Lawine kommt in Österreich wie aus dem Nichts: Wandergruppe verschüttet – Deutsche stirbt
Bei einer Lawine wurden in Österreich vier Menschen verschüttet. Mit Wanderern wurde in diesem Gebiet nicht gerechnet, eine Deutsche starb durch die Schneemassen.
Hüttschlag – Der starke Schneefall der vergangenen Tage sorgt in den Alpen für erhebliche Lawinengefahr. Auch tiefere Lagen, in denen man als Außenstehender nicht damit rechnet, können von herabstürzenden Schneemassen getroffen werden. Die stoßen aus höheren Lagen bis ins Grüne vor. Nach zahlreichen Zwischenfällen in den vergangenen Tagen sollten Wanderer in den Alpen gewarnt sein.
Sechs Wanderer aus Deutschland werden in Österreich von Lawine überrascht
Dienstagnachmittag (17. September) wurden vier Wander unweit der Hohen Tauern im Pongau (Salzburger Land, Österreich) von so einer Gleitschneelawine verschüttet. Laut Bergrettung Hüttschlag waren gegen 14:30 Uhr zwei Dreiergruppen im Bereich eines Wanderweges auf einer Höhe von etwa 1250 Metern unterhalb des Seekarspitz (2053 Meter) unterwegs. Sie gingen gerade in Richtung Schödersee talauswärts, der Hang war noch etwas vom Schneefall eingepudert, die grünen Wiesen schauten durch die Flecken im Schnee heraus.

Plötzlich donnerte von weit oben eine Lawine auf die Wanderer herab. Die beiden Gruppen – allesamt aus Deutschland – wurden von den Schneemassen erfasst. „Die Nassschneelawine löste sich in der Nähe des Bergkammes im Bereich der Grauwand in Richtung Schödertal und verschüttete einen Wanderweg auf einer Breite von circa 60 bis 80 Meter“, heißt es später im Polizeibericht.
Während der Rettung drohte jederzeit wieder eine Lawine auf Retter und Gerettete zu donnern
Vier Personen wurden dann von der Lawine erfasst, wobei sich laut Polizei drei selbstständig aus den Schneemassen befreien und aus der Gefahrenzone flüchten konnten. Es drohten nämlich weitere Lawinengänge. Zunächst war die genaue Situation unklar. Die Bergrettungsteams aus Hüttschlag, Großarl und Hundeführer der Bergrettung wurden alarmiert, auch zwei Rettungshubschrauberteams (Martin 1 und Martin 6) und Polizeihubschrauber (Libelle) waren im Einsatz.
Schließlich stellte sich heraus: Zwei Wanderer waren laut Bergrettung Hüttschlag von den Schneemassen teils verschüttet worden, eine Wanderin komplett. „Die verletzten Personen konnten rasch ausgegraben und von Rettungshubschraubern ausgeflogen werden“, berichtet der Hüttschlager Ortsstellenchef und Einsatzleiter Markus Rettenwender in einer Pressemitteilung. Die komplett verschüttete Frau weise „sehr schwere Verletzungen“ auf, heißt es. Die 56-Jährige aus Lichtenau (Kreis Paderborn, NRW) wurde schwer verletzt, ein 21-Jähriger aus Geldern bei Düsseldorf (NRW) kam mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus. Insgesamt habe die Lawine sechs Frauen und Männer getroffen, drei blieben unverletzt.
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Alle Wanderer sowie die Einsatzkräfte wurden aufgrund der weiterhin dort herrschenden akuten Lawinengefahr mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen. Insgesamt waren 75 Einsatzkräfte von Bergrettung, Alpinpolizei, Rotem Kreuz, Freiwilliger Feuerwehr und Hubschrauberteams im Einsatz. In der Nacht auf Mittwoch erlag die 56-Jährige im Krankenhaus ihren Verletzungen.
Österreichische Bergretter warnen vor Lawinen, die bis ins Tal rollen
Der Wandersteig Richtung Schödersee liegt laut Bergrettung in einem Einzugsbereich für Lawinenabgänge. „Solche Wege sollten derzeit aufgrund der Lawinengefahr unbedingt gemieden werden“, warnt der Pongauer Bezirksleiter Gerhard Kremser, „die Gleitschneelawinen können bis ins Tal abgehen.“ Durch den intensiven Schneefall der vergangenen Tage herrsche „hochalpin erhöhte Lawinengefahr“. In den Hochlagen der Nordalpen und gebietsweise in den Hohen Tauern hat es Kremser zufolge bis Samstagmittag bereits über 150 Zentimeter geschneit, verbreitet seien es oberhalb von 1500 Meter 50 bis 100 Zentimeter. Kremser: „Der Schnee ist jedoch wegen der bis vor Kurzem herrschenden Hitzephase des Sommers nur sehr schlecht mit dem Untergrund verbunden. Die steigenden Temperaturen können Gleitschneeabgänge auslösen.“
Im Tilroler Eng-Tal im Karwendel wurde am Samstag ein 71-jähriger Wanderer aus dem Kreis Coburg (Oberfranken) von einer Lawine verschüttet. Bislang konnten die Bergretter den Vermissten noch nicht ausgraben, da vor Ort ebenfalls weiterhin akute Lawinengefahr herrscht. Am Donnersteg soll ein neuer Bergungsversuch gestartet werden. Eine zehnköpfige Gruppe von Bergwanderern aus Deutschland und den Niederlanden, die sich in einer Berghütte in der Nähe befand, wurde per Polizeihelikopter evakuiert, da sie durch das Lawinengebiet abstiegen wollten.
Zehn weitere Gäste einer weiteren Berghütte in der Nähe wurden per Lastenaufzug ins Tal gebracht, nachdem die vorhergehende Helikopter-Evakuierung österreichweit für Aufruhr gesorgt hatte. Eine ähnliche Aktion sorgte in Österreich kürzlich für einen Rettungseinsatz, da das Seil aus der Rolle sprang. In Bayern warnte ein Bergführer bei Facebook mit der scherzhaften Androhung von Ohrfeigen vor Touren am Fuß der Zugspitze mit den Worten: „Wer jetzt ins Höllental geht, kriagt a Watschn.“