Im Landkreis gibt es einen neuen Pflegestützpunkt. Der Standort sorgte vorab allerdings für Diskussionen.
Gerade im Alter kann es mit der gewohnten Selbstständigkeit auf einen Schlag vorbei sein. Betroffene und ihre Angehörigen wissen in solchen Fällen oft nicht, wie es weitergehen soll. Um ihnen zu helfen, gibt es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen nun einen Pflegestützpunkt. Am Montag nahm er seine Arbeit auf. Künftig können sich Pflegebedürftige sowie ihre Angehörigen an die Anlaufstelle im Landratsamt in Bad Tölz wenden. Der Aufbau erfolgt in mehreren Schritten, verkündet die Behörde in einer Pressemitteilung.
Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige
Konkret bietet der neue Stützpunkt etwa Hilfe bei Fragen zur Feststellung eines Pflegegrades, bei der Aufklärung zu Pflegeleistungen oder der Suche nach Pflege- und Hilfsangeboten vor Ort. Geleitet wird er von Christiane Bäumler. „Der Pflegestützpunkt soll für die Bürger wohnortnaher Lotse und Wegweiser durch die komplexen Systeme von Pflege-, Sozial- und Gesundheitsleistungen sein“, betont Bäumler in dem Schreiben. Am 1. Juni wurde Gabi Strauhal als Mitarbeiterin eingestellt. Weitere Einstellungen folgen bis zum Oktober: „Dann sind wir vollzählig“, erläuterte Sozialamtsleiter Thomas Bigl in der Sitzung des Kreis-Sozialausschusses am Montag. Er bat um Verständnis, dass bis zum 1. Oktober keine Außensprechstunden möglich sind. Ergänzt wird das Angebot durch eine Vor-Ort-Beratung des Bezirks Oberbayern. Dieses umfasst Auskünfte über soziale Leistungen des Bezirks sowie die rechtlichen Voraussetzungen für deren Bezug. Beratung gibt es ebenso zu Antragstellung, notwendigen Unterlagen und Ansprechpartnern in der Sozialverwaltung. Die offene Sprechzeit findet donnerstags von 10 bis 12 Uhr im Pflegestützpunkt statt. Erreichbar ist die Beratung des Bezirks unter Ruf 0 89 21 98/2 10 70 oder per E-Mail an beratung-toel@bezirk-oberbayern.de.
Kosten zwischen Landkreis, Bezirk und Kassen aufgeteilt
Die Kosten für die Anlaufstelle übernehmen zu zwei Dritteln die Pflege- und Krankenkassen. Das verbleibende Drittel teilen sich jeweils zur Hälfte der Landkreis und der Bezirk Oberbayern. Da zugleich die Anzahl der Stellen für die mobile Seniorenhilfe von 1,6 auf 1,4 gesenkt wird, entstehen dem Landkreis keine zusätzlichen Kosten. „Die mobile Seniorenhilfe bleibt erhalten“, betonte Bigl: „Themen wie Altersarmut und Messi-Syndrom gehen weit über die Aufgaben des Pflegestützpunkts hinaus.“
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Zugleich betonte er, dass das große Problem der fehlenden Pflegeplätze durch den Stützpunkt nicht gelöst werde: „Wir wissen, was du brauchst, wir können es finanzieren – aber freie Plätze haben wir nicht“, beschrieb er das Dilemma. „Das wird eher noch schlimmer als besser.“ Landrat Josef Niedermaier stimmte zu: „Das ist ein gesellschaftliches Thema, die Politik wird das nicht lösen können, die Politik kann nur mithelfen.“ Der geringe Verdienst sei nicht mehr Grund für den Fachkräftemangel in Pflegeberufen: „Die Bezahlung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, dort wo sie hingehört.“
Erreichbarkeiten Pflegestützpunkt
Telefonisch ist der Pflegestützpunkt unter 0 80 41/50 51 23 oder per E-Mail an PSP@lra-toelz.de erreichbar. Das Büro befindet sich im Landratsamt in Bad Tölz, in Raum 1.064, im Erdgeschoss. Die Öffnungszeiten lauten: Montag, Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und Montag von 15 bis 18 Uhr. Abgesehen davon, können Pflegebedürftige auch zu Hause beraten werden. Für ein persönliches Beratungsgespräch wird eine vorherige Terminvereinbarung empfohlen.
Der Standort des Pflegestützpunkts hatte im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. In einem Brief an den Landrat forderte die Geretsrieder VdK-Vorsitzende Cornelia Irmer im Dezember 2023, den Stützpunkt in Geretsried anzusiedeln. In Tölz seien schon jetzt etliche Einrichtungen ansässig, so Irmer einst. Der Bedarf sei – rein gemessen am Bevölkerungsschwerpunkt – nun einmal im Raum Geretsried/Wolfratshausen am größten. Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne) sprach das Thema damals daraufhin in einer Sitzung des Kreis-Sozialausschusses an. Dabei übermittelte er den klaren Wunsch der Verwaltung, den Pflegestützpunkt am Landratsamt zu installieren. „Alles andere wäre mit zusätzlichen Kosten und organisatorischem Aufwand verbunden.“