Betroffene erzählt - „Alex, Dein Zimmer brennt!“: Nach Feuer-Drama blieb Alexandra nur, was sie am Körper trug
Am Morgen hatte sie ihr Handy extra auf stumm gestellt. Sie wollte sich einen lang gehegten Wunsch erfüllen und ein neues Auto kaufen. Doch das Brummen in ihrer Tasche ließ nicht nach. Als sie schließlich den Anruf ihrer Mutter entgegennahm, war der Tag nicht mehr zu retten.
„Alex, dein Zimmer brennt!“ – die Stimme der Mutter zerschnitt die Realität wie ein Messer. In diesem Moment kippte alles. Panisch fuhr Alexandra Jovic zu dem Mehrfamilienhaus in Remshalden-Grunbach, in dem sie gemeinsam mit ihrer Mutter wohnte.
Die Feuerwehr war bereits vor Ort, dichter Rauch waberte aus dem Fenster. Aber Alexandra wollte nur eins: hinein. In ihre Wohnung, in ihr Zimmer – zu ihrer Katze.
„Ich war wie gelähmt“
„Ich wusste, eine der beiden war draußen – aber die andere?“, erzählt Jovic. Der Gedanke, das Tier allein inmitten der Flammen zu wissen, ließ sie alle Warnungen vergessen. Doch ein Polizist stoppte sie. Sekunden später der nächste Schock: Der Vermieter meldete verzweifelt, dass sich seine Tochter noch im Haus befinde.
Minuten, die wie Stunden vergingen. Die Feuerwehr evakuierte alle Bewohner, auch die Tochter wurde gefunden – sie hatte sich ins Freie retten können. Erleichterung, wenigstens kurz. Denn wenig später wurde Jovics schlimmste Befürchtung bestätigt: Ihre zweite Katze konnte nicht gerettet werden.
„Ich war wie gelähmt“, sagt sie heute. In wenigen Minuten hatte sie alles verloren. Das Feuer hatte ihr Zimmer vollständig zerstört, die restliche Wohnung war von dichten, schwarzen Rußschichten überzogen. Was blieb, war lediglich das, was sie am Körper trug – und eine Handtasche.
Umwerfende Unterstützung
Doch es dauerte nicht lange, bis die ersten helfenden Hände da waren. Die ersten Nächte verbrachten Alexandra und ihre Mutter in einem Gasthof, inzwischen konnten sie dank der Unterstützung ihrer Büroraum-Vermieterin in eine kleine Übergangswohnung in Stuttgart ziehen. Die beiden Frauen führen gemeinsam eine kleine Buchhaltungsfirma – ihr berufliches Standbein blieb ihnen erhalten.
Eine ganz besondere Geste kam von einer Freundin: Alessia Carluccio startete spontan eine Spendenaktion auf der Internetplattform Gofundme, ohne dass Alexandra zunächst davon wusste. Das Geld ist dafür gedacht, dass sich Alexandra das Nötigste für einen Neuanfang anschaffen kann. Und für eine kleine Freude zu ihrem 29. Geburtstag, den sie drei Tage nach dem schrecklichen Ereignis eigentlich feiern wollte.
Bis heute plagen 29-Jährige Schuldgefühle
„Jeder Beitrag, egal wie klein, hilft! Falls ihr nicht spenden könnt, würde es uns auch sehr helfen, wenn ihr diese Aktion teilt“, schreibt Alessia Carluccio auf der Spendenplattform – wissend, dass ihre Freundin für die Wohnung keine Hausratversicherung abgeschlossen hatte.
„Ich bin ihr unendlich dankbar“, sagt diese heute. Auch für den seelischen Beistand: „Meine Freunde haben gewissermaßen eine 24-Stunden-Betreuung eingerichtet, um mich wieder aufzubauen.“
Denn der Verlust sitzt tief – besonders emotional. Die Bilder des Feuers, der Geruch, der Tod ihrer Katze, all das lässt sie nicht los: „Es verfolgt mich.“ Sie will sich psychologische Hilfe holen.
Denn auch Schuldgefühle plagen sie. „Es hat schließlich in meinem Zimmer gebrannt“, sagt sie, auch wenn sie für das Feuer gar nichts kann. So, wie es aussieht, war die Ursache ein technischer Defekt.
Trotz allem will Alexandra zurück in ihre Wohnung
Trotz allem will Alexandra Jovic eines: zurück in die Wohnung. Sie will sie sanieren und herrichten lassen und dann zumindest eine Weile wieder einziehen, bevor sie sich vielleicht – wie sie es eigentlich schon vor dem Brand vorgehabt hatte – eine eigene Wohnung sucht. „Ich möchte nicht weglaufen, sondern normal weiterleben“, sagt die 29-Jährige.
Außerdem möchte sie ihren Kater, um den sich zurzeit die Nachbarn kümmern, nicht verpflanzen.
Was bleibt? Dankbarkeit. Für jede helfende Hand. Für das Leben. Für Freundschaften, die in der Krise gewachsen sind. Und der feste Entschluss: „Ich erarbeite mir alles wieder Stück für Stück. Ich bin eine Kämpfernatur.“
Die Spendenaktion
Gofundme
Die Internetplattform ermöglicht Privatpersonen Geld für verschiedene Zwecke zu sammeln, indem sie ihre Anliegen online präsentieren und Spenden von einer breiten Öffentlichkeit erhalten. Die Plattform wird häufig genutzt, um finanzielle Unterstützung für persönliche Lebensereignisse wie medizinische Behandlungen, Bildungskosten oder Notfälle zu erhalten.
Link
Die Aktion für Alexandra Jovic ist unter der Adresse www.gofundme.com/f/hilfe-fur-alexandra-alles-verloren-durch-einen-brand zu finden. Das Ziel ist es, etwa 10 000 Euro zusammenzubekommen. Bisher sind gut 900 Euro versprochen.
Von Frank Rodenhausen
Das Original zu diesem Beitrag "„Alex, Dein Zimmer brennt!“ – Dann nahm ihr Albtraum seinen Lauf" stammt von Stuttgarter Zeitung.