„Es fehlt Fähigkeit und Können“: Nato rechnet mit Scheitern von Putins Charkiw-Offensive
Trotz hoher Verluste im Ukraine-Krieg: Russland hält an seiner Charkiw-Offensive fest. Doch an einen Durchbruch an der Front glaubt die Nato nicht.
Charkiw – Mit Panzern, Drohnen und Zehntausenden Soldaten: Russlands Armee nimmt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Wochen die Region in Charkiw unter Beschuss. Dabei nutzen die Angreifer auch gezielt einige Schwächen in den Verteidigungsanlagen aus. Mit einem Durchmarsch von Putins Truppen bis zur zweitgrößten ukrainischen Stadt rechnen westliche Militärbeobachter aber aktuell trotzdem nicht. Das bestätigte die Nato.
Charkiw-Offensive im Ukraine-Krieg: Nato zweifelt an Front-Durchbruch von Russlands Armee
„Die Russen haben für einen strategischen Durchbruch nicht die nötige Truppenstärke“, sagte der Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa, Christopher Cavoli, laut der Nachrichtenagentur dpa. Russland sei bei der Charkiw-Offensive in der Lage, lokale Vorstöße zu machen – und „das haben sie auch getan“, fügte er hinzu. Doch dabei seien auch enorme Verluste an der Front im Ukraine-Krieg erlitten worden. Doch mehr sei nicht zu erwarten. Denn Russlands Armee fehlte dafür „die Fähigkeiten und das Können“, so der Militärexperte.

Trotz Verlusten im Ukraine-Krieg: Russlands Truppen verzeichnen bei Charkiw einige Geländegewinne
In dem seit mehr als zwei Jahre andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland zuletzt die Region um Charkiw verstärkt ins Visier genommen. Bereits im März hatten die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mehr als 30.000 Soldaten im Osten des Landes zusammengezogen und eine Offensive gestartet. Mehrere Dörfer konnten erobert werden und die Verteidiger mussten andere Gemeinden evakuieren. Zwar erleidet Russland weiter hohe Verluste. Jedoch nahmen die Geländegewinne in den vergangenen Tagen zu, da die Angreifer auf schlecht befestigte Verteidigungsanlagen treffen – ein Umstand, den Putins Streitkräfte offenbar bewusst ausnutzen wollten.
Ukraine-Krieg: Karte zeigt aktuellen Frontverlauf
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Tatsächlich waren die Verteidigungslinien der Ukraine an diesem Frontabschnitt gegen eine mögliche Charkiw-Offensive eher dünn aufgestellt. Das berichtet der britische Guardian. In Wowtschansk, weniger als 65 Kilometer nordwestlich von Charkiw, „gab es einfach keine erste Verteidigungslinie und keine Minen“, zitierte das Blatt den ukrainischen Kommandant Denys Jaroslawski. Darüber hinaus seien in diesem Bereich die ukrainischen Einheiten nicht kampfbereit gewesen.
Luftalarm in Charkiw: Selenskyj bezeichnet Lage an Front als „schwierig“
Die Lage in der Charkiw-Region sei „extrem schwierig“, gestand der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einer Sitzung seines Kriegskabinetts. Zuvor war er am Donnerstag (16. Mai) in die Nähe der neuen Front gereist und hatte sich vor Ort mit seinen Militärs beraten. Wenig später begann für die östlichen Gebiete der Ukraine der Luftalarm. Mehr als 16 Stunden nahm Russlands Armee die Millionenstadt Charkiw mit Drohnen unter Beschuss. Es war einer der längsten Fliegeralarme seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Dennoch sei die Situation „unter Kontrolle“, versprach Selenskyj.
Die Verteidiger hoffen nun auf einen Nachschub an Waffen. Nach mehr als zwei Jahren andauernden Kämpfen waren die Munitionsvorräte in den vergangenen Monaten erschöpft. Doch kürzlich genehmigte der US-Kongress neue Waffenlieferungen an die Ukraine. Jetzt sollen große Mengen an Munition, Kurzstrecken-Luftabwehrsysteme und neue gepanzerte Fahrzeuge an die Front gebracht werden. (jkf)
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