Langjährige Harvard-Professorin - Renten-Expertin: Ohne „Identitätsüberbrückung“ ist der Ruhestand gefährlich

Teresa M. Amabile, Harvard-Professorin und Mitautorin von „Retiring: Creating a Life That Works for You“, hat zehn Jahre lang Rentner interviewt. Sie und ihr Team untersuchten die psychologischen Herausforderungen des Ruhestands und wie man sie bewältigen kann.

In einem Artikel für CNBC berichtet Amabile, dass eine der wichtigsten Erkenntnisse der Forschung sei, dass viele Menschen beim Übergang in den Ruhestand Identitätsprobleme hätten. Besonders in den ersten Phasen kann es demnahc schwierig sein, sich von der beruflichen Identität zu lösen. „Wer bin ich ohne meine Arbeit?“ ist eine entscheidende Frage, die sich viele stellen sollten, so Amabile.

Harvard-Professorin: „Identitätsüberbrückung“ wichtig für den Ruhestand

Irene, eine der Befragten, fand es schwierig, in den Ruhestand zu gehen, weil sie den Respekt verlor, den sie sich durch ihre Arbeit erworben hatte. Auch Victor und Jay, zwei weitere Befragte, mussten Wege finden, ihre berufliche Identität in den Ruhestand zu übertragen. Victor fand eine Führungsposition in seiner Kirche, während Jay seine Leidenschaft für Hot Rods, speziell modifizierte, meist amerikanische Automodelle aus den 1920er bis 1940er Jahren, wiederentdeckte.

Amabile nennt dies „Identitätsüberbrückung“ und betont, wie wichtig es ist, bestehende Selbstidentitäten und Werte zu erkennen und in das neue Leben nach der Karriere zu integrieren. Auf diese Weise können neue, erfüllende Identitäten entwickelt werden.

Jeder Dritte muss länger arbeiten, weil Rente nicht reicht

Aber nicht alle Personen im Rentenalter wollen weiter arbeiten, weil sie in einer Identitätskrise stecken. Manchen fehlt schlicht das Geld für den Ruhestand.

Nach einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes für Deutschland ist jeder Dritte betroffen. Im vergangenen Jahr arbeiteten 599.000 Senioren weiter, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.