RKI schlägt Alarm: „Würgeengel“-Krankheit grassiert in Deutschland – Hinweise auf landesweiten Ausbruch

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Diphtherie kann tödlich sein. Ein Bericht des RKI zu der Krankheit lässt aufhorchen. Eine Übersicht zu den Symptomen und der Impfung.

München – Mit Husten, Heiserkeit und Fieber kann sich Diphtherie zu Beginn bemerkbar machen. In Deutschland tritt die Krankheit nur selten auf. Infektionen können allerdings tödlich enden, wie der Fall eines Zehnjährigen aus Brandenburg zeigt. Hintergrund der Erkrankung sind Bakterien, die ein Toxin (ein Gift) im Körper produzieren.

Nun informiert das Robert-Koch-Institut in einem Bericht von Ende April über „Hinweise auf einen deutschlandweiten Ausbruch“. Der Sequenztyp ST-547 steht im Fokus.

RKI identifiziert drei Auffälligkeiten – Diphtherie in Deutschland

Vulnerable Bevölkerungsgruppen seien insbesondere betroffen. Hierzu zählen laut RKI geflüchtete Menschen, Menschen in Wohnungslosigkeit, Menschen, die Drogen konsumieren, Menschen ohne Impfschutz, ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen.

Seit 2022 registrierte das RKI insgesamt 126 Diphtherie-Fälle in Deutschland. Im Vergleich zu Vorjahren seien jedoch drei Aspekte auffällig geworden, wie die Experten im Bericht erklären:

  1. Die Krankheit betreffe „mittlerweile auch weitere vulnerable Bevölkerungsgruppen und nicht mehr ausschließlich geflüchtete Menschen“.
  2. Die Zahl von respiratorischer Diphtherie steige. Zum Teil verlaufe die Krankheit „schwer oder tödlich“. Das RKI weist auf drei Todesfälle hin – darunter ein zehnjähriger Junge aus Brandenburg. Sie seien Teil eines Sub-Clusters, welches sich auf einen Zeitraum seit Januar 2024 bezieht.
  3. Die Übertragungen würden innerhalb Deutschlands erfolgen.
Jahr Anzahl der Infektionen
2022 55
2023 49
2024 18
2025 (bis 30. April) 4

Die Behörde identifizierte laut Bericht zwei Sub-Cluster:

  • Erstes Sub-Cluster: Mindestens 15 Fälle von Hautdiphtherie seit Juni 2023.
  • Zweites Sub-Cluster: Mindestens zehn Krankheitsfälle aus Berlin und anderen Bundesländern seit Januar 2024. Fünf Fälle von respiratorischer Diphtherie.

Impfung gegen Diphtherie – Was gilt allgemein?

Dass die Infektionszahlen insgesamt relativ gering sind, hat damit zu tun, dass der Großteil der Menschen in Deutschland gegen Diphtherie geimpft ist. Das Fachportal MSD Manuals weist daraufhin: „Kindheitsimpfungen und Auffrischimpfungen sollten Routine sein.“

Eine Impfung gegen Diphtherie gilt als Standard.
Eine Impfung gegen Diphtherie gilt als Standard. © Andrea Warnecke/dpa

Der Ständigen Impfkommission (Stiko) zufolge ist eine Impfung gegen Diphtherie eine Standardimpfung – und zwar für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das geht aus dem aktuellen Impfkalender hervor. Wann besteht ein Impfschutz? Wenn eine vollständige Grundimmunisierung und eine Auffrischungsimpfung in den vergangenen fünf bis zehn Jahren durchgeführt wurde.

Symptome einer Diphtherie-Erkrankung im Überblick

Das RKI vermerkt in seinem Bericht: „Aufgrund der neuen Erkenntnisse möchte das Robert Koch-Institut (RKI) dafür sensibilisieren, dass Diphtherie wieder vermehrt auftritt, sowohl in Form einer Hauptdiphtherie als auch als respiratorische Diphtherie.“

  • Respiratorische Diphtherie: Rachen (Pharynx), Mandeln (Tonsillen), Kehlkopf (Larynx) und Nase können betroffen sein.
  • Haut- oder Wunddiphtherie: Sie führt laut RKI „auf Haut und Schleimhaut zu schmierigen Belägen“.

Dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zufolge, liegt die Inkubationszeit zwischen zwei bis fünf Tagen – selten könnten es auch zehn Tage sein. Zu den Symptomen der respiratorischen Diphtherie zählen:

  • Temperaturen bis zu 39 Grad Celsius
  • Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Schwellungen der vorderen Halslymphknoten
  • Heiserkeit
  • Gaumensegellähmung
  • Stridor (Geräusch beim Atmen)

„Würgeengel der Kinder“: Diphtherie kann zu Erstickungstod führen

Bei Kindern trete hauptsächlich eine Kehlkopfdiphtherie auf. Dabei komme es zu weiteren Symptomen wie etwa Zyanoseanfällen (=bläuliche/gräuliche Verfärbung der Haut ausgelöst durch Sauerstoffmangel im Blut) oder Koma. „Durch Verlegen der Luftwege kann es zum Erstickungstod kommen“, so das RKI. Dies ist auch bekannt unter dem Begriff „Würgeengel der Kinder“. (mbr)

Auch interessant

Kommentare