Ukraine-Update am Morgen - Drachenzähne, Gräben, Bunker: Jetzt greift Ukraine auf alte Wagner-Taktik zurück

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Anadolu via Getty Images Drachenzähne in der Ukraine.

Um den russischen Vormarsch zu verlangsamen, greift die Ukraine jetzt auf eine alte Wagner-Taktik zurück. In Sumy sterben bei einem Angriff der Invasoren mehrere Menschen. Auch in Charkiw gibt es Verletzte. Was im Ukraine-Krieg in der Nacht passiert ist.

Ukraine-Update: Was in der Nacht passiert ist

Drachenzähne, Gräben, Bunker: Jetzt greift Ukraine auf alte Wagner-Taktik zurück

Um den russischen Ansturm zu stoppen, baut die Ukraine ihre Verteidigungsanlagen an der Front aus. Bilder, die das Verteidigungsministerium in sozialen Medien veröffentlicht, zeigen Befestigungen „in Richtung Saporischschja“. Darunter befinden sich unter anderem Drachenzähne, Gräben und Bunker.

Mit den Drachenzähnen, also aneinandergereihten tonnenschweren Betonklötzen, sollen russische Panzer gestoppt werden. Damit greift die Ukraine auf eine Taktik zurück, die schon die Söldnergruppe Wagner in Luhansk anwandte, um ihrerseits den ukrainischen Vormarsch zu stoppen. Über rund 200 Kilometer wurden dort Drachenzähne platziert und Gräben gegraben. Das ist auch als Surowikin-Linie bekannt. Zudem will die Ukraine mit tiefen Gräben und Bunkern mit Schießscharten den Vormarsch der Invasoren verlangsamen.

Laut des Militärexperten Markus Reisner haben die Truppen Russlands „an manchen Orten wie Popasna, Soledar, Bachmut und Awdijiwka bereits die erste, am besten befestigte Verteidigungslinie der Ukrainer überwunde. Die zweite und dritte Linie ist nicht mehr so stark befestigt“, sagt der österreichische Oberst gegenüber „Ntv“. „Es ist nun die Frage, ob die Ukrainer in der Lage sind, so etwas wie die Surowikin-Linie aufzubauen, mit der die Russen sie im Sommer aufgehalten haben.“

Ukraine meldet Tote nach Russen-Angriff auf Sumy

Infolge eines russischen Raketenangriffs auf die nordukrainische Stadt Sumy sind offiziellen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drückte den Angehörigen in seiner abendlichen Ansprache am Donnerstag sein Beileid aus. Um wie viele Opfer es sich handelt, war zunächst unklar. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurden durch den Angriff am Nachmittag ein Krankenhaus und eine Schule beschädigt.

„Der russische Staat wird für dieses Übel definitiv zur Verantwortung gezogen“, sagte Selenskyj, dessen Land sich seit mittlerweile mehr als zwei Jahren gegen einen großangelegten russischen Angriffskrieg verteidigt. 

Zwei Verletzte im Gebiet Charkiw

Bei einem Angriff auf die Stadt Tschuhujiw im ostukrainischen Gebiet Charkiw sind nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung mindestens zwei Menschen verletzt worden. Bei den Verletzten handle es sich um einen 17 Jahre alten Jugendlichen sowie um einen 37 Jahre alten Mann, teilte die Militärverwaltung in der Nacht zum Freitag bei Telegram mit. Zudem sei ein neunstöckiges Wohnhaus zerstört worden. Geschäfte, ein Hotel und Autos wurden demnach beschädigt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Ex-Oberbefehlshaber soll Botschafter in Großbritannien werden

Der vor rund einem Monat als Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte entlassene General Walerij Saluschnyj soll neuer Botschafter in Großbritannien werden. Selenskyj habe sich für die Berufung Saluschnyjs auf den Posten ausgesprochen, teilte das Außenministerium in Kiew mit. Nun müsse noch die britische Seite offiziell zustimmen. Im vergangenen Juli hatte Selenskyj den damaligen ukrainischen Botschafter in London, Wadym Prystajko, abberufen - kurz nachdem dieser ihn offen kritisiert hatte.

