„Ich habe aus den Fehlern gelernt“: Ex-Überfahrt-Koch Christian Jürgens (56) startet neu durch

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In der Überfahrt erlebte Jürgens glanzvolle Zeiten – und einen herben Rückschlag. © THOMAS PLETTENBERG

Längere Zeit war es zuletzt ruhig um Christian Jürgens, den ehemaligen Küchenchef des Hotels Überfahrt in Rottach-Egern. Nun nahm er als ehemaliger Weggefährte an einer Gedenkfeier zum zehnten Todestag von Gerd Käfer in München teil.

Dessen Witwe Uschi Ackermann hatte die Feier für rund 200 Gäste – zumeist enge Freunde des Feinkost-Königs – in Käfers Lieblingsbiergarten, dem Augustiner Keller an der Arnulfstraße, inszeniert.

Christian Jürgens, einer der wenigen Drei-Sterne-Köche Bayerns, war Gerd Käfer, der im Alter von 82 Jahren gestorben ist, eng verbunden. So hat Jürgens ab 1988 in dem Stammhaus an der Prinzregentenstraße gelernt. Und als er weiter wollte, hat Käfer auch das eingefädelt. Nach Stationen im Tantris, in der Residenz von Heinz Winkler in Aschau und bei Eckart Witzigmann übernahm Jürgens das Marstall in München – und erhielt sofort einen Michelin-Stern. 2008 dann, mit dem Restaurant im Hotel Überfahrt, stellte er einen Rekord auf: 2013 bekam er drei Michelin-Sterne und war damit der jüngste Sternekoch Deutschlands.

In der Küche der Überfahrt herrschte, wie häufig in der gehobenen Gastronomie, ein erheblicher Leistungs- und Zeitdruck. Dies gipfelte darin, dass zwei Dutzend Angestellte, die unter Jürgens arbeiteten, sich massiv über ihn beschwerten. Sie warfen ihm Beleidigung, Machtmissbrauch und sogar Übergriffe vor. Das Hotel, das zur Althoff-Gruppe gehört, zog Konsequenzen und trennte sich von Jürgens (wir berichteten mehrfach).

Heute spricht der 56-Jährige ganz offen darüber. Als die tz ihn bei der Gedenkfeier von Gerd Käfer trifft, sagt er, er habe aus diesen Fehlern gelernt und bereue vieles, aber nur das, was er wirklich begangen habe. Manche Vorwürfe, die strafrechtlich relevant gewesen wären, erhärteten sich nicht. Die Staatsanwaltschaft stellte das Vorermittlungsverfahren ein.

„Ich muss achtsamer mit mir, aber auch mit meiner Umwelt sein, mehr zuhören, was in meinem Umfeld passiert“, sagt Jürgens. Dazu gehöre auch, nicht gleich zu explodieren und den Druck weiterzugeben, sondern sich die Dinge erst einmal durch den Kopf gehen zu lassen. „Das war eine Zäsur in meinem Leben – und es ist auch eine große Chance für mich, neue Wege zu gehen“, sagt Jürgens. Die führen ihn unter anderem nach Amsterdam und Zypern, wo er große Hotels und Firmen berät. Vielleicht kocht er auch mal wieder, doch ein neues, eigenes Restaurant ist erstmal nicht in Sicht.

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