Relikte aus der Stalin-Ära: Russland schickt uralte Haubitzen an die Front

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Russland erleidet schwere Verluste im Ukraine-Krieg. Das Militär setzt vermehrt auf Haubitzen aus der Stalin-Zeit, um Verluste auszugleichen.

Donezk – Sowohl die Ukraine als auch Russland müssen massive Verluste im Ukraine-Krieg einfahren. Das ‚neueste‘ Kriegsgerät an der Front ist ein Zeichen dieser Verluste Russlands. Dort finden sich vermehrt Haubitzen aus Stalin-Zeiten, die schon etwa 70 Jahre alt sein sollen. Das russische Militär soll laut OSINT-Analysen (open source intelligence) seit einiger Zeit auf die M-46-Haubitzen aus den 1950ern zurückgreifen, um das fehlende Militärgerät auszugleichen.

Die Lager leeren sich nach neuesten Erkenntnissen jedoch immer schneller. Laut Angaben eines OSINT-Analysts seien schon jetzt die Hälfte der M-46 verbraucht. Von den etwa 665 M-46-Haubitzen, die laut Schätzungen zum Beginn des Ukraine-Kriegs in den russischen Beständen befanden, sind also schätzungsweise nur noch 330 da. Bis Februar 2024 sollen 65 der Sowjet-Haubitzen aus dem Lager genommen worden sein. Angesichts der aktuellen Daten muss der Bedarf innerhalb der letzten fünf Monate massiv gestiegen sein.

Eine M-46-Haubitze im Irak.
Die russische M-46-Haubitze wurde ab 1954 produziert. © IMAGO/piemags

Schwere Gefechte in der Region Donezk: Russland fährt im Ukraine-Krieg hohe Verluste ein

Diese Informationen passen zusammen mit Berichten um verlustreiche Gefechte zwischen der Ukraine und Russland in der Region Donezk. Vor allem nahe Charkiw kam es in den letzten Monaten zu schweren Kämpfen. Demnach sind es wohl auch die Verluste Russlands, die den Grund für die schnelle Entleerung der Lagerbestände darstellen.

Einblicke in mögliche Verluste Russlands bieten, auch wenn nicht unabhängig verifizierbar, die Zahlen des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Allein im Vergleich zum Vortrag habe Russland laut den Daten vom Donnerstag (18. Juli) 54 Artilleriegeschütze verloren. Insgesamt lege der Artillerieverlust seit Beginn des Ukraine-Kriegs so bei 15.465 Geschützen. Weiterhin verlor das russische Militär seitdem 12.274 Drohnen, 20.833 Fahrzeuge und Kraftstofftanks und 15.883 gepanzerte Kampffahrzeuge.

Artilleriemangel durch Russlands hohe Verluste: Stalins Haubitzer sind besser als nichts

Möglich gemacht wird die Nutzung der M-46-Haubitzen laut Forbes erst durch die militärische Kooperation mit Nordkorea. Denn: In Russland werden die benötigten 130-Millimeter-Patronen gar nicht mehr hergestellt. So nutze Russland laut Medienberichten nordkoreanische Patronen in den sowjetischen Alt-Haubitzen, was sogar die Beziehung zwischen den Ländern noch verstärke.

Das etwa acht Tonnen schwere Geschütz kann fünf Granaten pro Minute bis zu 27 Kilometer weit schießen, ist allerdings auch schwer zu transportieren. So kommt es, dass die M-46 bereits in den Siebzigern wieder abgelöst wurde. Trotzdem lässt es sich mit Stalins Haubitzen wohl besser kämpfen als ganz ohne Militärgerät. (lismah)

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