„Extrem bedrückend“: Söders Solidarität mit Israels Kampf – Detonationen beim Besuch zu hören

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Bayerns Ministerpräsident stellt sich bei seinem Israel-Besuch demonstrativ hinter die Offensive gegen die Hamas. Solidarität mit Israel sei jetzt „unglaublich wichtig“.

München – So viel Besuch aus Bayern hatte Israel schon lange nicht mehr. Erst reiste CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt am vergangenen Wochenende von München über Berlin nach Tel Aviv, am Mittwoch hob Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu seinem Besuch nach Israel ab. Neben einem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem und Gesprächen unter anderem mit Israels Präsident Izchak Herzog besuchte Söder gestern das von der Hamas bei ihrem Überfall völlig zerstörte Kibbuz Nir Oz im Süden Israels. Und wie schon Dobrindt vermied der Ministerpräsident kritische Worte über das harte Vorgehen Israels im Gazastreifen.

Als Söder vom israelischen Militär durch den Kibbuz geführt wird, ist der Gazastreifen präsent. Detonationen sind zu hören, israelischer Beschuss. Hubschrauber und Drohnen kreisen über den Köpfen. Der Kibbuz Nir Oz liegt nahe der Grenze, über die die Hamas-Terroristen kamen, um auch hier zu morden. Söders Blick ist angespannt: ausgebrannte Häuser, verkohlte Kinderschuhe, Blutspuren auf dem Boden und an Wänden – die Bilder arbeiten in ihm. Die Militärs haben ihn in eine schusssichere Weste gezwängt und mit einem Helm versehen. Ein hagerer Mann mit Sonnenbrille erzählt zu jedem Haus eine Geschichte. Von Menschen, die sich versteckten und Glück hatten, und von anderen, die bei dem Angriff starben. Söder atmet immer wieder tief durch. Von den 400 Bewohnern, erfährt er, wurde mehr als ein Viertel verschleppt oder getötet.

Unter Opfern des Holocaust: Markus Söder am Donnerstag in der Halle der Namen in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. © Bayerische Staatskanzkei/Imago

Markus Söder stellt sich demonstrativ hinter Israels Kampf gegen die Hamas

Nach dem Rundgang stellt sich Söder demonstrativ hinter den Kampf gegen die Hamas. „Das, was hier passiert, hinterlässt lange Spuren für den Einzelnen, aber ich glaube auch kollektiv für ein Volk“, sagt der CSU-Chef. „Es ist jetzt wichtig, auch zu zeigen, dass man an der Seite Israels steht, dass man an der Seite jüdischen Lebens steht, dass man Verständnis hat.“

Söder zeigt sich tief bestürzt und bewegt und nennt den Besuch „extrem bedrückend“. Deswegen habe er großes Verständnis dafür, dass Israel sein Recht auf Selbstverteidigung in Anspruch nehme und diesen Terrorismus „ahnden und auslöschen“ wolle. Wenn es Diskussionen gebe, ob wirklich alles so schlimm sei, wenn manche Politiker aus anderen Ländern sagten, das sei kein Terrorismus: „Hier ist der Beleg dafür, was brutaler Terrorismus stattfinden lässt und was er ausmacht“, sagt Söder. „Und deswegen ist diese Solidarität so unglaublich wichtig.“

International war in den vergangenen Tagen Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen laut geworden. Die Vereinten Nationen forderten einen Waffenstillstand. Hintergrund ist die laut Beobachtern katastrophale humanitäre und medizinische Versorgung der Menschen dort.

Söder kündigte einen noch stärkeren Kampf gegen Antisemitismus und ein umfassendes Schutzversprechen für jüdisches Leben an. „Das motiviert uns noch mehr, auch mich persönlich, dieses Schutzversprechen nicht nur zu erneuern, sondern auch zu vertiefen, gegen Antisemitismus vorzugehen, die Freiheit jüdischen Lebens zu sichern.“ Die Idee von einem Kibbuz sei Frieden, Gemeinsamkeit, Ausgleich. Dass ein solcher Kibbuz zerstört werde, mit einer solchen Gewalt, „ist einfach so schäbig und schändlich“. Deshalb brauche es nicht nur gute Worte, sondern auch Taten.

Kniefall: Markus Söder legt in Yad Vashem einen Gedenkkranz des Freistaats Bayern nieder.
Kniefall: Markus Söder legt in Yad Vashem einen Gedenkkranz des Freistaats Bayern nieder. © Bayerische Staatskanzkei/Imago

Yad-Vashem-Vorsitzender Dani Dayan dankt Söder für seinen Besuch „in schweren Zeiten“

Am Vormittag hatte Söder ein Abkommen mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem abgeschlossen. Ziel sei ein intensiver Austausch und auch Weiterbildung, damit sich die „unglaubliche Geschichte, die Vernichtung der Juden, des Antisemitismus, des Holocausts“ nie mehr wiederhole, sagte Söder. Künftig sollten etwa Lehrer und Polizisten herkommen, um ihr Wissen dann an junge Menschen in Bayern weiterzugeben.

Die Gedenkstätte ist der Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. „Es ist immer ein sehr berührender Moment, hier in Yad Vashem zu sein. Ich bin das dritte Mal da. Hier erlebt man die Geschichte“ und es zeige sich, zu welch schlimmen Taten absurde Gedanken führen könnten, sagte Söder. Der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan dankte Söder für seinen Besuch „in schweren Zeiten“ – und beklagte zugleich den weltweit wachsenden Antisemitismus und Antizionismus. Es sei schlimm, wenn deswegen Politiker oder Parteien mehr Wählerstimmen erhielten.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Mittwoch die Entschlossenheit Israels betont. „Nichts wird uns stoppen“, sagte er. „Wir machen bis zum Ende weiter, bis zum Sieg, nichts weniger als das.“ Ziel ist die Zerschlagung der Hamas. (Marco Hadem und Wolfgang Hauskrecht)

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