Einigung sichert wichtigen deutschen Bosch-Standort – mehr als 1.000 Stellen entfallen dennoch

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Nach langen Verhandlungen haben Bosch und der Betriebsrat eine Einigung über die Zukunft des Standorts Schwäbisch Gmünd getroffen. Es gibt aber nicht nur gute Nachrichten.

Schwäbisch Gmünd – Ende 2024 hatte der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch erneut einen Stellenabbau angekündigt, der die Werke Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) und Hildesheim (Niedersachsen) besonders stark betreffen sollte. Im Zuge dieser Nachricht wurde befürchtet, dass die beiden Standorte sogar ganz geschlossen werden könnten, was Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch zu diesem Zeitpunkt nicht ausschloss, aber als „Ultima Ratio“ – also als letztes Mittel – bezeichnete. Zumindest für den Standort Schwäbisch Gmünd gibt es nun eine klare Zukunftsperspektive, auch wenn nicht alle Neuigkeiten erfreulich für die Belegschaft sind.

Während die Sorge vor der Schließung des Bosch-Standorts Hildesheim bleibt, haben sich der Konzern und der Betriebsrat in Schwäbisch Gmünd über ein Maßnahmenpaket geeinigt, das die langfristige Zukunft des Standorts sichern soll, wie es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Dienstagabend (24. Juni) heißt. Das Leitwerk des Bosch-Geschäftsbereichs Vehicle Motion soll neu ausgerichtet und zukunftssicher aufgestellt werden, was aber offenbar nicht ganz ohne Verluste funktioniert.

Bosch Schwäbisch Gmünd: Standort soll mit 1.700 Mitarbeitern weitergeführt werden – 1.150 müssen gehen

Da der bereits angekündigte Stellenabbau am Bosch-Standort Schwäbisch Gmünd noch nicht abgeschlossen war, ehe der Konzern weitere Sparmaßnahmen ankündigte, befürchtete Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) bereits einen Kahlschlag. Das konnte durch die Einigung offenbar abgewendet werden. Der Mitteilung zufolge umfasst diese nämlich, dass der Standort mit 1.700 Mitarbeitern weitergeführt werden soll. Ursprünglich war geplant, dass die derzeitige Mitarbeiterzahl von rund 3.450 bis Ende 2026 auf 2.850 reduziert werden soll. Eine Reduzierung auf 1.700 Mitarbeiter bis 2030 bedeutet demnach, dass weitere 1.150 Stellen abgebaut werden.

Name Robert Bosch GmbH
Gründungsjahr 1886
Gründer Robert Bosch
Hauptsitz Stuttgart, Baden-Württemberg
Branche Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte
Produkte (Auswahl) Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik
Mitarbeiter 417.900 (2024)
Umsatz 90,5 Milliarden Euro (2024)

„Wir haben unter Einbeziehung der Einigungsstelle eine Perspektive für den Standort und die Beschäftigten geschaffen – jetzt herrscht Klarheit, wie es bis zum Jahr 2030 weitergeht“, wird Claudio Bellomo, der Vorsitzende des Betriebsrats in Schwäbisch Gmünd in der Mitteilung zitiert. „Leider geht damit auch ein Personalabbau einher.“ Erleichtert sei man auf der Arbeitnehmerseite aber darüber, dass die Ausbildung am Standort erhalten bleibt – was in der Vergangenheit ebenfalls auf der Kippe stand. Der Bereich für Pkw-Lenkungen verbleibt auch in Schwäbisch Gmünd.

Bosch will Produktion von Lenksystemen für Nutzfahrzeuge ins Ausland verlagern

Da Bosch bereits 2023 eine Einigung mit der IG Metall getroffen hat, die betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Standorten bis Ende 2027 ausschließt, soll die Personalreduzierung in Schwäbisch Gmünd sozialverträglich erfolgen. Ein Grund dafür, dass am Standort in naher Zukunft deutlich weniger Menschen arbeiten werden, ist offenbar, dass eben nur die Pkw-Lenkungen in Schwäbisch Gmünd bleiben, während die Lenksysteme für Nutzfahrzeuge an Standorte im Ausland verlagert werden sollen. Der gesamte Geschäftsbereich Vehicle Motions hatte in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingefahren.

Eine Einigung soll die Zukunft des Bosch-Standorts Schwäbisch Gmünd sichern. Diese geht aber mit einem weiteren Stellenabbau einher. © Bernd Weißbrod/dpa

Der Betriebsrat am Standort Schwäbisch Gmünd zeigt sich in der Mitteilung mit der Einigung zufrieden, betont aber, um jeden Arbeitsplatz gekämpft zu haben. „Zugleich dürfen wir aber auch nicht die Augen vor der Realität verschließen und müssen anerkennen, dass die wirtschaftliche Lage des Standorts sehr kritisch ist und auch andere Bosch-Standorte in Deutschland um ihre Wettbewerbsfähigkeit kämpfen“, sagte Bellomo. Derweil spitzt sich der Streit um die Zukunft des Bosch-Werks Hildesheim weiter zu.

Auch interessant

Kommentare