„Fahrt zur Hölle“: Ukraine veröffentlicht abgehörtes Telefonat über Nordkorea-Soldaten

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Offiziell ist wenig über Nordkoreas Soldaten im Ukraine-Krieg bekannt. Nun kommen brisante Details durch ein abgehörtes Telefonat ans Lichts.

Moskau - Über 200 verwundete Soldaten aus Nordkorea sollen im Ukraine-Krieg innerhalb weniger Tage in ein russisches Krankenhaus in der Nähe von Moskau transportiert worden sein. Das berichtete die Kyiv Post unter Berufung auf den ukrainischen Sicherheitsdienst SBU. Dieser habe ein Gespräch zwischen einer Krankenschwester und einem Mann abgehört. Bei dem Mann handele es sich vermutlich um einen russischen Soldaten.

„Die ukrainischen Verteidigungskräfte fügen den russischen und nordkoreanischen Einheiten in der Region Kursk schwere Verluste zu“, hieß es in dem SBU-Bericht aus dem Ukraine-Krieg. Diese Informationen decken sich auch mit den Angaben britischer Geheimdienste.

Russische Krankenschwester will Nordkoreas Soldaten Betäubungsspritzen verweigern

Die Frau habe bei dem Telefonat berichtet, dass in zwei Tagen über 200 nordkoreanische Soldaten in das Krankenhaus geliefert worden. Angeblich müssten einige Krankenstationen speziell für die verwundeten Kämpfer von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un geräumt werden. Die Folge: Russische Soldaten müssten unter schlechteren Bedingungen leben „Diese Koreaner sind eine Elite, oder was? Wir machen bestimmte Stationen für sie frei. Sind die so privilegiert, oder was?“, habe die Frau am Telefon abfällig gefragt.

Kim Jong-un berät sich mit nordkoreanischen Militärangehörigen.
Ukraine-Krieg: Nordkoreas Soldaten von Machthaber Kim Jong-un erleiden wohl enorme Verluste (Symbolfoto). © dpa

Sie werde den nordkoreanischen Soldaten keine Betäubungsspritzen verabreichen, wenn diese die Krankenschwester darum bitten. „Ich werde ihnen sagen, dass sie zur Hölle fahren sollen. Ich verstehe nicht, was sie sagen.“ Die Kommunikation sei unmöglich, weil die Verletzten kein Russisch sprächen.

Russische Krankenschwester äußert sich rassistisch über nordkoreanische Soldaten

„Verdammt, die sehen alle gleich aus. Wie sollen wir sie denn auseinanderhalten? Wir könnten ihnen genauso gut mit einem Filzstift auf die Stirn schreiben“, sagte sie zu ihrem Gesprächspartner. „Was für ein Zoo! Bald wird es niemanden mehr geben, mit dem man reden kann. Sie werden nur noch etwas in ihrem Kauderwelsch murmeln. Es ist verrückt!“

Die Krankenschwester erwähnt im weiteren Gesprächsverlauf, dass das Krankenhauspersonal mit den Truppen aus Nordkorea nicht Englisch sprechen dürfe. Gleiches sei den asiatischen Streitkräften untersagt. Russland weist den Inhalt der abgehörten Gespräche zurück. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Ukraine-Krieg: Südkorea nennt erstmals nordkoreanische Opferzahlen

Kim Jong-un und Kremlchef Wladimir Putin halten sich über die Einsätze der Kämpfer aus Nordkorea bedeckt. Vor Kurzem hatte Südkorea erstmals konkrete Zahlen zu den nordkoreanischen Verlusten veröffentlicht. Mindestens 100 Nordkoreaner sollen im Ukraine-Krieg gefallen seien. Hunderte seien verletzt. Ein hochrangiger US-Beamter erklärte der New York Times, dass die Ukraine von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits „mehrere Hundert“ getötet oder verwundet haben soll.

Der südkoreanische Nachrichtendienst NIS vermutet, dass die hohen Verluste auf die „ungewohnte Umgebung auf dem Schlachtfeld“ zurückzuführen seien, „wo die nordkoreanischen Streitkräfte als entbehrliche Angriffstruppen an der Front eingesetzt werden - und auf ihre mangelnden Fähigkeiten, Drohnenangriffe abzuwehren.“

Die Angaben über die Opferzahlen variieren. Der ukrainische Militärnachrichtendienst HUR - der vor wenigen Tagen den russischen General Igor Kirillow mit einer Bombe getötet hat - berichtete, dass in der vergangenen Woche mehr als 200 Nordkorea bei groß angelegten Angriffen in der russisch-ukrainischen Grenzregion Kursk getötet worden seien. Die russischen Verluste in Kursk seien hoch. Offenbar wollte Russland die nordkoreanischen Verluste vertuschen. Die Ukraine jagt die nordkoreanischen Streitkräfte mit speziellen Techniken. (Jan-Frederik Wendt)

Auch interessant

Kommentare