Spanien und Portugal - Frauen berichten von sexuellen Übergriffen auf weltbekanntem Jakobsweg

Frauen, die auf dem Jakobsweg pilgern, berichten zunehmend von sexueller Belästigung. „The Guardian“ sprach mit neun betroffenen Frauen, die angaben, während ihrer Pilgerreise in Spanien, Portugal und Frankreich belästigt worden zu sein. Sie sahen sich Exhibitionisten gegenüber oder wurden von Männern verfolgt und bedrängt.

Üble Begegnungen auf dem Jakobsweg 

Lorena Gaibor, Gründerin des Online-Forums „Camigas“, das Pilgerinnen vernetzt, weist auf die Häufigkeit solcher Vorfälle hin: „Sexuelle Belästigung ist auf dem Camino endemisch. Es scheint sehr verbreitet zu sein.“ 

Rosie, eine 25-jährige Pilgerin, beschreibt „The Guardian“ eine erschreckende Begegnung: „Ein Mann ohne Hose masturbierte vor mir. Als ich die Polizei rief, antwortete niemand.“ In dieser Situation habe sie sich vollkommen alleingelassen gefühlt, berichtet Rosie.

Marie Albert, eine Journalistin und feministische Autorin, kritisiert den Mangel an Diskussion über die Risiken für weibliche Pilger. „Es gibt ein Tabu, diese Gefahren anzusprechen“, sagte Albert dem „Guardian“. Sie berichtet, dass sie selbst mehrfach belästigt wurde, als sie 700 Kilometer durch Spanien pilgerte.

Sicherheitskampagne reicht Pilgerinnen nicht

Laut „The Guardian“ startete die spanische Regierung 2021 eine Sicherheitskampagne mit Informationspunkten für weibliche Pilger. Johnnie Walker, Administrator einer großen Pilger-Community, fordert jedoch weitere Maßnahmen: „Es muss mehr und entschlossener gegen die Belästigung vorgegangen werden.“

Männer entblößen sich auf dem Camino de Santiago

Johnnie Walker, einer der Administratoren der Camino de Santiago All Routes Group, einer Facebook-Gruppe mit mehr als 450.000 Mitgliedern, berichtet, dass die mangelnde Erfassung von Vorfällen seit langem für Frustration sorgt, obwohl die Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Vorfälle verstärkt wurden. „Mit der steigenden Zahl der Pilger häufen sich auch Berichte über Männer, die sich gegenüber Pilgern entblößen“, erklärte er. 

Eine Wegmarke für Pilger
Wegmarken wie diese markieren den Jakobsweg. GettyImages

5 Fakten über den Jakobsweg:

  1. Historische Wurzeln: Der Jakobsweg, auch Camino de Santiago genannt, existiert seit über 1000 Jahren und war im Mittelalter eine der wichtigsten christlichen Pilgerstrecken.
  2. Endziel: Santiago de Compostela: Die meisten Routen führen zur Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien, wo das Grab des Apostels Jakobus liegen soll.
  3. Verschiedene Routen: Es gibt zahlreiche Jakobswege, darunter der beliebte Camino Francés, aber auch Routen aus Portugal, Frankreich und sogar Deutschland.
  4. Pilgerurkunde: Wer mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß oder 200 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegt, erhält die „Compostela“, eine offizielle Pilgerurkunde.
  5. Beliebt bei Menschen aus aller Welt: Jährlich pilgern über 300.000 Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen auf dem Jakobsweg – die Teilnehmerzahlen steigen stetig.