Was war das? Im ZDF klingt SPD-Vizekanzler Klingbeil wie Linken-Chef van Aken

Scheeßel in Niedersachsen, schön ist es dort. „Herzlich willkommen, in meiner Heimat!“, so begrüßt der SPD-Minister und Parteivorsitzende Lars Klingbeil die Moderatorin Diana Zimmermann zum ZDF-Sommerinterview. Aber idyllisch bleibt es wahrlich nicht an diesem Sommerabend. Es geht um die Verantwortung Klingbeils für dieses Land. Und auch um das schlechteste SPD-Wahlergebnis, das es jemals gab. „Ich habe harte Entscheidungen treffen müssen, und dafür gab es dann auf dem Parteitag die Quittung“, so der Vizekanzler selbstkritisch. Und nicht zu vergessen: Bei der letzten Bundestagswahl haben die Sozialdemokraten 700.000 Wähler in Richtung AfD verloren.

Polizisten, Krankenschwestern, Erzieherinnen: Die SPD möchte wieder etwas für die Fleißigen tun

Die SPD müsse neu aufgestellt werden. Man würde jetzt massiv investieren. „Das hat die SPD durchgesetzt“, lobt sich Klingbeil tüchtig. Er will, dass die Fleißigen wieder mehr profitieren. Ganz oft erwähnt er die Fleißigen. „Wir haben uns konzentriert auf Gerechtigkeitsfragen“, so Klingbeil. Und natürlich bemüht der SPD-Chef wieder „Polizisten, Krankenschwestern, Erzieherinnen“ und „Leute, die morgens fleißig aufstehen“. Offenbar sind nur Polizisten, Krankenschwestern, Erzieherinnen die Fleißigen. Umgekehrt scheinen Gutverdiener weniger fleißig zu sein. Den Gegensatz macht Klingbeil schon sehr deutlich auf.

ZDF-"Sommerinterview" mit Lars Klingbeil
SPD-Vizekanzler Lars Klingbeil möchte Gutverdiener stärker zur Kasse bitten ZDF

Wer mehr hat, soll mehr zahlen: Das linke Ideal ist wieder zurück

Der SPD-Bundesfinanzminister schließt höhere Steuern für Spitzenverdiener und Vermögende nicht aus. Damit sollen künftig die Milliardenlücken in den Haushalten gestopft werden. Ein Gesamtpaket sei nötig, um eine Lücke von 30 Milliarden Euro im Haushalt 2027 zu füllen. Menschen, die „superhohe“ Vermögen und hohe Einkommen hätten, so Klingbeil, müssten einen Teil dazu beitragen, dass die Gesellschaft gerechter werde. Die Menschen sollten sich fragen: „Welchen Teil tragen wir dazu bei, dass dieses Land gerechter wird?“ Wer das „Sommerinterview“ zuvor in der ARD gesehen hat, dürfte sich die Augen reiben. Linken-Chef Jan van Aken tönte genauso wie Klingbeil später im ZDF. Jetzt also will die SPD wieder einen ordentlichen Schlenker nach links machen, so wirkt es. Klingbeil meint dazu: „Diese Grundüberzeugung gebe ich ja nicht auf mit Eintritt in eine Koalition.“ So hatte man sich Schwarz-Rot wahrlich nicht vorgestellt.

Besserer Stil nach dem Aus der Ampel: Davon ist wenig zu sehen

Auch beim ZDF-„Sommerinterview“ kann sich der Vizekanzler einen Seitenhieb gegen CSU-Chef Markus Söder nicht verkneifen. Der hat immerhin die Mütterrente durchgesetzt: „Auch Herr Söder hat ja nun mit einigen Vorhaben, die ihm wichtig sind, dazu beigetragen, dass eine Lücke im Haushalt größer wird.“ Haben die Deutschen gehofft, dass mit dem Aus der Ampel wieder ein deutlich konstruktiverer Politik-Stil zurückkehrt, dann dürften sie nun eines Besseren belehrt worden sein.