Fischtreppen am Lech: Aktueller Zeitplan und das große Problem mit dem Abstieg
Am Lech wird derzeit gebaut, oder zumindest geplant: An allen Staustufen, die noch keine Fischaufstiegsanlage (FAA) haben, soll in den nächsten Jahren eine errichtet werden und in Betrieb gehen – bis zum Jahr 2028. Das ist zum Wohl der Fische und sichert die Durchgängigkeit, weiß Dr. Erik Bohl, ehemaliger Leiter der Dienststelle Wielenbach im Landesamt für Umwelt. Doch ein wichtiger Faktor wird gerne vergessen.
Landkreis - Zahlreiche Fischaufstiegshilfe befinden sich gerade im Bau – aber warum? Ganz klar: „Die Wasserrahmenrichtlinie schreibt‘s vor – mit Terminen“, erklärt Bohl. Denn die Durchgängigkeit sei ein Stück der ökologischen Qualität und die EU-Mitgliedsstaaten seien verpflichtet, einen guten ökologischen Zustand herzustellen. „Das lässt sich an einem Fluss wie dem Lech nicht machen ohne ein wenig Durchgängigkeit wiederherzustellen“, erklärt Bohl. Der Kraftwerksbetreiber Uniper gebe sich große Mühe nach den gegebenen Möglichkeiten, die „unheimlich kompliziert“ seien, „wenigstens mal einen Fuß in das Thema reinzukriegen“, bekennt Bohl, der die Zusammenarbeit zwischen Uniper und den Fischereivereinen lobt.
Aber wozu muss ein Fisch überhaupt hoch und runter schwimmen? „Dafür gibt es sehr viele biologische Gründe“, erklärt Bohl. Die heimischen Arten Huchen, Barben oder Äschen wandern beispielsweise, um Laichgebiete zu suchen. Sie brauchen bestimmte Laichstrukturen, wie gut ventilierte Kiesböden, die als Dauerlebensplatz nicht optimal sind, sondern eben nur zum Laichen. Deshalb müssen die meisten Fische in den verschiedenen Lebensphasen wechseln. Es gibt Nahrungs- und Winterhabitate sowie Laich- und Brutgebiete. „Sie haben in jeder Lebensphase andere Anforderungen, die sie nur durch Ortswechsel erreichen können.“ Und das könne verschiedene Dimensionen aufweisen: Im Lech leben meist Mittelstreckenwanderer, die rund 50 Kilometer zurücklegen, „bis sie das finden, was sie gerade brauchen.“ Dann gebe es Fische, die in kleineren Räumen daheim sind, wie die Bachforelle. „Ihr reichen auch ein paar Kilometer zum Wandern.“ Der Aal oder Lachs hingegen seien Weitwanderer, die hunderte, ja tausende Kilometer zurücklegen.
Weite Wege möglich
Um eben diese ‚Wanderwege‘ zu ermöglichen, müssen alle Wasserkraftwerke mit Fischtreppen ausgestattet werden. Haben erst einmal alle Kraftwerke eine, kann der Fisch theoretisch von Landsberg bis ins Lechtal schwimmen. Aber was passiert, wenn der Fisch wieder zurück will? „Der Abstieg ist ein riesen Problem“, erklärt Bohl. Denn normalerweise folge der absteigende Fisch der Hauptströmung. Macht er das auch in der Nähe eines Kraftwerks, „landet er in der Turbine und kommt geschreddert wieder raus.“ In der Wielenbacher Dienststelle im Landesamt für Umwelt habe Bohl und mit seinem Team alle möglichen Tricks probiert, um einen Fisch davon abzubringen, durch die Turbine zu schwimmen, sondern in ein kleines Gerinne, das er unversehrt wieder verlassen kann. „Das ist ungeheuer schwierig“.
So habe man versucht, die Fische mit bestimmten Bodenleitstrukturen in Richtung sicheres Gerinne umzuleiten. „Wir haben es sogar mit Elektroscheuchanlagen versucht“, berichtet Bohl. Eine weitere Möglichkeit seien mechanische Gitter vor den Turbinen gewesen. „Sehr schwierig, weil die immer gleich mit Laub zu waren.“ Auch mit Schall oder Licht unter Wasser wollte man die Fische in die richtige Richtung lotsen. „Es ist alles nicht so das Wahre“, bekennt Bohl, wenngleich er die Situation am Lech nicht ganz so prekär einschätzt, wie an anderen Flüssen. Denn bei Hochwasser fließe der Lech über die Kraftwerks-Schürze und reiße einige Fische mit. „Da kommt schon was heil unten an. Aber das ist ein ungelöstes Problem, an dem man dringend arbeiten muss. Dafür haben wir noch zu wenig Wissen und Technik.“
Keine Lösung
In der Planung für die derzeitigen Fischaufstiegsanlagen werde dieser Faktor ziemlich vergessen, meint Bohl. „Wenn ich eine gut konstruierte Aufstiegsanlage habe, ist noch lange nicht gesagt, dass sie für den Abstieg auch geeignet ist. Und allein die Hoffnung, dass es beim Hochwasser wieder alles runterschwappt, ist nicht die Lösung.“
Bau der FAA am Lech
In den Jahren bis 2028 sollen noch sechs Fischaufstiegsanlagen am Lech entstehen. Die technische Planung für die FAA in Apfeldorf startete bereits in den letzten Monaten. Hier ist mit einer Inbetriebnahme bis Ende 2027 zu rechnen, geht aus einer Grafik von Uniper hervor. Die Inbetriebnahme der Anlage in Epfach ist indes für diesen Dezember geplant. Die Fischtreppe für die Staustufe Lechblick soll im Januar gebaut werden und Anfang 2027 in Betrieb gehen während die Anlage in Lechmühlen schon Mitte 2026 starten soll. Der Baustart ist ebenfalls für Januar geplant. Die FAA in Dornstetten und Pitzling haben indes noch einen längeren Weg vor sich. Beide sollen Mitte 2027 in Betrieb gehen.