Trident „plumpst“ ins Meer: Britische Marine blamiert sich mit Atomraketentest
Es ist der zweite gescheiterte Raketentest des nuklearen Abschreckungssystems Großbritanniens in Folge: Erneut stürzte eine Trident-Rakete ins Meer.
Florida – Großbritannien testete unlängst vor der US-Küste Floridas sein atomwaffenfähiges Raketensystem Trident. Bei dem Raketentest am 30. Januar trat allerdings eine „Anomalie“ auf, wie der britische Verteidigungsminister Grant Shapps am 21. Februar einräumte. Berichten zufolge war die Rakete unweit des U-Bootes, das sie abgefeuert hatte, ins Meer gestürzt. Dennoch habe man „absolutes Vertrauen“ in das Abschreckungssystem, hieß es aus London. In russischen Medien hagelte es indes Spott.
Britischer Raketentest gescheitert, aber „keine Auswirkungen auf Zuverlässigkeit“
Die Trident-Raketen haben eine Reichweite von 6500 Kilometer und werden von U-Booten unter Wasser abgefeuert. Wenn die Waffen die Oberfläche erreichen, ist ein Zünden der Booster vorgesehen. Genau hieran scheiterte es bei dem Raketentest Ende Januar nun offenbar. Die Booster der ersten Stufe hätten nicht gezündet, berichtete die britische Zeitung The Sun vergangene Woche. Die prinzipiell atomwaffenfähige Rakete war in der Übung nur mit einer Sprengstoffattrappe ausgestattet. Es sei schon der zweite fehlgeschlagene Start in Folge gewesen, so die Nachrichtenagentur Reuters. Der letzte Test hatte im Jahr 2016 stattgefunden, damals war die Rakete vom Kurs abgekommen.
Abgefeuert werden die Trident üblicherweise von U-Booten der Vanguard-Klasse. Der britische Verteidigungsminister Shapps war während der Übung selbst auf der HMS Vanguard an Board. Die Rakete sei von dem U-Boot unter Wasser gestartet, aber „plumpste direkt daneben“, sagte eine anonyme Quelle dazu der Sun. Das U-Boot wurde dabei nicht beschädigt. Die „Anomalie“ sei „ereignisspezifisch“ gewesen, es gebe „keine Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit der Trident-Raketensysteme“, erklärte Shapps zu dem Vorfall. In den 2030er Jahren will London die Vanguard-U-Boote durch die größeren Schiffe der Dreadnought-Klasse ersetzen.
Spott über missglückten Raketentest aus Russland: „Niemand verletzt, außer Ruf der Royal Navy“
Der Vorfall ereignete sich zu einem Zeitpunkt großer Spannungen zwischen dem Verteidigungsbündnis Nato und Russland. Der britische Verteidigungsminister betonte, das Trident-Raketensystem bleibe „das zuverlässigste Waffensystem der Welt“. Es habe mehr als 190 Tests erfolgreich absolviert. „Es gibt auch keine Auswirkungen auf unsere Fähigkeit, unsere Atomwaffen abzufeuern, sollten die Umstände eintreten, unter denen wir dies tun müssen“, so Shapps laut Reuters. Die oppositionelle Labour-Partei ordnete den Vorfall hingegen als „beunruhigend“ ein. Großbritannien verfügte einst über die größte und stärkste Seestreitmacht der Welt.
In Russland hatte man den britischen Raketentest ebenfalls mit Interesse verfolgt. Nach dem Scheitern blieb der Spott nicht aus: In der Nachrichtensendung des Staatssenders Rossiya 1 hieß es: „Niemand wurde verletzt, außer dem Ruf der Royal Navy“. In einem weiteren Kommentar stichelte die Moderatorin Olga Skabeyewa, dass „ein Versuch der Royal Navy des ehemaligen Großbritanniens – jetzt nennen wir es Little Britain –, seine Macht zu demonstrieren, gescheitert ist.“ In China gab es ähnliche Schlagzeilen. So titelte etwa die Zeitung Global Times: „Peinlich! Die Rakete des Atom-U-Bootes Trident II der Royal Navy versagt zum zweiten Mal in Folge“, wie BBC berichtete.
Meine news
Doch auch im Westen zeigte man sich kritisch. Der gescheiterte Teststart werfe „Fragen über den Zustand der nuklearen Abschreckungsfähigkeit Großbritanniens auf“, hieß es etwa von der New York Times. Der missglückte Trident-Test war nicht das einzige militärische Problem der Briten in letzter Zeit. Beim Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth hatte es während der größten Nato-Übung Ende des Kalten Krieges Störungen am Antrieb gegeben (bme mit Material der AFP).