Nur ein Einsatz seit Januar: Polizei von Karlsfelder Sicherheitswacht enttäuscht
Seit über eineinhalb Jahren gibt es in Karlsfeld eine Sicherheitswacht. Also theoretisch. Denn bis auf einen Einsatz im Januar waren die Ehrenamtlichen heuer gar nicht auf Streifzug. Die Polizei hat nun im Haupt- und Finanzausschuss berichtet, warum die Sicherheitswacht ihre Erwartungen nicht erfüllt und wie sie das Problem angehen will.
Karlsfeld – Sie soll an Brennpunkten Präsenz zeigen, das Sicherheitsgefühl der Einwohner stärken, die Polizei entlasten: Sicherheitswachten. Seit 2003 gibt es sie in bayerischen Städten und Gemeinden. Auch Karlsfeld hat seit vergangenem Jahr eine. Oder besser gesagt: keine. Denn die Sicherheitswacht ruht seit Januar dieses Jahres. Das berichtete Florian Lipok von der Polizei Dachau am Dienstag in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Der Polizeihauptkommissar präsentierte dort einen Sachstandsbericht zur Sicherheitswacht. Um diesen hatte Gemeinderätin Beate Full (SPD) in der Septembersitzung gebeten.
Das Fazit des Polizisten zur Sicherheitswacht war direkt und ernüchternd. „Da bin ich ehrlich, die Sicherheitswacht in Karlsfeld ist mit Sicherheit nicht das, was wir uns an einer funktionierenden Sicherheitswacht wünschen.“ Von den mindestens fünf Stellen, die die Polizei für die Sicherheitswacht vorgesehen hat, sind gerade einmal drei besetzt. Von den drei aktiven Mitgliedern, alles Männer im Alter zwischen 55 und 63 Jahren, befände sich einer seit Längerem im Krankenstand, ein anderer sei beruflich sehr stark eingebunden, wie Lipok berichtete. Die Sicherheitswacht kam daher nach 175 Einsatzstunden Anfang dieses Jahres zum Erliegen.
Lipok machte kein Geheimnis daraus, dass die Polizei mit der Sicherheitswacht in Karlsfeld nicht zufrieden ist, räumte aber ein: „Uns ist bewusst, das Ganze ist ein Ehrenamt, wir können unsere Wünsche und Vorstellungen nur bedingt weitergeben.“ Man müsse das akzeptieren und: „Ein wenig fleißiges Mitglied oder ein persönlich sehr eingeschränktes Mitglied ist besser als gar kein Mitglied.“
Voraussetzungen für Ehrenamtliche
Bewerberinnen und Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein, außerdem haben sie eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung nachzuweisen. Zudem sollten sie sich mit etwa fünf bis 20 Einsatzstunden pro Monat einbringen, so die Polizei. Bewerber müssen des Weiteren die deutsche Sprache sicher beherrschen und für die fußläufige Tätigkeit im Außendienst gesundheitlich geeignet sein. Das vorhandene Interesse am kommunikativen Umgang mit anderen Menschen ist ebenso eine wichtige Voraussetzung.
CSU-Gemeinderat Stefan Handl, der Bürgermeister Stefan Kolbe in der Sitzung vertrat, betonte, die Sicherheitswacht sei „ein wichtiges Instrument“, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu steigern. Die Sorge mancher, die Sicherheitswachtler seien selbst ermächtigte Hilfssheriffs, hätte sich nicht bewahrheitet, so Handl.
Auch die anfänglichen Befürchtungen der Fraktionsvorsitzenden des Bündnis für Karlsfeld und der Grünen, die Sicherheitswacht sei ein „zahnloser Tiger, dem man auf der Nase herumtanzen wird“ beziehungsweise könne die „Aufgaben der Polizei wegdelegieren“, haben sich, wie sich nun zeigt, nicht bestätigt.
Für die Anwerbung, Auswahl und Ausbildung der Sicherheitswacht ist nicht die Gemeinde, sondern die Polizei verantwortlich. Was ist der Plan für einen Neustart der Sicherheitswacht, wollte daher CSU-Gemeinderat Stefan Theil von Lipok wissen. Dieser erklärte, die Polizei wolle auf mehr Werbung setzen und sich auch bei Nachbardienststellen Impulse holen. In Karlsfeld haben sich laut dem Polizisten gerade einmal acht Freiwillige beworben, wovon ein Großteil jedoch nicht geeignet war. Auf Theils Nachfrage beschrieb Lipok seine Vorstellung einer idealen Sicherheitswacht für Karlsfeld. Diese solle aus sechs bis zehn Mitgliedern zwischen 25 und 65 Jahren bestehen, die fleißig und aus eigenen Stücken auf die Dienststelle der Polizei zukämen und in Brennpunkten und öffentlichen Plätzen als Ansprechpartner zugegen seien.
Es führt kein Weg vorbei: Die Sicherheitswacht muss anwachsen!
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Janine Rößler-Huras von den Grünen kam zu dem Schluss, dass es nicht so erfolgreich gewesen sei, das Sicherheitsgefühl durch ein Ehrenamt wie die Sicherheitswacht zu stärken. Und warf sodann ihre „Lieblingsfrage“, wie sie sagte, in den Raum: Wann Karlsfeld denn endlich eine Zweigstelle der Polizei bekäme? Das zu optimieren, liege nicht in seiner Hand, antwortete Lipok.
CSU-Gemeinderätin Ursula Weber war der Ansicht, man solle dem ganzen Projekt noch mehr Zeit geben und weiter dranbleiben. Sie fragte, was die Sicherheitswacht in ihrer aktiven Zeit gemacht hätte? Wie Lipok informierte, habe es laut den Streifenberichten der Ehrenamtlichen keine bemerkens- und nennenswerten Vorfälle gegeben.
Beate Full, Gemeinderätin der SPD, schlug vor, regelmäßig die Sicherheitswacht im Journal K, dem Mitteilungsblatt der Gemeinde, zu bewerben, was großen Zuspruch fand. Denn, wie Hauptkommissar Lipok unmissverständlich deutlich machte: „Es führt kein Weg vorbei, die Sicherheitswacht muss anwachsen!“