Sorge vor Dunkelflaute - Brownout: Das passiert, falls im Januar zwischen 17 und 18 Uhr Ihr Strom abgestellt wird

  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
FOCUS online/Wochit Brownout: Das passiert, wenn im Januar zwischen 17 und 18 Uhr ihr Strom abgestellt wird
Samstag, 30.11.2024, 15:07

RWE-Chef Markus Krebber warnt, Deutschlands Stromnetz habe im November nur knapp genügend Energie für alle bereitgestellt. Im Januar könne es eng werden. Dann drohen schlimmstenfalls Brownout. Was das für Haushalte bedeutet, erklären acht Punkte.

Anfang November hatte Deutschland Glück, dass bei allen Haushalten das Licht an blieb, sagt RWE-Chef Markus Krebber. Die deutschen Stromnetze versorgen Haushalte im internationalen Vergleich grundsätzlich sehr zuverlässig mit Strom. Die Ausfallzeiten liegen meist bei einigen Minuten im Jahr und sind in den vergangenen Jahrzehnten weiter gesunken, vor allem in den neuen Bundesländern. Doch Krebber warnte, dass das nicht so bleiben muss.  

In der Dunkelflaute Anfang November habe Deutschland wenig Strom erzeugt und viel aus dem Ausland eingekauft, um seinen Bedarf zu decken. Das Netz hielt laut Krebber auch, weil der Verbrauch in dieser Phase mit 66 Gigawatt recht niedrig lag. In einer Zeit höheren Verbrauchs, etwa im Januar, hätte die Versorgung gefährdet sein können, meinte er. Im Januar 2023 verbrauchte die Bundesrepublik 75 Gigawatt.  

Träfe diese Nachfrage auf die gleiche Leistung wie Anfang November, müsste Deutschland noch mehr Strom als damals aus dem Ausland kaufen. Gelingt das nicht, wären die Folge Brownouts. Das käme in diesem Fall auf Sie zu:

 
 
 
 

1. Es gibt kontrollierte und unkontrollierte Brownouts

Was Verbraucher bei einem Brownout erwartet, hängt davon ab, ob sie einen kontrollierten oder unkontrollierten Brownout erleben.

Bei einem unkontrollierten Brownout speisen die Erzeuger weniger Strom ins Netz ein als die Verbraucher abnehmen. Möglicherweise verhindern auch technische Störungen, dass genug Strom bei einigen Endverbrauchern ankommt. Der Strom fällt in beiden Fällen nicht komplett aus. Aber die Spannung sinkt.  

Am ehesten bemerken Haushalte einen unkontrollierten Brownout anhand flackernder oder sich verdunkelnder Glühbirnen. Der Name Brownout spielt auf das dann braunere Licht dieser Birnen an.

Bei einem kontrollierten Brownout schalten Netzbetreiber einigen Verbrauchern kurzzeitig den Strom ab. Das geschieht, wenn Betreiber die Überlastung erkennen und einem Zusammenbruch des gesamten Netzes zuvorkommen.  

2. Beim Abendessen ist die Brownout-Wahrscheinlichkeit am höchsten

Gemäß den Daten der Bundesnetzagentur verbraucht Deutschland im Winter zwischen 17 und 18 Uhr am meisten Strom. Die Menschen kochen Abendessen, schalten die Lichter ein und drehen Heizkörper auf, deren Wärme zum Beispiel Wärmepumpen aus Strom gewinnen. All das treibt den Verbrauch.

Sobald die Menschen von der Küche auf die Couch wechseln, sinkt der Verbrauch deutlich. Fernseher und Computer nutzen deutlich weniger Strom als Herd und Ofen.

3. Beim Mittagessen droht eher kein Brownout

Am unwahrscheinlichsten scheinen Brownouts gegen Mittag. In diesen Stunden liefern Solaranlagen selbst in Dunkelflauten ein wenig Strom, gleichzeitig schalten die Menschen Lichter und Heizungen am ehesten aus.

Daher lohnen sich diese Zeiten für Haushalte mit flexiblen Stromtarifen: Die Uhrzeiten mit den niedrigsten Stromkosten lagen laut Fraunhofer ISE seit dem Jahr 2006 alle in der Nacht oder zwischen 13 und 14 Uhr.

