Verwirrung um den Masterplan: Endgültige Entscheidung für Anna-Quartier vertagt

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Zum Wahrzeichen Karlsfelds könnte die städtebauliche Dominante im Anna-Quartier an der Münchner Straße werden. © VISUALISIERUNG: GRÖNER GROUP

Der Gemeinderat Karlsfeld vertagte in der jüngsten Sitzung, den Entwurf für die Bebauung des neuen Anna-Quartiers auf dem Ludl-Gelände zu billigen.

Karlsfeld – Das Anna-Quartier soll das Herz von Karlsfeld werden, das den Ort belebt: So stellen es sich jedenfalls die Gemeinderäte vor. Bislang ist auf dem Ludl-Gelände an der B304 jedoch das Gegenteil der Fall. Das Gelände liegt noch immer brach. Vor zwei Jahren hätte der Bau des Stadtviertels im Zentrum von Karlsfeld beginnen sollen, doch es kam, wie berichtet, zu Verzögerungen.

Nachdem sich die Gemeinde mit dem Investor nun endlich geeinigt hat und den Bebauungsplan nochmal hatte überarbeiten lassen, sollte der Gemeinderat am Donnerstagabend über den neuen Entwurf abstimmen. Zu einer Abstimmung kam es auch. Am Ende bekam der Gemeinderat dann aber doch kalte Füße und entschied, das Ganze doch lieber zu vertagen.

„Masterplan“ für Anna-Quartier mit 580 Seiten ist „wenig erhellend“

Warum der Gemeinderat in letzter Sekunde einen Rückzug machte und sich nicht traute, den Bebauungsplanentwurf mit den beschlossenen Änderungen zu billigen? Der „Masterplan“, wie Adrian Merdes, der Städteplaner von TB-Markert, das 580-Seiten-Dokument vorstellte, hatte bei den Gemeinderäten nicht für Erhellung, sondern für Verwirrung gesorgt. „Das ist inhaltlich schwer zu lesen“, stellte Grünen-Gemeinderätin Heike Miebach fest. Sie könne sich nicht vorstellen, dass alle Gemeinderäte dies guten Gewissens durchgearbeitet hätten, sagte sie und stellte sich damit auf Adrian Heims (Bündnis für Karlsfeld) Seite. Dieser hatte nämlich zuvor angeregt, den Billigungsbeschluss zu verschieben. Die Papiere in ihrer jetzigen Form seien konfus und besäßen nicht den nötigen Reifegrad, sagte er. „Wenn wir nicht wissen, worüber wir abstimmen, ist die Abstimmung wertlos.“ Der Gemeinderat brauche Klarheit mit dem Finaldokument.

Unrealistische Niederschlagmenge für Starkregenszenario

Adrian Heim erkundigte sich angesichts der aktuellen Grundwasser-Diskussion in Karlsfeld (wir berichteten mehrfach) auch nach den Retentionsflächen auf den Dächern, die im Falle eines Starkregens als Überflutungsfläche genutzt werden können. Die Niederschlagsmenge, von der in einem Gutachten ausgegangen wird, hält Heim für „unrealistisch“, die Begründung für „merkwürdig“, wie er bekundete. Bei dem Fassungsvermögen der Retentionsflächen rechnete ein Experte mit einer Niederschlagsmenge von 25 l/m2. „Das wäre uns im September übergelaufen“, stellte Heim fest. Damals regnete es ihm zufolge 44 l/m2 innerhalb von zwei Stunden.

Auf Heike Miebachs Wunsch soll in dem finalen Finaldokument auch festgesetzt werden, keine mehrgeschossigen Tiefgaragen zuzulassen.

Bürgermeister Stefan Kolbe signalisierte, das Thema Starkregen und dessen Folgen ernst zu nehmen und schlug vor, bei der nächsten Gemeinderatssitzung einen Gutachter hinzuziehen. Kolbe betonte auch, es solle bereits in einem frühen Stadium bei der Bauplanung untersucht werden, wo Regenwasser im geplanten Anna-Quartier versickern kann. Simone Hotzan Bauleitplanerin der Gemeinde Karlsfeld erklärte, dass hierfür bereits Untersuchungen durchgeführt wurden.

Der Traum von der Himmelsbar

Eine Rooftop-Bar auf der städtebaulichen Dominante wünschen sich die Gemeinderäte. Baureferent Christian Bieberle (CSU) wollte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend wissen, ob die Gastronomie in der Dominante, also die langersehnte Himmelsbar, denn nun festgesetzt und somit verpflichtend oder lediglich zulässig und damit freiwillig sei. Denn: „Es ist wichtig, dass wir keine Mogelpackung bekommen. Wir wollen wissen, was wir kriegen“, wie Bieberle betonte. Laut Thomas Ramrath, einem Vertreter des Investors, würde die Gröner Group mit einer Hotelkette verhandeln. Versichern könne er es aber nicht, dass es einen Gastro-Betrieb für das Dachgeschoss der Dominante fände. Ob der Traum von der Himmelsbar auch Realität wird, ist also noch immer nicht gewiss.

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