Neue Schock-Zahlen - Jeder Dritte muss länger arbeiten, weil Rente nicht reicht - was Sie tun können

   

Das müssen Sie jetzt tun, damit Sie nicht in die Altersarmut rutschen

Grundsätzlich gilt : Die gesetzliche Rentenversicherung bietet zwar eine solide Basis. Sie reicht aber nicht immer aus. Für ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter ist mindestens eine zusätzliche private oder betriebliche Altersvorsorge notwendig. FOCUS online erklärt, wie man mit wenig Aufwand vorsorgen kann - für mehr finanzielle Unabhängigkeit im Alter.    

1. Frühzeitig und regelmäßig sparen  

Der einfachste und wirksamste Weg, Altersarmut zu vermeiden, ist frühzeitiges und regelmäßiges Sparen. Schon kleine Beträge, die monatlich zur Seite gelegt werden, können im Laufe der Jahre zu einer beachtlichen Summe anwachsen. Nutzen Sie Sparpläne, um Geld automatisch auf ein separates Konto zu überweisen. Das kann für ETFs (siehe unten) sein oder auch für das Tagesgeld, wenn man einen finanziellen Puffer haben mag.

  • Fallbeispiel : Jede Woche 15 Euro auf ein Tagesgeldkonto legen. Macht 60 Euro pro Monat. Das entspricht bei zwölf Monaten also 720 Euro pro Jahr. Nach 45 Jahren beträgt der angesammelte Betrag auf dem Tagesgeldkonto etwa 41.255 Euro, wenn der jährliche Zinssatz bei 0,7 Prozent liegt.

2. Fragen Sie Ihren Chef nach einer betrieblichen Altersvorsorge  

Viele Arbeitgeber bieten eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) an, bei der Sie einen Teil Ihres Gehalts in eine Rentenversicherung einzahlen können. Grundsätzlich muss jeder Arbeitgeber seinen Mitarbeitern eine solche betriebliche Altersvorsorge anbieten und auch einen Teil der Einzahlungen übernehmen - außer bei Besserverdienenden.

Damit können Arbeitnehmer ihre Rente deutlich aufbessern. Im Gegensatz zur privaten Vorsorge profitieren sie bei der betrieblichen Variante von Arbeitgeberzuschüssen. Hinzu kommt, dass die Beiträge aus dem Bruttogehalt gezahlt werden, da sie steuer- und sozialversicherungsfrei sind, solange der Höchstbetrag von derzeit rund 300 Euro monatlich nicht überschritten wird. Darüber hinaus profitieren die Beschäftigten von einem zusätzlichen Arbeitgeberzuschuss.

Je mehr der Arbeitgeber zuschießt, desto eher lohnt sich der Abschluss für den Arbeitnehmer. Vor allem, wenn dieser die Beiträge komplett übernimmt.

Sobald aber eigenes Geld fließt, sollten Arbeitnehmer genauer hinschauen. „Wenn Arbeitnehmer über die so genannte Entgeltumwandlung selbst in ihren Vertrag einzahlen, verringert sich ihr Anspruch auf die gesetzliche Rente“, sagt Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge. Das lohnt sich nicht immer, zumal sich hinter der bAV in solchen Fällen meist nur eine private Rentenversicherung verbirgt. Deren Nachteile verschwinden nicht, nur weil der Chef etwas drauflegt.

3. Eine private Rentenversicherung abschließen  

Der Klassiker der privaten Altersvorsorge ist die private Rentenversicherung. Millionenfach wurde sie in der Vergangenheit verkauft. Doch Verbraucherschützer wie Merten Larisch, Experte für Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale Bayern, raten vom Abschluss eher ab.

Hohe Kosten, undurchsichtige Anlagemodelle und eine geringe Verzinsung machen die Rentenversicherung oft unattraktiv. „In der Auszahlungsphase kalkulieren die Versicherer mit einer so hohen Lebenserwartung, dass die Rentner teilweise über 100 Jahre alt werden müssen, um an ihr Geld zu kommen“, sagt der Verbraucherschützer.