4. Ein Brownout dauert meist nur einige Minuten

Sollte ein Brownout auftreten, dauert er wahrscheinlich nur einige Minuten. Der Stromverbrauch sinkt nach den Spitzen recht schnell wieder ab, wie die Daten der Bundesnetzagentur zeigen. Das Netz kann den Bedarf dann wieder decken. Alleine deswegen scheine längerfristige Probleme unwahrscheinlich.

 
 
 
 

5. Die meisten Geräte verkraften Brownouts

Für die meisten elektronischen Geräte sind Brownouts kein Problem. Fällt der Strom komplett aus, müssen Verbraucher vor allem auf ihre Daten achten: Ungesicherte Daten an PCs und anderen Geräten ohne eigenen Stromspeicher können verloren gehen. Auch die Uhr am Herd oder der Zeitplan des Staubsauger-Roboters müssen oft neu eingestellt werden. Laptops und Handys überstehen kürzere Ausfälle dank eigener Akkus hingegen mühelos.

Die meisten Haushaltsgeräte überstehen auch die Spannungsdellen ungeplanter Brownouts. Viele besitzen Sensoren, die Geräte vor zu starken Schwankungen schützen, indem sie sie abschalten. Andere Geräte funktionieren auch bei gesenkter Spannung.

6. Am Verbrauch liegt’s nicht

Seit einigen Jahren ersetzen immer mehr Menschen ihre Benzinautos durch Elektroautos und ihre Gasheizungen durch strombetriebene Wärmepumpen. Also, könnte man meinen, steigt der Stromverbrauch in Deutschland massiv an und mit ihm die Brownout-Gefahr.

Tun sie aber nicht. Im Jahr 2023 verbrauchte die Bundesrepublik rund 20 Prozent weniger Strom als Ende der 2000er Jahre, als E-Autos und Wärmepumpen Randphänomene waren. Dass RWE-Chef Krebber jetzt vor Brownouts warnt, liegt also nicht am Verbrauch.

 
 
 
   

Wie Krebber betont, stellt Deutschland in einigen Zeiten zu wenig Strom her. Das liegt vor allem an Solar- und Windenergie. Die erzeugen zwar fast immer genug Energie und müssen zeitweise sogar abgeschaltet werden, um das Netz vor Überlastung zu schützen. Trifft Windstille auf Nebel und Wolken, speisen sie jedoch wenig ein. Dann herrscht Dunkelflaute.

Längere Dunkelflauten können zum Problem werden, denn das Netz kann Strom nicht lange speichern. Batterien und Pumpspeicherkraftwerke können bestenfalls Strom für einige Tage aufnehmen. Besteht die Dunkelflaute länger, kann Strom knapp werden.

 
 
 
 

7. Die Politik steuert gegen, doch das Ampel-Aus bremst

Die erhöhte Brownout-Gefahr ist also ein Nebeneffekt des Umstiegs auf Erneuerbare Energien. Grundsätzlich ist dieser Effekt bewältigbar. Die Politik muss allerdings handeln.

Erkannt hat sie das Problem Dunkelflaute. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellte im Februar eine Kraftwerksstrategie vor, die den Neubau von Gaskraftwerken vorsieht. Die funktionieren bei jedem Wetter und könnten einspringen, wenn Wind und Sonne zu wenig Strom liefern.

Später sollen die Gaskraftwerke auf Wasserstoff umsteigen. Dann könnte Deutschland bei gutem Wetter überschüssigen Strom in Form von Wasserstoff speichern und bei schlechtem Wetter wieder in Strom umwandeln. Problem gelöst.

Noch hat die Regierung die Strategie aber nicht beschlossen. Das Ende der Ampelkoalition verunsichert Betreiber. RWE-Chef Krebber fordert daher dringend mehr Geschwindigkeit beim Zubau.

8. Wahrscheinlich trifft die Deutschen trotzdem kein Brownout

Bis Deutschland mehr grundlastfähige Kraftwerke baut, schützt vor allem der Strommarkt die Menschen vor Brownouts. In der Dunkelflaute im November schossen die Strompreise zwischen 17 und 18 Uhr teilweise auf das Acht- bis Zehnfache ihres normalen Niveaus. Industriebetriebe stellen dann teils Anlagen ab. Haushalte mit variablen Stromtarifen verschieben das Kochen um einige Stunden. Der Preis verteilt den Verbrauch.

Dauerhaft dürfte dieses Modell nicht funktionieren. Als Industriestandort braucht Deutschland eine zuverlässig bezahlbaren Strom. Derzeit senkt der Preismechanismus die Brownout-Gefahr aber deutlich.

mas