US-Wahl: Redner nennt Puerto Rico auf Trump-Bühne „Insel aus Müll“ – Entsetzen bei Harris und Stars
Ein Komiker soll den Fans auf einer Veranstaltung von Donald Trump vor der US-Wahl einheizen. Nach dem Auftritt gerät er besonders wegen eines Satzes ins Kreuzfeuer der Kritik.
New York – Für gewöhnlich liefert Donald Trump die Kontroversen bei seinen Auftritten höchstpersönlich. Diesmal stahl ihm jedoch einer der anderen Redner auf seiner Wahlkampfveranstaltung regelrecht die Show. Gut eine Woche vor der US-Wahl griff der für seinen schwarzen Humor bekannte Comedian Tony Hinchcliffe bei seiner gut zehnminütigen Rede im New Yorker Madison Square Garden gleich zu Beginn des Events in die unterste Schublade.
Von rassistischen, frauenfeindlichen und antisemitischen Sätzen war hinterher die Rede. So sagte er – offenbar spontan – über einen anwesenden Afroamerikaner, er habe am Abend zuvor mit ihm eine Halloween-Party besucht – um zusammen Wassermelonen zu servieren.
Trump-Veranstaltung vor US-Wahl: Komiker Hinchcliffe bezeichnet Puerto Rico als „Insel aus Müll“
Zum eskalierten Nahost-Konflikt fiel ihm ein, Israel und die Palästinenser – womit er wohl die Terrororganisation Hamas meint – sollten den Sieger im Spiel „Schere, Stein, Papier“ ermitteln. „Palästinenser werden jedes Mal Steine werfen“, versuchte Hinchcliffe, Lacher im Publikum zu ergattern: „Und Sie wissen, dass es Juden schwerfällt, Papier zu werfen?“
Besonders in Erinnerung bleibt aber ein anderer Satz. Denn der Trump-Unterstützer zog auch über das bevölkerungsreichste Außengebiet der USA vom Leder: „Im Moment gibt es buchstäblich eine schwimmende Insel aus Müll im Ozean. Ich glaube, sie heißt Puerto Rico.“
Da trat völlig in den Hintergrund, dass er zuvor bereits über die „weit offene Grenze“ zwischen Texas und Mexiko gesprochen hatte, um nach „stolzen Latinos“ im Publikum zu fragen und als Reaktion auf deren Jubel festzustellen: „Sie sehen, es ist so weit offen. Hier sind so viele von ihnen. Das ist absolut unglaublich.“ Doch er heiße Migranten mit offenen Armen willkommen. „Und mit offenen Armen meine ich dies“, ließ Hinchcliffe folgen und machte eine zurückweisende Geste.
Rassismus auf Trump-Bühne: Comedian Hinchcliffe macht sich vor US-Wahl über Latinos lustig
Außerdem stellte der als Einheizer aufgetretene Komiker fest: „Latinos lieben es, Babys zu machen.“ Und so kam er über den Geschlechtsakt wieder auf die Migration. Denn es gehe immer nur darum, „reinzukommen“. Damit bedient er Ressentiments gegen Einwanderung, die auch von Trump bekannt sind.
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Allerdings musste auch Trump einstecken. Denn eine der wildesten Attacken seiner Kampagne – die über Haustiere verspeisende Migranten – nahm sich Hinchcliffe ebenfalls vor. Seit vier Jahren – also seit Joe Biden im Weißen Haus das Sagen hat – werde die freie Sprache angegriffen, die Liste der verbotenen Begriffe werde für ihn von Show zu Show länger, klagte der Comedian.
Seine Mutter allerdings sei Boomer, lebe in Ohio und lasse sich nicht so einfach überzeugen, die neuen Regeln einzuhalten. „Sie isst Katzen, sie isst Hunde, sie essen dort Haustiere“, frotzelte Hinchcliffe.
Demokraten entsetzt wegen Hinchcliffe: „Trump bietet Rassismus offenbar gerne eine Plattform“
Für seine Rede – speziell den Satz über Puerto Rico – setzte es im Nachgang heftige Kritik. Der für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzende Ritchie Torres schrieb auf Twitter: „Als Puerto-Ricaner bin ich versucht, Tony Hinchcliffe als rassistischen Abschaum zu bezeichnen, aber das wäre eine Beleidigung für Abschaum.“
Weiter fügte der in New York geborene Sohn eines Puerto-Ricaners an: „Wenn Latinos in der Wahlkabine ihre Stimme abgeben, sollten sie nie den Rassismus vergessen, dem Donald Trump offenbar allzu gerne eine Plattform bietet.“