Wer vorher stirbt, vermacht den Großteil der Summe dem Unternehmen und nicht der Familie. Ein „Geldgrab“ nennt Larisch das. Zudem werde die Rente im Alter nicht an die Inflation angepasst. Dadurch verliere sie mit der Zeit an Kaufkraft.

Auch Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge empfiehlt eine private Rentenversicherung nur in seltenen Fällen: „Wer ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat und im Alter regelmäßig eine bestimmte Summe braucht, kann eine abschließen. Die Sicherheit bezahlt man aber mit einer im Vergleich zu anderen Anlageformen geringen Rente.“

4. ETF oder Aktien selbst in die Hand nehmen    

Morgenstern und Larisch empfehlen, die Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen und in Aktien und Zinsanlagen zu investieren.

„Anleger sollten sich selbst ein effizientes Portfolio zusammenstellen“, rät Merten Larisch. „Am besten richten sie einen Sparplan auf einen Aktien-ETF ein, der einen weltweiten Index abbildet.“ Darin sind dann die wichtigsten Abbildungen unter den weltweit erfolgreichsten Unternehmen zu finden. Wer mag und sich ein wenig auskennt, kann sein Geld noch breiter streuen und zusätzlich in weitere ETFs investieren, um zum Beispiel andere Regionen der Welt abzudecken.

Wer sich das selbst nicht zutraut, kann sein Geld auch über einen Robo-Advisor mit geringen Gebühren anlegen oder in ausgewogene, möglichst kostengünstige Mischfonds investieren. Sinnvoll ist auch ein Tagesgeldkonto als Sicherheitsbaustein, alternativ Festgeld oder Renten-ETFs.

Aktien eignen sich besonders gut für die Altersvorsorge, da man durch den langen Anlagehorizont Schwankungen am Kapitalmarkt gut aussitzen kann. Mit einem weltweit anlegenden ETF zum Beispiel lassen sich im Schnitt sieben bis neun Prozent Rendite pro Jahr erzielen.

Auch Sparer über 50 können sich an die Börse wagen, sagt Morgenstern. „Man braucht nicht das ganze Kapital auf einmal, wenn man in Rente geht. Deshalb sind die Zeiträume auch dann noch lang genug, um das Anlagerisiko zu reduzieren.“ Allerdings sollte der Aktienanteil im Anlagemix dann etwas geringer ausfallen.

5. Riester-Rente : Schlechter Ruf, aber ...  

Riester-Verträge haben mittlerweile einen so schlechten Ruf , dass die Zahl der Neuabschlüsse in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken ist. Doch die geförderte Altersvorsorge wird zu Unrecht kritisiert, meint Klaus Morgenstern. Trotz aller Probleme gebe es Konstellationen, in denen hohe Renditen möglich seien. Diese entstehen durch die Zulagen, die Riester-Sparer erhalten.    

Wer sich die volle staatliche Zulage von 175 Euro im Jahr sichern will, muss mindestens vier Prozent seines rentenversicherungspflichtigen Einkommens abzüglich der Zulagen einzahlen. Wer Kinder hat, erhält für jedes vor 2008 geborene Kind 185 Euro pro Jahr, für ab 2008 geborene Kinder 300 Euro. Damit werden gerade Geringverdiener mit vielen Kindern gefördert. Als Daumenregel formuliert Merten Larisch: „Wenn der Eigenbeitrag nicht höher ist als ein Drittel der eingezahlten Summe, lohnt es sich.“

Das Problem beim Riestern ist allerdings, dass kaum noch Verträge abgeschlossen werden. Die wenigen, die es noch gibt, seien oft schlecht, sagt Larisch.

Fallbeispiel:  

  • Jutta Müller hat zwei Kinder, beide nach 2008 geboren. Im Vorjahr lag ihr Bruttoeinkommen bei 35.000 Euro. Müller muss jährlich 1400 Euro in den Riester-Vertrag einzahlen (die Summe ergibt sich durch die Vier-Prozent-Regel, die für das Bruttogehalt (35.000 Euro) gelten).
  • Sie bekommt 775 Euro an Zulagen (175 Euro als Grundzulage und 600 Euro als Kinderzulage). Abzüglich der Zulagen muss Müller also nur 625 Euro aus eigener Tasche stemmen.