Statt Aktienrente: Ex-Wirtschaftsweise will Selbständige in Rentenkasse einzahlen lassen
Die Ampel-Koalition will mit dem Rentenpaket die Rente zukunftsfest machen. Der ehemalige Wirtschaftsweise Peter Bofinger kritisiert jedoch das darin enthaltene Generationenkapital – und schlägt eine Alternative vor.
Tegernsee – Immer mehr Menschen gehen in Rente, immer weniger zahlen dagegen in die Rentenkasse ein: Das deutsche Rentensystem ächzt unter dem demografischen Wandel. Abhilfe schaffen soll unter anderem das von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) vorgestellte Rentenpaket. Der ehemalige Wirtschaftsweise und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg Peter Bofinger kritisiert jedoch das im Rentenpaket enthaltene Generationenkapital – und schlägt stattdessen eine andere Lösung vor.
Rentenpaket der Ampel-Regierung: „Das Generationenkapital ist ein Tropfen auf den heißen Stein“
Nach den am Dienstag präsentierten Reformplänen von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) soll im Rahmen des Rentenpakets bis Mitte der 2030er-Jahre ein neuer Kapitalstock auf dem Aktienmarkt von 200 Milliarden Euro geschaffen werden, auch Generationenkapital oder Aktienrente genannt. Damit soll schrittweise eine nachhaltigere Basis für die künftige Finanzierung der Rente geschaffen werden. Das Geld soll vom Bund kommen. Zudem soll das Rentenniveau, das die Renten an die Lohnentwicklung koppelt, auf lange Sicht stabil bei 48 Prozent gehalten werden.
Ippen.Media hat im Rahmen des Unternehmertags am Tegernsee, bei dem Bofinger als Speaker anwesend war, über das Thema gesprochen. „Das Generationenkapital ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte Bofinger. „Die Erlöse aus dem Generationenkapital würden im Jahr 2036 nur 0,3 Beitragssatzpunkte bringen, die Entlastung ist also vergleichsweise bescheiden.“

Ex-Wirtschaftsweiser will alle Selbständigen in gesetzliche Rentenversicherung aufnehmen
Der Ökonom schlägt stattdessen vor, dass man die Selbstständigen in die gesetzliche Rentenversicherung aufnimmt – diese müssen nämlich bisher nicht in die Rentenversicherung einzahlen. „Ich habe berechnet, dass, wenn man den Bundeszuschuss um zehn Milliarden erhöht und die Selbstständigen einbezieht, man relativ problemlos ein Niveau von 48 Prozent bis in die 2050er Jahre halten kann“, erklärt der ehemalige Wirtschaftsweise.
Die Einbeziehung von Selbstständigen habe damit einen schnelleren und stärkeren Effekt als das Generationenkapital. „Wenn wir als Beispiel einen heute 25-jährigen Arzt nehmen, dann zahlt er erstmal 40 Jahre ein, bis er die erste Rente kriegt. Das heißt, ich habe dadurch eine Art Einführungsgewinn – der gerade in der Phase, wo es klemmt, sehr hilfreich ist“, sagte Bofinger zu Ippen.Media.
Das Umlageverfahren im deutschen Rentensystem funktioniere nur, wenn „das gesamte Humankapital im Rentensystem ist“, erklärte Bofinger. „Warum soll denn jemand, der Taxi fährt, nicht einzahlen, wenn jemand, der in einem Restaurant bedient 20 Prozent seines Einkommens in die Rentenkasse gibt? Das ist mir unverständlich und ich verstehe nicht, wieso man es nicht hinbekommt, diese Menschen einzubeziehen.“
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Renteneintrittsalter: Bofinger für „flexible Lösung“
Den Vorschlag der aktuellen Wirtschaftsweisen Veronika Grimm und Martin Werding, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, sieht Bofinger dagegen nicht als optimal an. „Es ist wichtig, sicherzustellen, wie das in der Praxis umgesetzt werden kann“, erklärte der Ökonom mit Blick auf Berufe, die körperliche Anstrengungen erfordern und deshalb im Alter schwerer zu bewältigen sind. „Aber wenn sich herausstellt, dass die Menschen tatsächlich länger leben und auch im Durchschnitt fitter sind, spricht nichts dagegen, dass man diese zusätzlich gewonnene Lebenszeit nicht auch teilweise als Arbeitszeit nutzt“, so der Ökonom. Dafür müsse man allerdings eine „flexible Lösung“ finden.