich Danuta Smyczek, Elternbeirätin am Gymnasium Weilheim, an die Heimatzeitung gewandt und bessere Busverbindungen aus Unterhausen zur Grundschule in Wielenbach sowie zu den weiterführenden Schulen in Weilheim gefordert. Nun ist zu den Problemen, die die dreifache Mutter in diesem Zuge schilderte, ein neues dazugekommen: Mit dem Wechsel zum Winterfahrplan wurde die Haltestelle an der Martin-Raith-Straße auf einer Straßenseite stillgelegt, wovon Busse Richtung Wielenbach betroffen sind.
Das heißt: Einer Reihe von Kindern, die von Unterhausen zur Grundschule ins Nachbardorf fahren, wurde seit dieser Woche ihre bisherige Zustiegsmöglichkeit in den Bus genommen. Sie müssen nun den etwa 400 Meter entfernten Haltepunkt an der Dorfstraße nutzen. Die Änderung hat allerdings nicht nur Folgen für Schüler.

Über die Neuerung, die ab Dienstag in Kraft trat, wurden die Familien betroffener Erst- bis Viertklässler am Montagnachmittag durch die Schule informiert, wie Andreas Eisenschmid erklärt. Dass auch der Halt an der Ringstraße in Unterhausen künftig nicht mehr von Bussen angefahren wird (in beiden Fahrtrichtungen), sei bereits früher bekannt gewesen, so der Familienvater. Über diese Änderung beklage er sich nicht. Doch beim Busstopp an der Martin-Raith-Straße sei der Fall anders gelagert.
„Allgemeinwohl müsste doch über dem Empfinden einzelner stehen“
Dass die Haltestelle auf einer Straßenseite stillgelegt wurde, sei auf einen Anwohnerprotest zurückzuführen. Eine Familie hat sich nach Eisenschmids Kenntnisstand immer wieder über die dort wartenden Schüler beschwert und schließlich erreicht, dass der Haltepunkt gestrichen wurde. „Das Allgemeinwohl müsste aber doch über dem Empfinden einzelner stehen“, sagt der Familienvater, dessen neunjährige Tochter in Wielenbach die dritte Klasse besucht.
Anders als er beurteilt den Fall Stadtrat Rupert Pentenrieder, der im Frühjahr bei einem Ortstermin an dem Haltepunkt dabei war. Der Referent für den Stadtteil Unterhausen bestätigt zwar, dass es Beschwerden über die wartenden Schüler gegeben hat: Kinder hätten auf die Photovoltaik-Anlage der an der Haltestelle wohnenden Familie Steine geworfen und hätten – was sich aufgrund der räumlichen Enge gar nicht vermeiden ließe – deren Privatgrund betreten, bei einer Nachbarin seien Steine im Garten gelandet. Doch entscheidend ist aus Pentenrieders Sicht, dass keine Busaufsicht gefunden wurde, die seitens der Anwohner, vom städtischen Ordnungsamt und von der Polizei gefordert worden sei.
Andere Haltestelle nun deutlich stärker frequentiert
„Ich habe auch selbst ’rumgefragt“, sagt der Stadtrat. Es habe sich jedoch niemand bereit erklärt, dauerhaft auf die wartenden Kinder aufzupassen. Dabei hätte die Stadt laut Pentenrieder für den Dienst bezahlt. Eltern seien nur zu sporadischer Hilfe bereit gewesen, so der Stadtrat, der eine Wiederbelebung des Bushalts nicht ausschließt.
Wie die Situation an der Haltestelle jüngst aussah, sei ihm nicht bekannt. Dazu kann aber Eisenschmid Auskunft geben: „Es ist in letzter Zeit immer jemand zur Aufsicht dagewesen, Mütter, aber auch Väter“, sagt er. Anlieger hätten sogar angeregt, dass der Busstopp vor ihr Grundstück verlegt wird.
Nach Eisenschmids Schilderungen entsteht nun bei der Haltestelle an der Dorfstraße ein Problem in Bezug auf die Busaufsicht. Diese fühle sich damit überfordert, jetzt auf etwa 35 bis 40 Kinder aufzupassen, von denen rund 20 bis 25 bis vor kurzem an der Martin-Raith-Straße in den Bus stiegen. Die langjährige Aufsicht habe bereits angekündigt, die Verantwortung nicht mehr übernehmen zu wollen.
RVO: „Wir haben gemacht, was uns nahegelegt wurde“
Mit der anfangs erwähnten Unterschriften-Aktion soll laut Eisenschmid nun erreicht werden, dass der Busstopp an der Martin-Raith-Straße wieder in den Fahrplan aufgenommen wird. Dies sei etwa auch im Interesse älterer Menschen. Noch bis diesen Sonntag werden Unterschriften gesammelt, am kommenden Mittwoch sollen sie an Bürgermeister Markus Loth übergeben werden.
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Der Regionalverkehr Oberbayern (RVO) hat den Halt nicht gern gestrichen, wie Niederlassungsleiter Ralf Kreutzer klar stellt. Dieser sagt: „Wir haben gemacht, was uns nahegelegt wurde.“
Aus- und Zustieg nur noch aus Kulanz
Diese Woche konnten übrigens noch Fahrgäste – zumindest Erwachsene und ältere Schüler – an der eigentlich stillgelegten Haltestelle zu- und aussteigen. Das sei aber, so Kreuzer, nur aufgrund der Kulanz des jeweiligen Busfahrers möglich gewesen. Es sei bereits ein Rückbau des Busstopps geplant.