Nicht „wirtschaftlich tragfähig“ - RWE-Chef Krebber erklärt, warum er die Debatte um Kernenergie für falsch hält

Seit dem endgültigen Abschalten der letzten drei deutschen Kernkraftwerke gibt es Diskussionen darum, diese wieder an das deutsche Netz zu bringen. Auch wenn in Zukunft mit mehr Strombedarf gerechnet werden kann, will Markus Krebber, Chef des deutschen Energieunternehmens RWE, nicht auf Kernkraft setzen. „Alle Neubauten in den westlichen Ländern sind vom Budget her komplett aus dem Rahmen gefallen“, stellt Krebber im „Handelsblatt“-Podcast klar.

RWE-Chef spricht sich gegen neue Atomkraftwerke aus

Der 51-Jährige sieht keine Zukunft der Atomkraft, da diese nicht „wirtschaftlich tragfähig“ sei. Auch die abgeschalteten Kraftwerke wieder zu aktivieren sei nicht möglich aus seiner Sicht: Es fehlen Genehmigungen, Personal und finanzielle Sicherheiten. Dies liege unter anderem daran, dass sich die Kosten auf einen höheren dreistelligen Millionenbetrag belaufen würde. Zudem würden die neuen Werke erst in frühestens 15 Jahren Wirkung zeigen. „Ich sehe kein privates Unternehmen, welches dieses wirtschaftliche Risiko eingehen würde“, betont der RWE-Chef.

Zuletzt warnte der RWE-Chef vor einer Gefahr: Deutschland produziere zu wenig Strom . An Tagen mit hohem Strombedarf, etwa  im Januar, hätte Deutschland den Strombedarf bei einer Dunkelflaute wie Anfang November „nicht bewältigen“ können. Schon dieses Mal musste die Bundesrepublik rund ein Fünftel des benötigten Stroms aus dem Ausland kaufen. Krebber wirbt erneut, schnell sichere Stromerzeuger aufzubauen. „Wir haben keine Zeit mehr, ganz im Gegenteil. Die Zeit rennt und der Zubau drängt. “ Das Kraftwerkssicherheitsgesetz der Bundesregierung, dass diesen Zubau regeln soll, wird seit dem Aus der Ampel-Koalition aber wohl noch weiter auf sich warten müssen. Schwankungen können für den Verbraucher teuer werden, eröffnen aber auch Sparchancen .

RWE-Chef Krebber über saubere Technologien: „Das ist nicht aufhaltbar“

Zudem fehle das notwendige Personal. „Aus meiner Sicht ist das die falsche Debatte“, betont Krebber mit Blick auf eine mögliche Rückkehr der Atomkraft.

Auch weltweit sei eine Trendwende zu beobachten. „Die Investitionen in saubere Technologie sind weltweit - auch in China und den USA - massiv. Das ist nicht aufhaltbar. Es wird nachgefragt und ist wettbewerbsfähig. Die Energiewende ist der richtige Weg“, so der 51-Jährige. Dennoch betont der CEO, dass auch RWE offen gegenüber neuen Technologien sei.

Krebber betont, dass Deutschland und die EU „mehr Markt zulassen“ und die „Überregulierung rausnehmen“ müsse. Dadurch werde alles nur langsamer und teurer. „Es kann uns passieren, dass die, die nicht Vorreiter die Energiewende waren, wie die Amerikaner, uns in fünf bis 10 Jahren in der Dekarbonisierung überholen und das auch deutlich kostengünstiger als wir selber.“