Steile These? Mit welchem Flugzeug Russland angeblich den Taurus bekämpfen würde

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Ein belarussischer Militäranalyst warnt Moskau vor einem möglichen Einsatz des Taurus durch die Ukraine. Ein Flugzeug Russlands könne aber Abhilfe schaffen.

Schrobenhausen - Taurus steht im Lateinischen für Stier. Dass Waffensysteme nach mächtigen Tieren benannt werden, ist in der deutschen Rüstungsindustrie nicht unüblich. Quasi eine Tradition.

Taurus-Marschflugkörper: Russland hat laut Belarus angeblich ein Gegenmittel

Längst ist neben Leoparden, Geparden und Mardern auch jener Begriff Taurus im Ukraine-Krieg omnipräsent, da Kiew seinen Partner in Berlin seit Frühsommer 2023 eindringlich um die Lieferung des 5,1 Meter langen Marschflugkörpers bittet, der sich dahinter verbirgt. Mutmaßlich, um damit Ziele auf der 2014 durch Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim anzugreifen.

600 dieser 1,36 Tonnen schweren und hochpräzisen Riesen-Raketen soll die Bundeswehr in ihren Beständen haben. Der Stückpreis liegt bei geschätzt einer Million Euro, dafür gibt es eine Spitzengeschwindigkeit beim Zielanflug von mindestens 740 km/h inklusive. Doch: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weigert sich. Der deutsche Regierungschef will die begehrten Marschflugkörper einfach nicht an die Ukraine herausrücken. Falls doch, hätte Moskau angeblich ein Gegenmittel. Das behauptet jetzt zumindest eine umstrittene Quelle aus Belarus.

Streitthema: Der Taurus-Marschflugkörper, der (olivgrün) hier an einem Eurofighter der deutschen Luftwaffe befestigt ist. (Symbolfoto)
Streitthema: Der Taurus-Marschflugkörper, der (olivgrün) hier an einem Eurofighter der deutschen Luftwaffe befestigt ist. (Symbolfoto) © IMAGO/ABACA

Taurus für die Ukraine? Militäranalyst führt Russland-Flugzeug A-50 an

Konkret: Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur BelTA zitiert den belarussischen Militäranalysten Alexander Alessin, wonach das russische Aufklärungsflugzeug A-50 in der Lage sein soll, einen Taurus in der Luft zu identifizieren und seine Flugrichtung zu bestimmen.

„Russland setzt seine fliegenden A-50-Radare ein. Es gibt Informationen, dass einige von ihnen verloren gegangen sind. Aber 10 bis 15 dieser Systeme sind nach Angaben russischer Experten noch im Einsatz. Sie können Taurus-Raketen recht gut aufspüren und die Daten entweder an Luftabwehrsysteme oder Kampfjets weiterleiten. In diesem Fall können die Kampfflugzeuge, die von fliegenden Radaren geführt werden, eine entscheidende Rolle spielen“, wird Alessin zitiert.

Taurus
Waffentyp: Luft-Boden-Marschflugkörper (von Kampfjets verschossen)
Hersteller: Taurus Systems GmbH aus dem oberbayerischen Schrobenhausen
Stückpreis: geschätzt eine Million Euro
Länge / Durchmesser: 5,1 m / 1,08 m
Gefechtsgewicht: 1360 kg
Reichweite: 500 Kilometer

Russlands Aufklärungsflugzeug A-50: Gegenmittel gegen den Taurus?

Vorsicht ist geboten: BelTA gilt als Propaganda-Agentur des autokratischen Regimes von Präsident Alexander Lukaschenko in Minsk, das wiederum mit dem Kreml-Regime von Russland-Autokrat Wladimir Putin verbündet ist. Und: Die A-50 sind ihrerseits nicht unverwundbar. Nach ukrainischen Angaben sollen die russischen Luftstreitkräfte einzig zwischen dem 17. Februar und dem 3. März 14 Kampfflugzeuge und eben ein Aufklärungsflugzeug A-50U durch Abschuss verloren haben, was sich nicht unabhängig verifizieren lässt.

Die Su-35, die Su-34 oder die Su-27 - welcher Kampfjet der Russen derweil angeblich befähigt sein soll, angeleitet durch eine A-50, Marschflugkörper wie den Taurus unschädlich zu machen, bleibt in dem Bericht gänzlich unerklärt. Vielmehr dürfte es darum gehen, die ukrainischen Kampfjets MiG-29 und die ukrainischen Frontbomber Su-24M abzuschießen, ehe diese die Taurus abfeuern könnten. Die Beispiele der britischen Storm Shadows und der französischen Scalp-EG haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Ukrainer ihre verbliebenen Kampfflugzeuge für den Einsatz westlicher Raketensysteme modifizieren können.

Während russische Propagandisten Putin im Falle einer Taurus-Lieferung zu Zielen in Deutschland rieten, hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte Stand 18. März laut des viel zitierten Global Firepower Index (GPI) noch 40 einsatzfähige Kampfflugzeuge. Die russischen Truppen haben insbesondere auf der besetzten Krim mit ukrainischen Angriffen gestützt durch westliche Marschflugkörpern zu kämpfen.

Taurus-Marschflugkörper: Kanzler Olaf Scholz lehnt eine Lieferung an die Ukraine ab

Nur ein Beispiel: Am 18. September hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte eigenen Angaben zufolge auf der Krim das U-Boot „Rostow am Don“ sowie das Landungsschiff „Minsk“ bei einer kombinierten Attacke mit britischen Storm Shadows und französischen Scalp-EG derart beschädigt, sodass fraglich ist, ob sie überhaupt jemals wieder eingesetzt werden können. Bisher konnten die auf der Halbinsel stationierten russischen Flugabwehrsysteme vom Typ S-300 die westlichen Marschflugkörper jedenfalls nicht aufhalten.

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz lehnt eine Lieferung der Taurus dennoch ab, die im oberbayerischen Schrobenhausen zusammengebaut werden, knapp 40 Kilometer nordwestlich von München. Scholz tut das mit dem Verweis darauf, dass angeblich Bundeswehr-Soldaten bei der Zielsteuerung helfen müssten. Die Bundeswehr hat das so ihrerseits aber nie bestätigt. (pm)

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