Ehemaliger Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Walerij Saluschnyj
Commander-in-Chief of Ukraine's Armed Forces/REUTERS Ehemaliger Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Walerij Saluschnyj
 

Saluschnyj wiederum war in seiner Zeit als Oberbefehlshaber zwar beim Volk sehr beliebt, soll aber zuletzt ein schwieriges Verhältnis zu Selenskyj gehabt haben. Unter seiner Führung eroberte die ukrainische Armee zwar im ersten Kriegsjahr 2022 Teile der von Russland besetzten Gebiete zurück, doch 2023 blieb eine Sommeroffensive hinter den teils hohen Erwartungen zurück. Am 8. Februar wurde Saluschnyj von seinem Posten entbunden. Als sein Nachfolger wurde Generaloberst Olexander Syrskyj ernannt.

Cameron wirbt für Waffen mit größerer Reichweite

Der britische Außenminister David Cameron hat bei seinem Deutschlandbesuch eindringlich für die Lieferung von Waffen mit großer Reichweite in die Ukraine geworben. „Was die Langstreckenwaffen angeht, kann ich aus den Erfahrungen Großbritanniens sagen, wie effektiv diese Waffen der Ukraine bei der Bekämpfung der illegalen Aggression geholfen haben“, sagte er nach einem Treffen mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Berlin. 

Großbritannien liefert unter anderem Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow in die Ukraine. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt die Bereitstellung der weitreichenderen Bundeswehr-Marschflugkörper vom Typ Taurus dagegen ab, weil er eine Verwicklung Deutschlands in den Krieg befürchtet.

US-Präsident Biden: Wir müssen Putin die Stirn bieten

Auch US-Präsident Joe Biden will Kremlchef Wladimir Putin weiter die Stirn bieten. „Meine Botschaft an Präsident Putin, den ich seit langem kenne, ist einfach: Wir werden nicht weglaufen“, sagte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) in seiner Rede zur Lage der Nation vor beiden Parlamentskammern. „Wenn irgendjemand in diesem Raum meint, Putin würde nach der Ukraine haltmachen, dann ist das falsch. Ich versichere Ihnen, das wird er nicht“, warnte der Demokrat.

Biden hat in seiner Ansprache auch dazu aufgerufen, die Demokratie in den USA mit aller Kraft zu verteidigen.
Shawn Thew/Pool EPA/AP Biden hat in seiner Ansprache auch dazu aufgerufen, die Demokratie in den USA mit aller Kraft zu verteidigen.
 

Biden fordert den Kongress erneut auf, weitere US-Hilfen für das von Russland angegriffene Land freizugeben. „Die Ukraine kann Putin aufhalten. Wenn wir der Ukraine zur Seite stehen und die Waffen liefern“, sagte der 81-Jährige. Die Ukraine bitte nicht um US-Soldaten und er werde auch keine schicken, betonte er.

Die USA galten in den vergangenen zwei Jahren seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine als wichtigster Verbündeter Kiews. Die US-Regierung lieferte in gewaltigem Umfang Waffen und Munition an die Ukraine. Seit geraumer Zeit gibt es jedoch keinen Nachschub mehr aus den USA. Hintergrund ist eine innenpolitische Blockade im US-Kongress, wo Republikaner weitere Hilfen für Kiew bislang verweigern. Ein neues Hilfspaket, das rund 60 Milliarden US-Dollar für die Ukraine vorsieht, hat zwar den Senat passiert, steckt nun aber im Repräsentantenhaus fest. 

Was am Freitag wichtig wird

Der ukrainische Präsident Selenskyj wird am Freitag zu Gesprächen in der Türkei erwartet. Mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan soll er laut einer Ankündigung des türkischen Präsidialamts über den seit gut zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine reden. Dabei sollen Wege für einen „permanenten Frieden in der Region“ erörtert werden. Das Präsidentenbüro in Kiew bestätigte den Besuch zunächst nicht. Im Osten und im Süden der Ukraine halten unterdessen die schweren Kämpfe an.

sh/mit Agenturmaterial