Vogelgrippe in den USA: Weitere Ausbreitung besorgt Experten – „kann jederzeit auch in Deutschland passieren“

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Eine neue Beobachtung des Vogelgrippe-Virus in den USA besorgt Experten in Deutschland. Sie fordern, die Ausbreitung schnellstmöglich zu stoppen.

München – Laut dem Naturschutzbund (NABU) sind die Vogelgrippe-Fälle bei Hausgeflügel und Wildvögeln in den letzten zwei Jahren stark zurückgegangen. Anderes sieht es bei der Vogelgrippe vom Typ H5N1 aus, der sich seit dem Frühjahr 2024 vermehrt in Milchviehbetrieben in den USA verbreitet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sorgen sich um eine Mutation, die bei einer Routineuntersuchung gefunden wurde. Sie könnte erhebliche Auswirkungen auf die Verbreitung haben.

Vogelgrippe breitet sich aus: Neue Variante besorgt Experten

Das US-Landwirtschaftsministerium berichtet, dass es sich bei der zweiten Variante um das H5N1-Virus handelt, jedoch mit einem anderen Genotyp. Im Frühjahr 2024 wurde in Texas der Genotyp B3.13 festgestellt. Nun wurde bei Kühen in Nevada der Genotyp D1.1 der Klade 2.3.4.4b von H5N1 nachgewiesen. Innerhalb eines Jahres kam es somit zum zweiten Eintrag von H5N1 bei Milchkühen.

Unter Milchkühen in den USA verbreitet sich das Vogelgrippe-Virus. Auch Menschen sind gefährdet.
Unter Milchkühen in den USA verbreitet sich das Vogelgrippe-Virus. Auch Menschen sind gefährdet. © NIH-NIAID/IMAGE POINT FR/BSIP/IMAGO

Besonders besorgniserregend ist, dass das D1.1-Virus eine PB2-Mutation aufweist, die die Vermehrung des Virus in Säugetieren erleichtern könnte, wie das Science Media Center (SMC) informiert. Dies könnte ein anhaltendes Risiko für Kühe und Menschen darstellen, die in engem Kontakt mit den Tieren stehen. Eine fortlaufende Zirkulation des Virus in Nutztieren erhöht das Risiko eines Übersprungs auf den Menschen.

Experten warnen vor Ausbreitung der Vogelgrippe: „Ursache unklar“

„Dieser zweite Eintrag von H5N1 bei Milchkühen in den USA ist eine Warnung, dass diese Viren auch in Zukunft die Artenbarriere überwinden können“, erklärt Prof. Dr. Martin Schwemmle, Forschungsgruppenleiter am Institut für Virologie an der Uniklinik Freiburg. „Leider ist die Ursache für die Infektion dieser Tiere unklar, aber wir müssen davon ausgehen, dass dies jederzeit auch in Europa oder Deutschland passieren kann“, fügt Prof. Dr. Schwemmle hinzu.

Beide Varianten wurden bereits bei Menschen festgestellt und verlaufen meist mild. Im Januar infizierten sich 68 Menschen in den USA mit dem Virus. Ein Teenager aus Kanada musste im Krankenhaus behandelt werden. Ein 65-jähriger Mann aus Louisiana, bei dem die neue Variante D1.1 nachgewiesen wurde, verstarb.

Vogelgrippe breitet sich in den USA aus: Milchkühe und Menschen stecken sich an

Der Ursprung des Virus bleibt unklar. „Der Eintrag reflektiert vor allem die Vogelgrippe-Situation bei Wildvögeln und Nutzgeflügel in den USA“, erklärt Prof. Dr. Barbara Wieland, Virologin vom Eidgenössischen Departement des Innern der Schweiz. „In den vergangenen Wochen und Monaten waren Millionen Vögel betroffen und das führte entsprechend zu einer hohen Virenlast in der Umgebung und somit zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass sich andere Spezies anstecken“, ergänzt die Virologin.

Eine genaue Risikobewertung ist derzeit schwierig, da den Experten noch viele Informationen fehlen. „Die Tatsache, dass ein weiteres H5N1-Virus den Weg in Milchkühe geschafft hat, ist aber bedenklich und zeigt klar, dass aufgrund der massiven Viruszirkulation in den USA wegen zahlreichen Ausbrüchen in Wildvögel und in Nutzgeflügel, die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Übertritt steigt.“ Es sei entscheidend, die Ausbreitung des Virus unter Säugetieren zu stoppen, um eine weitere Anpassung des Virus zu verhindern. (vk)

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