China erobert Europas Luftraum – Lufthansa fordert EU-Eingriff in ungleichen Wettbewerb

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Deutsche Airlines dürfen wegen Sanktionen nicht durch Russland fliegen. Das sorgt für Umwege. Jetzt nimmt die Lufthansa Brüssel in die Pflicht.

Frankfurt am Main – Seitdem der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff auf die Ukraine befohlen hatte, versuchen westliche Industrienationen, Russlands Wirtschaft mit einer Vielzahl von Sanktionen zu schwächen. Einige davon betreffen die Luftfahrt. Allerdings haben diese Sanktionen verstärkt Auswirkungen auf die westlichen Airlines.

Sanktionen treffen westliche Airlines – Lufthansa nimmt Brüssel in die Pflicht

Das grundlegende Problem für europäische Airlines ist die Sperrung des russischen Luftraums. Durch den Ukraine-Krieg und die gegenseitigen Sanktionen und Beschränkungen des Westens und Russlands müssen Lufthansa und ihre westlichen Konkurrenten Russland umfliegen, was gerade bei Flügen nach Asien für eine massive Verlängerung der Flugzeit bedeutet. Das wiederum zieht höhere Kosten nach sich, etwa was die Treibstoffversorgung angeht.

Bildmontage aus einem Flughafen und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping (Symbolfoto). Deutsche Airlines dürfen nicht mehr durch Russland fliegen. Das sorgt für Umwege. China springt in die Bresche – und erobert den Luftraum. © IMAGO / Xinhua & IMAGO / Lobeca Ralf Homburg

„Europäische Airlines befinden sich mit China, ebenso wie mit den Fluggesellschaften vom Persischen Golf und Bosporus, in einem extrem ungleichen Wettbewerb“, zitierte das Finanzmagazin Capital einen Lufthansa-Sprecher. Die chinesische Konkurrenz hat das Problem nicht. Im Gegenteil. Sie bauen ihren Luftverkehr aus, während viele europäische Airlines sich vom asiatischen Markt zurückziehen. Die Lufthansa nahm dabei die Politik in die Pflicht. „Darauf muss die Politik in Deutschland und Europa neue industriepolitische Antworten finden“, sagte der Konzern gegenüber dem Handelsblatt. Die Lufthansa beschwere sich schon länger, auch wegen steigender Gebühren und Auflagen im Bereich Klimaziele.

Große Umwege wegen Sanktionen – Airlines leiden unter steigenden Kosten

Wie das konkret aussieht, zeigen die Airlines British Airways und Virgin Atlantic. Diese haben mehrere Stunden Nachteil gegenüber chinesischen Wettbewerbern. „Sie können nicht mehr durch den russischen Luftraum fliegen, sie müssen einen Umweg machen“, sagte dazu der Shanghaier Luftfahrtexperte David Yu zur Tagesschau. „Das bedeutet mehr Treibstoff und höhere Kosten.“ Die chinesische Führung hat die freundschaftlichen Beziehungen nach Moskau seit 2022 erheblich ausgebaut; in manchen Bereichen der Wirtschaft gilt China gar als eine Art Rettungsleine für Russland.

„Wenn wir uns die chinesischen Fluggesellschaften ansehen: Sie fliegen immer häufiger und fügen neue Ziele hinzu. Und das hat den Preisdruck für die Konkurrenz aus Europa erhöht“, erklärte Yu weiter. „Es gibt sinkende Ticketpreise und gleichzeitig höhere Kosten durch die längeren Flugrouten.“

„Besonders ausgeprägt in Asien“ – Lufthansa kriegt Auswirkungen der Sanktionen zu spüren

Wie sich diese Thematik konkret auf europäische Airlines auswirkt, zeigt die aktuelle Jahresprognose der Lufthansa Group. Mitte Juli hatte der Konzern die Jahresprognose angepasst (EBIT 1,4 Milliarden Euro bis 1,8 Milliarden Euro, von 2,2 Milliarden Euro vorher), machte das Ergebnis aber maßgeblich von der Entwicklung im vierten Quartal abhängig. Bei der Vorstellung der Zahlen für das zweite Quartal erklärte Lufthansa, dass aufgrund der „marktweit gestiegenen Kapazität“ der Stückerlös der Passagierairlines gesunken sei.

Dafür machte die Gruppe mitunter die sinkenden Durchschnittspreise verantwortlich. „Der Rückgang ist dabei in allen Verkehrsgebieten zu beobachten und besonders ausgeprägt in Asien“, schrieb der Konzern in einer entsprechenden Meldung. Der Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte im März allerdings auch von einem größeren Anteil der Passagiere gesprochen, die den Umweg bewusst in Kauf nehmen. Sie fliegen länger, sind dafür aber raus aus dem russischen Luftraum. Aufgrund der Kriegshandlungen ist dort die Sicherheit nicht immer gewährleistet.

Sanktionen treffen Russlands Wirtschaft – Luftfahrtbranche saugt Reserven leer

Die Sperrung des Luftraums war eine der früheren Sanktionen, die die Europäische Union gegen Russland verhängt hatte. Allen im russischen Besitz befindlichen, in Russland registrierten oder von Russland kontrollierten Flugzeugen bleibt der europäische Luftraum verwehrt. „Unser Luftraum wird für jedes russische Flugzeug geschlossen – dazu gehören auch die Privatjets von Oligarchen“, hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen damals erklärt.

Im Gegenzug hatte Russland seinerseits den Luftraum für europäische Maschinen verschlossen. Viel größere Probleme bereitet Wladimir Putin allerdings der Umstand, dass ein großer Teil der russischen Flugzeugflotte auf hochmoderne westliche Bauteile und Software angewiesen ist, die seit Sanktionsbeginn entfallen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hatte Russland (Stand Dezember 2023) mehr als zwölf Milliarden US-Dollar in den Luftfahrtsektor gepumpt, nur damit die Branche keinen Sanktionstod erlitt, und sich dabei großzügig am Wohlstandsfonds bedient; der eisernen Reserve. Außerdem hatte das Land bereits früh begonnen, die eigene Flotte zu „kannibalisieren“, um irgendwie an Ersatzteile zu kommen.

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