In dieser Region in Deutschland ist die Zahl an Unternehmensinsolvenzen erneut stark gestiegen
Die Wirtschaftskrise hat viele Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. In einer Region ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut gestiegen.
Stuttgart – In den vergangenen Monaten mussten viele, zum Teil auch äußerst traditionsreiche Unternehmen den Gang in die Insolvenz antreten. Zuletzt hatte beispielsweise ein Traditionsunternehmen Insolvenz angemeldet, nachdem es zuvor von einem Corona-Boom profitiert hatte. Im Südwest-Bundesland Baden-Württemberg, das für eine besonders starke Wirtschaft bekannt ist, macht sich die Pleitewelle besonders bemerkbar. Im ersten Quartal 2024 hatten 624 Unternehmen in Baden-Württemberg Insolvenz angemeldet, im gleichen Zeitraum 2025 lag diese Zahl deutlich höher.
Die Gründe für die ungewöhnlich vielen Insolvenzen im Land sind vielfältig, begründen sich in den meisten Fällen aber in hohen Kosten, ausbleibenden Aufträgen oder notwendigen Investitionen, die aktuell einfach nicht zu stemmen sind. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg am 16. Juni mitteilte, ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Land im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ersten Quartal 2025 um 6,1 Prozent gestiegen. Erst vor wenigen Tagen musste ein weiterer Autozulieferer aus Baden-Württemberg Insolvenz anmelden.
Baden-Württemberg: Im ersten Quartal 2025 meldeten 662 Unternehmen Insolvenz an
Konkret meldeten laut dem Statistischen Landesamt in den Monaten Januar bis März 2025 insgesamt 662 Unternehmen Insolvenz an, was ein Anstieg von 38 Fällen im Vergleich zum wirtschaftlich ebenfalls sehr herausfordernden Vorjahreszeitraum darstellt. Von diesen Verfahren betroffen waren demnach insgesamt 8.637 Arbeitnehmer. „Dabei dürfte es sich um eine Untergrenze handeln, da nicht in allen Fällen die Anzahl der betroffenen Arbeitsplätze gemeldet wurde“, schreibt die Behörde. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger beliefen sich auf rund 1,26 Milliarden Euro.
Unternehmensinsolvenzen in Baden-Württemberg in Q1 2025 | 662 (38 mehr als im Q1 2024) |
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Betroffene Arbeitsplätze | 8.637 offziell bestätigte |
Voraussichtliche Forderungen der Gläubiger | 1,26 Milliarden Euro (durchschnittlich 1,9 Millionen pro Verfahren) |
Meiste Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen | Stadtkreis Pforzheim (3,7 Anträge pro 1.000 Unternehmen) |
Wenigste Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen | Landkreis Freudenstadt und Alb-Donau-Kreis (0,5 Anträge pro 1.000 Unternehmen) |
Von der Insolvenzanmeldung waren die Stadt- und Landkreise im Südwesten im ersten Quartal 2025 unterschiedlich stark betroffen. Landesweit verzeichnete demnach der Stadtkreis Pforzheim mit 3,7 Anträgen pro 1.000 Unternehmen die höchste Insolvenzdichte. Unsere Redaktion berichtete beispielsweise über eine Pforzheimer Familienbäckerei, die nach der Insolvenz den Betrieb einstellen musste. An zweiter Stelle der meisten Insolvenzanträge eines Kreises folgt der Stadtkreis Mannheim mit 2,8 Anträge pro 1.000 Unternehmen.
Wirtschaftsstärkste Städte: Bis auf Stuttgart und Ulm sind die Zahlen sogar zurückgegangen
Auffallend ist, dass die Unternehmensinsolvenzen in den wirtschaftsstärksten Städten Baden-Württembergs bis auf Stuttgart (+44,1 Prozent) und Ulm (keine Veränderung) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen sind, obwohl die Anzahl im gesamten Land insgesamt höher lag. Konkret ging die Zahl in Karlsruhe um 48,1 Prozent, in Mannheim um 50 Prozent – was die Quadratestadt aber wie bereits genannt noch immer auf Platz 2 setzt – in Freiburg im Breisgau um 68,2, in Heidelberg um 35,3 und in Heilbronn um 42,9 Prozent zurück.
Laut dem Statistischen Landesamt meldeten in Baden-Württemberg im ersten Quartal 2025 auch 3.076 Privatpersonen Insolvenz an, was einen Anstieg um 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum darstellt. Von der Insolvenzwelle ist aber bei weitem nicht nur der Südwesten betroffen; vor wenigen Tagen meldete beispielsweise eine traditionsreiche Papierfabrik in Schleswig-Holstein Insolvenz an.