Gute Nachrichten für Spitzingsee: Die Gemeinde erhält wohl einen hohen Zuschuss für den Neubau der Abwasserleitung ins Tal. Die Planung macht Fortschritte, erste Probebohrungen stehen an.
Schliersee – Anders als die Spezialfirma, die noch im November mit der Baugrunduntersuchung für die neue Abwasserleitung von Spitzingsee ins Tal starten wird, musste die Marktgemeinde Schliersee in Sachen Fördergelder nicht tief bohren. „Wir haben einfach vorsichtig und freundlich angefragt“, teilt Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Das habe gereicht, um für die Auflassung des Klärwerks in der Valepp durch den Anschluss an das Schlierseer Netz und damit an die Anlage in Miesbach in den Zuschusstopf des Sonderprogramms Berghütten des Freistaats greifen zu dürfen. Wie tief und umfangreich, steht laut Schnitzenbaumer noch nicht genau fest. Irgendwo zwischen 70 und 90 Prozent der Kosten von zuletzt grob geschätzten sechs Millionen könnte man am Ende aber landen.
Eine deutliche Entlastung für die Gemeindefinanzen und auch für die Bürger, hätten sie doch mit einer Beteiligung durch höhere Abwassergebühren und/oder ein Ergänzungsbeitrag rechnen müssen. Letzteres ist laut Schnitzenbaumer – vorbehaltlich der weiteren Planungen – wohl vom Tisch, ersteres aber eigentlich unausweichlich. Der aktuelle Betrag von 90 Cent pro Kubikmeter seien seit zehn bis 15 Jahren nicht mehr angetastet worden. Bei einer ersten Kalkulation habe sich bereits eine deutliche Unterfinanzierung gezeigt, mit der die vorgeschriebene Kostendeckung nicht mehr erreicht werden könne.
Gemeinderat fällt Durchführungsbeschluss einstimmig
Auch in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend war der neue Abwasserkanal Thema, wenn auch nur kurz und für eine (wichtige) Formalie. Wie Schnitzenbaumer erklärte, brauche es für den Einstieg ins Förderverfahren noch einen förmlichen Durchführungsbeschluss des Gemeinderates. Diesen fällte das Gremium einstimmig und ohne Diskussion. Der Bürgermeister nutzte aber die Gelegenheit, um über den aktuellen Stand des Großprojekts zu informieren.
Wie berichtet, ist die aus den 1970er-Jahren stammende Kläranlage in der Roten Valepp in der Nähe der Albert-Link-Hütte wegen in den Behältern festgestellter Altlasten nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren. Eine Machbarkeitsstudie ergab, dass ein neuer Kanal ins Tal nicht nur die günstigere, sondern auch umweltfreundlichere Lösung ist. Wie Schnitzenbaumer auf Nachfrage erklärt, ist auch das gereinigte Wasser nie so sauber wie Bergquellwasser. Zudem würden beim geplanten Rückbau der Anlage auch der Energie- und Personalaufwand wegfallen. Zu allem Überfluss sei der Betrieb wegen der großen saisonalen Schwankungen der Abwassermenge anspruchsvoll gewesen. In den Monaten ohne Tourismus sei die Anlage mit den gerade einmal 150 Erstwohnsitzinhabern im Ort kaum ausgelastet gewesen, bei vollen Gästebetten in Hotels und auf Hütten dagegen teils schon an die Belastungsgrenze gekommen.
Viele Argumente also, den Anschluss schnell zu realisieren. Wie Schnitzenbaumer berichtet, hat die Gemeinde nach abgeschlossenem Vergabeverfahren die Ingenieursleistungen für das Projekt an das Germeringer Fachbüro Dippold & Gerold vergeben. Noch im November sollen die ersten Bohrungen für die Baugrunduntersuchung starten. Erst dann könne man den finalen Verlauf der rund sechs Kilometer langen Trasse festlegen und mit den Grundeigentümern über die notwendigen Dienstbarkeiten sprechen. „Wenn wir wo auf massiven Fels stoßen, kann es gut sein, dass wir um ein paar Hundert Meter ausweichen müssen“, sagt Schnitzenbaumer. Weil aber viele Flächen im Eigentum des Forstbetriebs und von Almbauern befinden, geht der Bürgermeister aber von positiven Gesprächen aus. Zumal der Boden auch nur für das Verlegen der Leitung aufgegraben werden müsse und danach wieder als unversiegelte Wiese zur Verfügung stehe.
Abwasserkanal wird wahrscheinlich als Druckleitung gebaut
Ebenfalls noch nicht genau festgelegt seien technische Details des Kanals selbst. Laut Schnitzenbaumers Informationen scheint eine Druckleitung mit Pumpwerk aber die favorisierte Variante, weil diese mit weniger Rohrdurchmesser auskomme und in geringerer Tiefe verlegt werden könne als eine Freispiegelleitung, bei der das Abwasser nur durch den Geländeunterschied ins Tal fließe. Für eine abschließende Bewertung müsse man aber eben das Ergebnis der Bodenunterschungen abwarten. Die sollen allerdings erst im kommenden Jahr vorliegen, weil es für die größeren Bohrungen eine eigene Erlaubnis brauche, die vor der winterlichen Frostperiode nicht mehr zu erwarten sei.
Trotz der Ende 2025 auslaugenden wasserrechtlichen Erlaubnis der alten Kläranlage besteht laut Schnitzenbaumer keine Gefahr, dass das Abwasser am Spitzingsee nicht mehr geklärt werden kann, wenn die neue Leitung bis dahin noch nicht fertig gebaut wäre. Der Projektstart würde genügen, um noch mal eine befristete Verlängerung erwirken zu können.