Ziehen sich Ukraine-Truppen teils aus Kursk zurück? Karte bestätigt Verluste

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Russische Soldaten hissen am 9. März 2025 Fahnen auf einem Gebäude in der Region Kursk. ©  IMAGO / SNA

Russland meldet, in Kursk bis nach Sudscha eingedrungen zu sein. Die Stadt ist von strategischer Bedeutung – ihr Verlust wäre bei Verhandlungen spürbar.

Kursk – Es war der größte Angriff auf russisches Territorium seit dem Zweiten Weltkrieg: Im August 2024 drangen ukrainische Truppen in das russische Grenzgebiet Kursk ein. Russland sah sich selbst mit der Unterstützung nordkoreanischer Soldaten zunächst nicht in der Lage, die Region wieder zurückzuerobern. Nun aber erzielen Moskaus Streitkräfte bei der Rückeroberung deutliche Erfolge, wie geolokalisierte Aufnahmen zeigen.

Ukraine-Krieg: Bestätigte Vorstöße russischer Streitkräfte in Kursk

Die russische Armee will fünf Dörfer in der Region Kursk von ukrainischen Einheiten zurückerobert haben. Laut Berichten der Staatsmedien seien russische Truppen sogar in die Kleinstadt Sudscha im westlichen Teil von Kursk eingedrungen, Behörden bestätigten dies zunächst nicht. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete unter Berufung auf einen russischen Kommandeur, dass die russische Flagge über dem Verwaltungsgebäude der Stadt gehisst worden sei. Auch im Bericht der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hieß es am Dienstag (11. März) russische Truppen „machen weiterhin bestätigte Vorstöße in der Oblast Kursk und haben wahrscheinlich mit Angriffen auf Sudscha begonnen.“ Die Experten beriefen sich dabei auf geolokalisierte Aufnahmen.

Sudscha ist die wichtigste Ortschaft, die ukrainische Truppen in Kursk erobern konnten. Die Kleinstadt diente bislang den rund 10.000 ukrainischen Soldaten in der Region als Hauptstützpunkt, denn die Ortschaft ist über eine Autobahn mit Yunakiwka in der Region Sumy hinter der ukrainischen Grenze verbunden. Eine Einnahme durch Russland würde die Logistik der Ukraine sowie Nachschubwege gefährden. Genau das ist offenbar Moskaus Ziel: Vergangene Woche hatte das ISW bereits gemeldet, dass Russlands Truppen vereinzelte Vorstöße in die Oblast Sumy nutzen, „um die ukrainischen Streitkräfte vollständig aus der Oblast Kursk zu vertreiben.“ Zudem hätten sie vor, die Autobahn H-07 anzugreifen, hieß es in dem Bericht weiter.

Kiew ohne Geheimdienstinformationen „blind“: Mangelnde Aufklärung erschwert Militäroperation in Kursk

Überraschend ist das jetztige Vorrücken auf Sudscha für Kriegsbeobachter offenbar nicht: Bereits am 25. Februar setzten gezielte Drohnenattacken Dutzende ukrainische Fahrzeuge entlang der Hauptstraße nach Sudscha außer Gefecht, wie Forbes berichtete. An diesem Tag hätte man beginnen sollen, sich Sorgen um Kursk zu machen, kommentierte der Analyst Andrew Perpetua auf der Plattform X. Wenige Tage darauf kündigten die USA nach dem Streit im Weißen Haus an, Kiew keine Geheimdienstinformationen und Satellitenbilder mehr zu liefern.

Mit den Bildern lassen sich unter anderem russische Truppenbewegungen beobachten. Plötzlich war die Ukraine also weitgehend blind, was wohl direkte Auswirkungen auf die Militäroperationen hatte – insbesondere in der russischen Region Kursk. Moskau reagierte prompt: Die russische Armee stationierte laut Forbes das Elite-Drohnenteam Rubicon Center of Advanced Unmanned Systems in Kursk und sprengte zudem gezielt Brücken nördlich und südlich von Sudscha, was „die Fähigkeit der Ukraine, sich nach Sudscha zurückzuziehen, erheblich erschwert“ habe, so ein ISW-Bericht vom 9. März.

Friedensverhandlungen: Verluste in der Region Kursk sind strategischer Nachteil für Kiew

Bisher äußerte sich die ukrainische Seite nicht direkt zum Vormarsch der russischen Truppen in der Nähe von Sudscha. „Unsere Truppen erfüllen ihren Auftrag im Gebiet Kursk. Die Russen versuchen, maximal Druck auszuüben“, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch lediglich mit. Die ukrainische Militärführung ergreife geeignete Maßnahmen, um das Leben der ukrainischen Soldaten zu schützen, hieß es aus Kiew weiter. Eine mögliche Interpretation wäre, dass die Ukrainer sich aus Kursk zurückziehen. Für Kiew wären Verluste in der Region ein strategischer Nachteil: Die Ukraine betrachtet die in Kursk eroberten Gebiete als Verhandlungsmasse im Falle eines Waffenstillstands.

Nach Angaben ukrainischer Militärbeobachter hat Kiew von den im vergangenen August besetzten über 1.200 Quadratkilometern mittlerweile nur noch weniger als ein Sechstel unter Kontrolle. Indes gehen die Vorstöße offenbar weiter: Russische Truppen sollen kürzlich auch den östlich von Sudscha gelegenen Ort Bondarevka eingenommen haben, ebenso wie die im Südosten von Sudscha gelegenen Ortschaften Zamostye und Makhnovka. Laut den US-Kriegsexperten des ISW sind diese Vorstöße ebenfalls mit geolokalisierten Aufnahmen belegbar. Weiteres Material zeigt ein Eindringen in die Außenbezirke von Kolmakow und Kurilovka.

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