Comedian zieht auch über Walz her: „Ich mache über alles Witze“
Alexandria Ocasio-Cortez, die ebenfalls puerto-ricanische Wurzeln hat und für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzt, schimpfte: „Wenn irgendein A….loch Puerto Rico als ‚schwimmenden Müll‘ bezeichnet, sollten Sie wissen, dass sie so über Sie denken. Das denken sie über jeden, der weniger Geld verdient als sie.“ In dem Twitch-Gespräch tauschte sie sich mit Vize-Präsidentschafts-Kandidat Tim Walz aus, der den Komiker als „Trottel“ bezeichnete.
Auf diese Einlassung wiederum reagierte Hinchcliffe mit einer weiteren Spitze. „Diese Leute haben keinen Sinn für Humor“, warf er den beiden Demokraten vor: „Wild, dass ein Vize-Präsidentschafts-Kandidat trotz seines ‚vollen Kalenders‘ die Zeit findet, einen aus dem Kontext gerissenen Witz zu analysieren, um ihn rassistisch erscheinen zu lassen.“ Weiter schrieb der Comedian: „Ich liebe Puerto Rico und mache dort Urlaub. Ich mache über alles Witze…schaut euch den kompletten Auftritt an. Ich bin ein Comedian, Tim…vielleicht ist es an der Zeit, deinen Tampon auszutauschen.“

Harris schimpft auf Trump: „Er ließ Puerto Rico im Stich und bot nur Beleidigungen“
Das Lager von Kamala Harris veröffentlichte anscheinend als Reaktion auf den Auftritt ein Video, in dem die Trump-Kontrahentin unter anderem betont: „Bei dieser Wahl steht so viel auf dem Spiel für puerto-ricanische Wähler und Puerto Rico.“ Den Clip verbreiteten auch Künstler mit puerto-ricanischem Hintergrund wie die Musiker Jennifer Lopez, Ricky Martin und Bad Bunny, die damit im Wahlkampf Farbe bekannten.
Harris kam in der Rede auch auf Trumps in vielen Augen unzureichende Hilfe nach dem Hurrikan Maria im September 2017 zu sprechen: „Ich werde niemals vergessen, was Trump tat, oder was er nicht tat, als Puerto Rico einen kompetenten Anführer brauchte. Er ließ die Insel im Stich, versuchte nach zwei verheerenden Wirbelstürmen die Hilfe zu blockieren und bot nichts weiter als Papiertücher und Beleidigungen an.“ Auch aktuell steht der einstige Unternehmer wegen seines Umgangs mit den Hurrikans dieser Saison in der Kritik.
Zudem versprach Harris in einer neuen Kampagne eine „Wirtschaft der Möglichkeiten“ für Puerto Rico. In einem weiteren Tweet stellte sie ihre Politik den Hinchcliffe-Aussagen gegenüber. „Heute habe ich meinen Plan veröffentlicht, um als Präsidentin Puerto Rico und den puerto-ricanischen Menschen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Derweil wird Puerto Rico bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump als ‚eine schwimmende Insel aus Müll‘ bezeichnet.“

Republikaner reagieren auf Trump-Veranstaltung: „Rhetorik spiegelt nicht Werte der Partei wider“
Auch einige Republikaner sahen sich zu einer Reaktion auf die aufsehenerregende Rede der Trump-Veranstaltung genötigt. So wurde die Beraterin des Ex-Präsidenten, Danielle Alvarez, in US-Medien wie folgt zitiert: „Dieser Witz spiegelt nicht die Ansicht von Präsident Trump oder seiner Kampagne wider.“ Er sei auch nicht abgesprochen gewesen.
Deutlich wurde auch Rick Scott, ehemaliger Gouverneur von Florida, der den Bundesstaat mittlerweile im Senat vertritt. „Dieser Witz ist nicht ohne Grund ein Flop. Er ist nicht lustig und er ist nicht wahr“, schrieb der 71-jährige Republikaner auf Twitter: „Puerto-Ricaner sind erstaunliche Menschen und erstaunliche Amerikaner! Ich war schon viele Male auf der Insel. Es ist ein wunderschöner Ort. Jeder sollte ihn besuchen! Ich werde immer tun, was ich kann, um jedem Puerto-Ricaner in Florida oder auf der Insel zu helfen.“
Maria Elvira Salazar, die Florida im Repräsentantenhaus vertritt, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst von Elon Musk: „Angewidert von Tony Hinchcliffes rassistischem Kommentar, in dem er Puerto Rico als ‚schwimmende Insel aus Müll‘ bezeichnet. Diese Rhetorik spiegelt nicht die Werte der Republikaner wider.“ Weiter lobte sie den Einsatz der Puerto-Ricaner im Vietnam-Krieg, deren Tapferkeit Respekt verdiene. (mg)